Rund 200 Verleger, Politiker sowie Journalistenorganisationen sind Teil des Komitees «Die Meinungsfreiheit», das für ein Ja zum Medienpaket am 13. Februar wirbt. Ihr Plakatsujet zeigt die Fabelfigur Wilhelm Tell, die mit einer Zeitung eine Mauer mit dem Schriftzug «Fake News» zum Einstürzen bringt: «Wer Fakten statt Fake News will, sagt Ja zum Medienpaket.»
Doch ausgerechnet die selbsternannten Kämpfer gegen Fake News wollen sich im Abstimmungskampf nicht so ganz an die Fakten halten. Das zeigt ein internes Dokument der Werbeagenturen Farner und Rod, welche die Kampagne im Auftrag des Verbandes Schweizer Medien geplant hat.
Das Branchenportal «Klein Report» thematisierte das Papier. Darin steht: «In politischen Debatten sind nicht Fakten, sondern der gedankliche und emotionale Deutungsrahmen entscheidend.» Die Kampagne will deshalb nicht über Subventionen an die Verlage reden, sondern «eine Grundsatzdebatte über Medien entfachen und nur begrenzt auf die Argumente der Gegner des Medienpakets eingehen». Diese betonen, dass die grossen Verlage hochprofitabel sind. «Viel wichtiger als punktgenau zu kontern, ist die kontinuierliche Wiederholung unserer Kernbotschaften», heisst es im Konzeptpapier der Werber.
Dafür sind «orchestrierte Interviews» eingeplant. Die Befürworter wollen zudem Umfragen für 100 000 Franken in Auftrag geben, die aufzeigen sollen, dass die Unterstützung für das Referendum kleiner wird. Bis zum Abstimmungstag sollen ein «dringender Aufruf» von Kultur und Breitensport, «offene Briefe von Verlegern von Lokalmedien» sowie «Leserbriefe, Meinungsbeiträge, Testimonials und Videostatements» erscheinen.
Die Kampagne will eine «dominante Präsenz» mit Anzeigen und Internet- Werbemitteln erreichen und soll «in der politischen Mitte abgestützt werden». Zudem soll «eine Organisation aufgebaut oder alimentiert werden, die glaubwürdig am linken Rand politisiert».
Mobilisierung der Städter
Das Problem der schwindenden Medienvielfalt betrifft vor allem ländliche Regionen. Die Kampagne will aber in erster Linie die städtische Bevölkerung zum Abstimmen bewegen: «Mobilisiert werden müssen die Städte und die bevölkerungsreichen Kantone und Agglomerationen», steht im Papier.
Stefan Wabel, Geschäftsführer des Verlegerverbandes Schweizer Medien, sagt zum K-Tipp: «Wir arbeiten sehr wohl mit Fakten. Das Papier stammt aus einer frühen Konzeptphase der Agenturen, entspricht aber nicht der Realität. Wir platzieren keine orchestrierten Interviews in Zeitungen.» Medienarbeit werde im Rahmen eines üblichen Abstimmungskampfes betrieben. «Die Redaktionen arbeiten komplett unabhängig.»