Nun gehts ans Eingemachte
Jahrelang erhielt ein Rentner von der Secura/Generali eine Leibrente in der Höhe von 2000 Franken jährlich. Seit Anfang 2003 sind es nur noch 1538 Franken.
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K-Tipp 4/2003
26.02.2003
Ernst Meierhofer - emeierhofer@ktipp.ch
Der Vertrag datiert vom 17. September 1993. An diesem Tag kaufte der damals 63-jährige Günter Leuteritz eine sofort beginnende Leibrente bei der Secura.
Leuteritz überwies der Secura auf einen Schlag 28 000 Franken; die Secura ihrerseits verpflichtete sich vertraglich, ihm bis ans Lebensende jährlich 1452 Franken zu zahlen. Stirbt Leuteritz, erhält seine Frau das Geld, solange sie lebt - und umgekehrt. Effektiv ausbezahlt wurden aber jeweils 2000 Franken. Dieser Betrag war au...
Der Vertrag datiert vom 17. September 1993. An diesem Tag kaufte der damals 63-jährige Günter Leuteritz eine sofort beginnende Leibrente bei der Secura.
Leuteritz überwies der Secura auf einen Schlag 28 000 Franken; die Secura ihrerseits verpflichtete sich vertraglich, ihm bis ans Lebensende jährlich 1452 Franken zu zahlen. Stirbt Leuteritz, erhält seine Frau das Geld, solange sie lebt - und umgekehrt. Effektiv ausbezahlt wurden aber jeweils 2000 Franken. Dieser Betrag war auch in der Offerte in Aussicht gestellt worden - aufgrund der darin enthaltenen Überschussbeteiligung.
Überschüsse sind ein typisches Element dieser Art von Versicherung: Der Kundeerhält freiwillig einen zusätzlichen Zustupf, der abhängig ist vom Kapitalmarkt und vom Kostenverlauf der Gesellschaft.
Überschüsse sind in den Offerten zwar aufgeführt, aber ausdrücklich nicht garantiert - auch nicht im Vertrag von Günter Leuteritz. Trotzdem hat die Secura (sie wurde später von der Generali übernommen) den unverbindlich in Aussicht gestellten Betrag von 2000 Franken bis anhin eingehalten - neun Jahre lang.
Überschuss um 85 Prozent gekürzt
Die Secura/Generali befand sich damit in bester Gesellschaft. Ein ungeschriebenes Gesetz in der Branche sagt: An den Überschüssen von laufenden Renten wird nicht herumgefummelt. Schliesslich ist eine Leibrente ein wichtiger Einkommensbestandteil, mit dem Rentner - nebst AHV und Rente der Pensionskasse - fest rechnen, falls sie eine solche Versicherung gekauft haben.
Die Zürich formuliert es so: «Aus Gründen der Glaubwürdigkeit versuchen die Versicherungsgesellschaften selbstverständlich, diese dem Kunden in Aussicht gestellten "Extra-Vergütungen" auch einzuhalten.»
Jetzt aber hat die Generali den Pfad der Tugend verlassen: Sie hat die Überschussbeteiligung von Leuteritz um satte 85 Prozent gekürzt. Sein «Zahltag» sinkt damit von 2000 auf 1538 Franken im Jahr.
Zwar hatte das Bundesamt für Privatversicherungen (BPV) den Gesellschaften im Dezember 2002 empfohlen, solche Überschüsse um höchstens 50 Prozent zu kürzen. Die Generali sagt aber, ihre Senkung sei in diesem Ausmass vom BPV einen Monat zuvor bewilligt worden. Im Übrigen seien nur wenige Verträge von Senkungen in dieser Grössenordnung betroffen.
100 000 Betroffenen drohen Einbussen
Angesichts der anhaltend tiefen Zinsen werden künftig wohl noch mehr Pensionierte mit laufenden Leibrenten in den sauren Apfel beissen müssen.
Eine K-Tipp-Umfrage unter 12 Anbietern hat gezeigt: Die meisten Gesellschaften haben Kürzungen von Überschüssen auf laufenden Renten bisher vermeiden können. Aber keine kann einen solchen Schritt für die nahe Zukunft ausschliessen, falls die Zinsen anhaltend tief bleiben.
Gemäss einer Schätzung des Schweizerischen Versicherungsverbands gibt es derzeit in der Schweiz rund 100 000 Bezüger von privaten Leibrenten. Die Betroffenen können nichts tun - ausser leer schlucken.
Einmal einzahlen - und der «Zahltag» trifft ein Leben lang ein
Eine grosse Summe einzahlen, dann garantiert lebenslänglich eine jährliche Rente beziehen - so funktioniert die private Leibrente.
Das sind die wichtigsten Punkte, die Sie zum Thema Leibrente wissen müssen:
- Eine private Leibrente ergänzt die Zahlungen von der AHV und Ihrer Pensionskasse.
- Holen Sie beim Abschluss Offerten von verschiedenen Gesellschaften ein und achten Sie vor allem auf die garantierte Rente und nicht auf die «Rente inklusive Überschuss». Der prognostizierte Überschuss ist ein Unsicherheitsfaktor, der für die Gesellschaft nicht bindend ist. Ein im Vergleich zur garantierten Leistung hoher Überschuss ist ein Lockvogel.
- Es gibt nicht nur sofort beginnende Leibrenten, sondern auch aufgeschobene: Bei denen erfolgt die Einmalzahlung zum Beispiel mit 65 Jahren, die erste Rente kommt aber erst ab Alter 70. Solche Renten fallen höher aus.
- Sie können die Rente mit «Rückgewähr» abschliessen. Ihre Erben erhalten dann einen Teil des Geldes zurück, falls Sie relativ früh sterben. So fällt die Rente allerdings tiefer aus als bei der Variante ohne Rückgewähr.
- Viele weitere Tipps zum Thema hat der K-Tipp in Nummer 1/02 veröffentlicht. Alles Wichtige zu Leibrenten finden Sie auch im K-Tipp-Ratgeber «So sind Sie richtig versichert».
- Aktuelle Vergleiche von Leibrenten finden Sie auch im Internet unter www.vzonline.ch