Stellen Sie sich vor: Sie sitzen in einem Konzert, und plötzlich taucht neben Ihnen ein Profi-Fotograf auf, der viel herumhantiert und ständig Bilder macht. Mit einer Spiegelreflexkamera, die deutlich hörbare Geräusche macht. Was sehr störend ist. Sie denken vielleicht: So etwas gibt es nur am Heimatabend der Blasmusik des hinteren Wiggertals. Falsch. Mir ist das im KKL in Luzern passiert, dem heiligen Tempel der Innerschweizer Kulturszene.

Und zwar bei Chopin, Klavierkonzert Nr. 1, in der Parkettgalerie rechts, Reihe 2, Platz 20. Der Fotograf knipste auch dann, wenn die Pianistin leise Töne in den Saal perlen liess. Das war dann nicht mehr e-Moll, sondern Ä-Dur (Ärger pur). Ich bin ja einiges gewohnt an solchen Veranstaltungen. Ich sass im Zürcher Opernhaus auch schon so unglücklich, dass ich fast nur den Rücken des Dirigenten sah – in der dritten Reihe notabene.

Und wenn sich der Dirigent Nello Santi bei Verdi vergisst und laut mitsingt, ist das zwar amüsant, aber es nervt. Und was passierte, als der bekannte Ölhändler Marc Rich in der Zürcher Tonhalle knapp hinter mir einen Anruf aufs Handy erhielt? Er nahm ab und murmelte «Hallo» ins Gerät. Vielleicht verstehen Sie jetzt, dass ich langsam genug habe vom ernsten Kulturbetrieb. Demnächst sehen Sie mich wohl an einem DJ-Bobo-Konzert.