Auf den Schweizer Strassen spielen Elektroautos eine vernachlässigbar kleine Rolle. Aktuell sind nur rund 14 500 Elektrofahrzeuge zugelassen. Gemessen an der gesamten Fahrzeugflotte von 4,57 Millionen Autos, ist das ein Anteil von mickrigen 0,3 Prozent. Von den neu verkauften Wagen sind nicht einmal 2 Prozent Elektroautos. Dazu passt: Der CO2-Ausstoss der Schweizer Neuwagenflotte stieg im Jahr 2017 erstmals seit 20 Jahren wieder an und ist mit 134,1 Gramm pro Kilometer (g/km) gar der schlechteste Europas. Und es wird noch schlechter: Zwar liegen noch keine offiziellen Zahlen vor, aber gemäss einer internen Auswertung der Autoimporteure hat der CO2-Ausstoss im vergangenen Jahr nochmals zugenommen – auf 138 g/km.
In Norwegen – das Land ist der grösste westeuropäische Exporteur von Erdöl und Erdgas – lag der CO2-Ausstoss der Neuwagen bei nur 82 g/km. Das war 2017 europaweit der tiefste Wert. Der Anteil an Elektroautos beträgt aktuell rund 7 Prozent, ist also fast 25 Mal so hoch wie in der Schweiz. Ende 2018 war jeder zweite neu verkaufte Wagen ein Elektromodell. Das am besten verkaufte Auto des vergangenen Jahres ist der Nissan Leaf – ein E-Auto. In der Schweiz liegt das bestverkaufte Elektroauto an 97. Stelle.
Was macht Norwegen anders? Die Antwort ist simpel: Elektrisch fahren heisst in Norwegen Geld sparen. «Aus Umfragen bei unseren Mitgliedern wissen wir, dass die Ersparnis der wichtigste Anreiz für den Kauf eines Elektroautos ist», sagt Silje Fines Wannebo von «Norsk Elbilforening», quasi dem norwegischen TCS für Elektroautos. Aus folgenden Gründen lohnt sich der Kauf eines Elektroautos in Norwegen.
Norwegen gibt Steuererleichterungen
Schweiz: Die Elektrovariante des VW-Golf kostet mit rund 41 000 Franken etwa 4000 Franken mehr als der vergleichbare Golf mit Benzinmotor. Zwischen dem E-Auto von Renault, dem Zoe, und dem vergleichbaren konventionellen Renault Clio liegt der Preisunterschied bei rund 10 000 Franken.
Norwegen: Golf- und Zoe-Elektromodelle sind von der 25-Prozent-Mehrwertsteuer und von anderen Steuern befreit. Nicht zuletzt deshalb kosten Elektromodelle nur zwischen 1300 und 1800 Franken mehr als spritbetriebene, sind also nur unwesentlich teurer.
Elektroautos können gratis parkieren
Schweiz: Der Bund fördert die Verbreitung elektrischer Autos nicht. Die einzige Vergünstigung für Fahrer von Elektroautos gibt es bei der kantonalen Motorfahrzeugsteuer. Dabei handelt es sich meistens um eine befristete Befreiung oder um Rabatte, die es nur in etwa der Hälfte aller Kantone gibt. Einzig der Kanton Solothurn verzichtet bei Elektroautos vollumfänglich auf die Motorfahrzeugsteuer. Immerhin: Seit Anfang Jahr bietet der Kanton Thurgau einen E-Auto-Förderbeitrag von 4000 Franken an.
Norwegen: Die Verbreitung von Elektroautos wird in Norwegen stark gefördert. So ist die Benutzung der Strassen und Autobahnen sowie das Parkieren fast überall gratis. In Oslo zum Beispiel spart man damit jährlich rasch mehr als 1000 Franken.
Werden Gebühren auch für Elektroautos erhoben, dann stets nur in halber Höhe. Diese 50-Prozent-Regel gilt ebenfalls für die Benutzung von Fähren. Zudem: Bei Stau dürfen Elektroautos Busspuren benutzen.
Alle 50 Kilometer eine Ladestation
Schweiz: Um mit einem Elektroauto längere Strecken fahren zu können, braucht es ein gutes Netz an Schnellladestationen entlang den Autobahnen. Der Ausbau verläuft schleppend: Aktuelles Beispiel ist die Autobahn A3 zwischen Zürich und Chur. Sie zählt in beiden Richtungen sieben Raststätten – Elektroautos kann man heute aber nur an zwei davon laden.
Norwegen: Auf norwegischen Hauptstrassen sind Schnellladestationen alle 50 Kilometer zu finden – ausser in der Provinz Finnmark, dem nördlichsten Zipfel des Landes.
Die Schweiz kann ihre klimapolitischen Ziele nur erreichen, wenn sich der Anteil an Elektrofahrzeugen auf den Schweizer Strassen massiv erhöht und die Zahl der Benzin- und Dieselfahrzeuge sinkt. Doch die Politik steht auf der Bremse: Sie schützt die Autoimporteure und plant auch künftig keine handfeste finanzielle Elektroauto-Unterstützung für Konsumenten.
Norwegen dagegen fährt entschlossen weiter auf dem Weg zur CO2-freien Mobilität: Gemäss Beschlüssen von Parlament und Regierung sollen ab 2025 nur noch abgasfreie Autos zugelassen werden.
Vielfahrer profitieren
Je mehr Kilometer man im Auto zurücklegt, desto eher lohnt sich der Kauf eines E-Autos.
Das ergaben verschiedene Berechnungen von «Saldo» (8/2016) und K-Tipp (14/2013). Der Grund: Betriebs- und Unterhaltskosten sind bei Elektroautos tiefer als bei Benzin- und Dieselfahrzeugen.
Weitere Infos rund ums Elektroauto sind zu finden auf E-Mobile.ch, einer Website der Fachorganisation für Elektro-, Energie- und Informationstechnik Electrosuisse.