Nicht alle Opfer lokalisiert
Drei von fünf getesteten Lawinensuchgeräten erhielten im «Kassensturz»-Test nur genügende Noten. Der Grund: Sie waren nicht in der Lage, mehr als einen Verschütteten zu lokalisieren.
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K-Tipp 03/2012
04.02.2012
Letzte Aktualisierung:
07.02.2012
Sabine Knosala KTipp
Rund 15 Minuten bleiben im Ernstfall, um eine Person lebend zu retten, die von einer Lawine begraben wurde. Danach sinken die Überlebenschancen rapid. Das zeigen die Statistiken des Instituts für Schnee- und Lawinenforschung.
Überlebenswichtig ist also eine schnelle Ortung der Lawinenopfer. Eine Hilfe sollen hier Lawinensuchgeräte bieten.
Doch funktionieren die Geräte im Ernstfall auch wirklich? Der «Kass...
Rund 15 Minuten bleiben im Ernstfall, um eine Person lebend zu retten, die von einer Lawine begraben wurde. Danach sinken die Überlebenschancen rapid. Das zeigen die Statistiken des Instituts für Schnee- und Lawinenforschung.
Überlebenswichtig ist also eine schnelle Ortung der Lawinenopfer. Eine Hilfe sollen hier Lawinensuchgeräte bieten.
Doch funktionieren die Geräte im Ernstfall auch wirklich? Der «Kassensturz» wollte es genau wissen und hat deshalb fünf der meistverkauften Lawinensuchgeräte der Marken Arva, Mammut, Ortovox, Pieps und BCA in der Praxis testen lassen.
Zwanzig Personen mussten auf einem Testfeld jeweils innerhalb von zwölf Minuten drei im Schnee vergrabene Sender orten. Gut schnitten nur zwei der fünf Produkte ab:
- Element Barryvox von Mammut (Richtpreis Fr. 390.–, Bild)
- 3+ von Ortovox (Fr. 399.–)
Mit beiden Geräten konnten der erste und der zweite «Verschüttete» schnell gefunden werden. Einzig der dritte Sender gab dem 3+ Probleme auf.
Nur genügende Noten gab es für Tracker 2 von BCA (Fr. 429.–), Axis von Arva (Fr. 399.–) und DSP Tour von Pieps (Fr. 430.–). Mit DSP Tour liessen sich in 23 von 40 Fällen und mit Axis in 18 von 40 Fällen nicht alle drei «Verschütteten» finden. Beide Geräte führten die Benutzer immer wieder zum bereits gefundenen «Opfer» zurück. Tracker 2 versagte in 2 von 40 Fällen bereits beim ersten «Vermissten».
Pieps erklärte, es komme nur selten vor, dass drei Personen gleichzeitig verschüttet würden. Arva verweist darauf, im Internet sei eine verbesserte Software erhältlich.
Weitere Helfer im Notfall
Auch Spezialrucksäcke können Lawinentote verhindern.
Das zeigte ein Test des K-Tipp.
- Airbag-System: Aufblasbare Luftkissen sollen bewirken, dass das Opfer in den Schneemassen obenauf schwimmt.
- Lawinenball: Hier entfaltet sich ein roter Ballon, der auf der Lawinenoberfläche bleibt und die Ortung erleichtert.
In beiden Fällen befindet sich das System in einem Spezialrucksack. Um es auszulösen, muss der Betroffene an einer Reissleine ziehen, wenn sich die Lawine nähert.
Doch halten die Systeme auch wirklich, was sie versprechen? Das untersuchte der K-Tipp in Zusammenarbeit mit dem WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung in einem Praxistest (Ausgabe 6/11). Geprüft wurden die Airbag-Systeme Life Bag 30L von Snowpulse und Base Unit + Vario 30 von ABS-Airbag sowie der Lawinenball Avalanche Ball von der Mont Blanc Sport Group.
Ergebnis: Beide Airbagmodelle schnitten «gut» ab. Grund: Der Airbag und meist auch ein Körperteil der verschütteten Puppen waren gut zu sehen. Zudem wurden die Puppen mit Airbag weniger tief verschüttet. Nur «genügend» schnitt hingegen der Avalanche-Lawinenball ab. Er war zwar jeweils sofort sichtbar, konnte allerdings nicht verhindern, dass die Puppen tiefer verschüttet wurden.
Tipps: Lawinenunfälle vermeiden
So verhindert man bei Ski- und Schneeschuhtouren Lawinenunfälle:
- Informieren Sie sich über die akutelle Wetter- und Lawinensituation: Lawinenbulletin auf www.slf.ch.
- Beurteilen Sie vor Ort laufend die Verhältnisse, das Gelände sowie die beteiligten Personen. Merkblätter dazu: «Lawinengefahr – Das Risiko besser einschätzen» und «Achtung Lawinen!» auf www.slf.ch.
- Stellen Sie das Lawinenverschütteten-Suchgerät auf «Senden». Schaufel und Sonde mitnehmen.
- Brechen Sie nie alleine auf und folgen Sie keinen fremden Spuren, die in unbekanntes Gelände führen.
- Meiden Sie die steilsten Hangpartien. Beurteilen Sie frische Triebschneeansammlungen kritisch. Beobachten Sie die Erwärmung im Verlaufe des Tages. Befahren Sie Schlüsselstellen und extreme Steilhänge einzeln.
- Unerfahrene schliessen sich besser einer geführten Gruppe an oder bleiben auf markierten Pisten.
- Hilfreich ist White Risk – eine Lern-CD zur Lawinenunfall-Prävention vom Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF und von der Suva. Download oder Bestellung unter www.whiterisk.ch. Sie ist auch als App für iPhone und Android erhältlich.