Noch immer machen viele Poulets krank
Eine K-Tipp-Stichprobe zeigt: Jedes dritte Schweizer Poulet enthält den Durchfallerreger Campylobacter. Auffällig: Von den Bio-Poulets ist sogar jedes zweite betroffen.
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K-Tipp 12/2012
10.06.2012
Letzte Aktualisierung:
11.06.2012
Beat Camenzind
Schon wenige Campylobacter-Bakterien reichen aus, um einen Menschen ausser Gefecht zu setzen. Der Erreger verursacht Durchfall, Krämpfe und Fieber. Ein häufiger Grund für die Infektion ist Pouletfleisch.
Der K-Tipp hat deshalb für eine Stichprobe in Basel, Bern und der Region Zürich 50 Poulet-Produkte eingekauft und im Labor untersuchen lassen. Berücksichtigt wurden schweizerische und ausländische Poulets von Metzgern und ...
Schon wenige Campylobacter-Bakterien reichen aus, um einen Menschen ausser Gefecht zu setzen. Der Erreger verursacht Durchfall, Krämpfe und Fieber. Ein häufiger Grund für die Infektion ist Pouletfleisch.
Der K-Tipp hat deshalb für eine Stichprobe in Basel, Bern und der Region Zürich 50 Poulet-Produkte eingekauft und im Labor untersuchen lassen. Berücksichtigt wurden schweizerische und ausländische Poulets von Metzgern und Grossverteilern (frisch und tiefgekühlt). Darunter waren auch Bioprodukte.
Bio-Poulets am häufigsten infiziert
Ergebnis: Das Labor fand den Durchfallerreger in 14 der 50 Proben (28 Prozent). Schweizer Poulets sind stärker belastet als ausländische: Jedes dritte Schweizer Produkt enthielt Campylobacter. Bei den ausländischen Proben war es nur jedes vierte.
Am häufigsten steckt der Erreger in den Bio-Produkten: Von den elf naturnah gezüchteten Hühnern (Bio, Freiland, IP) waren fünf infiziert.
Die besten Resultate erzielte tiefgekühltes Pouletfleisch: In keiner der sieben Proben fand das Labor Campylobacter. Das liegt gemäss wissenschaftlichen Studien daran, dass viele Bakterien die tiefen Temperaturen nicht überleben.
Ausländische Poulets schnitten besser ab
Dennoch bietet das Tiefkühlen keine 100-prozentige Sicherheit. Das zeigt eine Stichprobe, die der K-Tipp vor zwei Jahren gemacht hat: Eine tiefgekühlte Probe war infiziert.
Der Vergleich mit dem Labortest im Jahr 2010 belegt zudem: Schweizer Poulets sind häufiger verseucht als ausländische: Damals war es jede zweite Probe, bei den ausländischen nur jede fünfte (siehe K-Tipp 12/2010).
Die Stellungnahmen der Hersteller gleichen sich: Alle verweisen auf die auf der Verpackung aufgedruckten Hinweise zur Küchenhygiene (siehe Kasten «Pouletfleisch zubereiten»).
Interessant: Coop-Lieferant Bell zahlt seinen Geflügelproduzenten eine Prämie, wenn sie Fleisch ohne Campylobacter liefern. Mit dieser und weiteren Massnahmen sei es gelungen, die Zahl der infizierten Hühner leicht zu senken, so Coop.
Pouletfleisch zubereiten: So reduziert man das Risiko
- Fleisch gut durchbraten.
- Rohes und gegartes Fleisch konsequent trennen.
- Fleischsaft darf nicht mit anderen Lebensmitteln in Berührung kommen.
- Hände, Geschirr, Lappen und Geräte nach Kontakt mit rohem Poulet gut reinigen.
- Verpackungen sofort wegwerfen.
Erkrankungen
2012 könnte ein Rekordjahr werden, was Campylobacter-Infektionen angeht: In den ersten 20 Wochen des laufenden Jahres wurden den Behörden bereits über 2700 Fälle gemeldet. Das sind rund 1000 Infektionen mehr als in der gleichen Zeit vor zwei Jahren. Betroffen sind vor allem Leute zwischen 20 und 30 sowie Kinder unter 5 Jahren – tendenziell mehr Männer als Frauen. Eine Erklärung für den Anstieg hat man beim Bundesamt für Gesundheit nicht.
Pouletfleisch ist eine der häufigsten Quellen für die Übertragung des Erregers. Die Infektion löst Durchfall, Krämpfe und Fieber aus und kann für Kleinkinder, Senioren und Kranke gefährlich werden. Zudem kann sie zu einer Erkrankung des Nervensystems führen.
Seit 2008 diskutieren in der Schweiz Bund, Forscher und Pouletbranche in der «Campylobacter-Plattform», wie die Zahl an Infektionen zu senken sei. Die erste konkrete Massnahme: Die Geflügelhalter wurden über Hygieneregeln aufgeklärt. Deren Einhaltung wird kontrolliert. Diskutiert werden auch Hygienekriterien für die Schlachthöfe.
Übrigens: In der Schweiz tragen rund 70 Prozent der Schlachthühner den Erreger in sich. In Skandinavien liegt die Rate bei nur rund 10 Prozent.