Nun kommen Sie zum Zug
Die Züge sind voll - und die Zeitungen voll mit Schlagzeilen über Gewalt und Serviceabbau im öffentlichen Verkehr. Der K-Tipp und der Verein Pro Bahn Schweiz wollen wissen: Wie zufrieden sind die Bahnkunden?
Inhalt
K-Tipp 16/2003
01.10.2003
Markus Kellenberger - mkellenberger@ktipp.ch
Fast eine Million Menschen in der Schweiz benützen jeden Tag die SBB, S- und Privatbahnen für die Fahrt zur Arbeit oder für Freizeitaktivitäten. Die SBB sind stolz auf die erbrachte Leistung. Besonders darum, weil die Auswertung ihrer eigenen Kundenumfrage vor wenigen Wochen ergab: 81 Prozent aller Fahrgäste waren 2002 zufrieden.
Für diese grosse Mehrheit stimmte laut SBB praktisch alles, angefangen bei der Sauberkeit im Zug bis hin zum Preis-/Leistungsverhältnis.
Di...
Fast eine Million Menschen in der Schweiz benützen jeden Tag die SBB, S- und Privatbahnen für die Fahrt zur Arbeit oder für Freizeitaktivitäten. Die SBB sind stolz auf die erbrachte Leistung. Besonders darum, weil die Auswertung ihrer eigenen Kundenumfrage vor wenigen Wochen ergab: 81 Prozent aller Fahrgäste waren 2002 zufrieden.
Für diese grosse Mehrheit stimmte laut SBB praktisch alles, angefangen bei der Sauberkeit im Zug bis hin zum Preis-/Leistungsverhältnis.
Die restlichen 19 Prozent bemängelten hauptsächlich das in Spitzenzeiten knappe Platzangebot. Themen wie Sauberkeit und Sicherheit rangieren weit hinten, wobei die Unzufriedenheit in diesen Bereichen im Vergleich zum Vorjahr tendenziell leicht zugenommen hat.
Adrian Schmid vom Verkehrsclub der Schweiz VCS misstraut der SBB-Umfrage. «Meine Wahrnehmung deckt sich überhaupt nicht mit dem Ergebnis der SBB», sagt er. Fast täglich sei er mit der Bahn unterwegs und stelle fest: «Sauberkeit, Sicherheit, Service und das oft fehlende Zugpersonal sind unter den Fahrgästen Dauerthemen.» Und dies nicht erst seit brutale Gewalttaten in öffentlichen Verkehrsmitteln für Schlagzeilen sorgten.
Fragezeichen bezüglich der SBB-Umfrage hat auch Pro Bahn Schweiz, die Interessenvertreterin der Bahn-, Bus- und Trambenützerinnen und -benützer. Sie ist der Meinung, dass insbesondere die SBB bezüglich Kundendienst schon seit längerem auf dem falschen Gleis fahren. «Seit zwölf Jahren, um genau zu sein», sagt Pro-Bahn-Schweiz-Mitglied Peter Schwarzenbach.
Damals nämlich führten die SBB als Sparmassnahme in den Regionalzügen den kondukteurlosen Betrieb ein. «Seither», so Schwarzenbach, «geht es mit der Sicherheit, der Sauberkeit und dem Service bei den Bahnen den Berg hinunter.» Darüber berichtete letzte Woche auch das Konsumentenmagazin Saldo.
Gewinndenken statt Kundenservice
Besserung ist vorläufig keine in Sicht. Im Gegenteil: Beim Reinigungspersonal wollen die SBB weitere Stellen einsparen. Und beim Service verdrängt reines Gewinndenken die früher übliche Kundenfreundlichkeit. Ein Beispiel: Intern sind Schalterangestellte der SBB angewiesen, Kunden nicht von sich aus auf günstigere Billette aufmerksam zu machen (K-Tipp Nr. 14/03).
Pro Bahn Schweiz und VCS stehen mit ihren Bedenken nicht alleine da. Auch der Schweizerische Eisenbahn- und Verkehrspersonalverband SEV, die Interessengemeinschaft öffentlicher Verkehr Igöv und die Stiftung für Konsumentenschutz SKS beobachten mit Besorgnis, wie die Qualität des öffentlichen Verkehrs (ÖV) sinkt. Und selbst die NZZ stellte vor wenigen Tagen in einem Leitartikel fest, dass «bereits allzu viele Züge in einem Zustand verkehren, der dieses Landes nicht würdig ist».
Kritik am Ausbau der Bahnpolizei
Unter dem Druck der Öffentlichkeit führten die SBB in den letzten Monaten in einigen Zügen Videoüberwachung ein. Zudem soll in naher Zukunft eine mit weitreichenden Kompetenzen ausgestattete Transportpolizei in der ganzen Schweiz für Ruhe und Ordnung in den Zügen sorgen und die bisher nur gerade 140 Mann starke Bahnpolizei verstärken.
Für Peter Schwarzenbach, der sich als Psychologe mit Aggressionsforschung beschäftigt, ist das der denkbar schlechteste Weg, um der unliebsamen Entwicklung entgegenzutreten. Kurzfristige Erfolge schliesst er zwar nicht aus, aber: «Polizisten in Uniform können nur beschränkt ein Gefühl von Sicherheit erzeugen», sagt er. Normale Bahnkunden bekämen so nämlich eher den Eindruck, sich ständig im Ausnahmezustand zu befinden. «Das kann wohl kaum das sein, was sich Bahnkunden wünschen.»
Was aber wünschen sich die Benützerinnen und Benützer des ÖVs wirklich? Um das unabhängig von den SBB herauszufinden, hat Pro Bahn Schweiz in Zusammenarbeit mit dem K-Tipp den nebenstehenden Fragebogen ausgearbeitet.
Ihre Meinung ist uns wichtig
Auf den folgenden zwei Seiten finden Sie einen ausführlichen Fragebogen rund um unsere Bahnen. Der K-Tipp und der Verein Pro Bahn Schweiz möchten wissen, wie Sie Dienstleistungen, Sauberkeit, Sicherheit und Kundenfreundlichkeit auf Bahnhöfen, in Regional- und S-Bahnen, in Schnell- und IC-Zügen beurteilen.
Wie beurteilen Sie die Dienstleistungen der Bahnen?
Wie gut ist der Service, den die Bahnen bieten? Mit Ihrer Hilfe will der K-Tipp herausfinden, wo Bahnbenützerinnen und -benützer der Schuh drückt.
Füllen Sie den Fragebogen in aller Ruhe aus. Wissen Sie bei einer Frage keine Antwort, überspringen Sie sie einfach.
Schicken Sie den ausgefüllten Fragebogen bis spätestens 20. Oktober an:
K-Tipp, Stichwort «Bahn», Postfach 431, 8024 Zürich. Unter den Einsendern werden Reka-Schecks, Eisenbahnbücher und Abos der Zeitschrift «InfoForum» von Pro Bahn Schweiz verlost.