Papier, Kunststoff, Glas, Mobiliar und Textilien füllen Mulden, Mülltonnen und Sammelstellen. Wer lässt beispielsweise ein paar Schuhe reparieren, wenn ein neues Paar billiger zu stehen kommt als die Reparatur?
Dabei lassen sich alte Möbel, defekte Gegenstände oder gebrauchte Kleidungsstücke nicht nur wiederverwerten, sondern in neue Objekte verwandeln. «Upcycling» nennt man das.
Bianca Sellnow, Redaktorin bei der Internetplattform www.nachhaltigleben.ch, erklärt anhand von PET-Flaschen den Unterschied zu Recycling: «Wird eine Flasche zusammen mit anderen nach der Benutzung zerstört, eingeschmolzen und anschliessend wieder zu einer Flasche verarbeitet, handelt es sich um Recycling. Wird die PET-Flasche stattdessen verwendet, um daraus eine schicke Lampe zu bauen, spricht man von Upcycling.»
«Upcyceln»: Eigentlich eine alte Methode
Durch das Upcycling bekommt also ein Produkt einen neuen Zweck, und gleichzeitig wird es ästhetisch aufgewertet. Das kommt auch der Umwelt zugute.
Als Erfinder der Upcycling-Produkte gelten Daniel und Markus Freitag. Die Zürcher Brüder nähten vor rund 20 Jahren ihre erste Tasche aus LKW-Planen. Der Prototyp war der Beginn einer Erfolgsgeschichte, die bis heute andauert.
Wirklich neu ist die Upcycling-Methode aber nicht. Ein Klassiker aus dem letzten Jahrhundert ist zum Beispiel der Flickenteppich, der aus Streifen von alten Textilien gefertigt wurde.
Und wie steht es mit der Qualität von Upcycling-Produkten? «Das hängt ganz von den genutzten Materialien und der Verarbeitung ab – das ist bei neuwertigen Produkten nicht anders», sagt Bianca Sellnow.
Inzwischen haben sich einige Designer und Verkäufer in Internetshops auf Upcycling-Produkte spezialisiert. Einige Beispiele finden Sie auf dieser Doppelseite.
Kann man denn auch selber gebrauchte Materialien upcyclen? «Selbstverständlich», sagt Sellnow. «Es braucht dazu nur ein bisschen Fantasie, und zum Üben kann man ja mit etwas Kleinem anfangen.» Inspiration liefern Bücher und spezialisierte Internetshops.
www.raullauri.com: Aus Kaffeesatz wird Lampenschirm
Statt auf dem Kompost landet Kaffeesatz im Lampenschirm. Mit Hilfe eines Bindemittels schuf der spanische Designer Raul Lauri einen stabilen, aromatisch duftenden Lampenschirm. Preis: Fr. 185.–
www.faircustomer.ch:
Aus Pneu wird Sonnenschirmhalter
Dieser Sonnenschirmhalter ist aus einem gebrauchten Pneu gefertigt.
Preis: Fr. 133.–
www.brandschatz.ch:
Aus Weinkisten wird Couchtisch
Ein paar schöne hölzerne Weinkisten werden auf ein Brett geschraubt, unten kommen Rollen dran – und fertig ist der Couchtisch.
Preis: Fr. 1270.–
«Upcycling»: Buchtipps und Internet-Link
Katharina Heinrich und Christine Rechl werten Getränkekartons zu Portemonnaies auf, aus Landkarten werden Taschen und aus Obstnetzen Peeling-Schwämme.
Katharina Heinrich/Christine Rechl:
«Upcycling»,
Knaur Verlag, 2015,
Fr. 24.90.
Von Möbeln aus Paletten bis Weinkisten für drinnen und draussen: In diesem Buch finden sich jede Menge Ideen und Anregungen.
Claudia Guther:
«Alles Paletti!»,
Verlag Frech, 2014,
Fr. 21.90.
Alte Blumentöpfe werden zu Hockern mit Stauraum, Drahtbügel zu Haltern für Teelichter oder Zeitungen. Und alte Regenjacken machen sich als wasserdichte Gartenkissen gut. Janina Sticken und Linda Langer zeigen, wie man aus Gebrauchtem neue, nützliche Dinge macht.
Janina Sticken/Linda Langer:
«Upcycling»,
Gräfe und Unzer, 2015, Fr. 20.90.
Es gibt viele Websites mit Anleitungen zum Upcyclen. Interessant und originell ist www.weupcycle.com. Die Website bietet eine reichhaltige Sammlung an Ideen, wie man aus Abfall schöne und nützliche Dinge herstellen kann.