Wer in einen heftigen Regenschauer gerät, kann sich längst nicht auf alle Regenjacken verlassen. Das zeigt der Test von K-Tipp und «Kassensturz:» Von zwölf Produkten schnitten vier ungenügend ab. So hielt die Herrenjacke der Aldi-Marke Crane selbst im Neuzustand den Regen nicht ab: Schon nach einer einstündigen Beregnung im Labor waren sowohl Rücken als auch Schultern durchnässt. Die Schwachstelle der Aldi-Jacke waren die undichten Nähte. Sie landete mit der Note «ungenügend» auf dem letzten Platz.
Auch bei anderen Modellen waren die Nahtstellen der grösste Schwachpunkt. Damit bestätigte sich ein Befund, der sich schon in früheren Tests von «Saldo» und K-Tipp ergeben hatte. An den Nähten lief auch bei den Jacken «Pia» von Trevolution und «Hungchi» von Sherpa bereits im Neuzustand Wasser durch. Nach fünf Waschgängen hatten sie dem Wasser kaum mehr etwas entgegenzusetzen.
Ungenügend schnitt zudem die «Atrium Regenjacke Blau» aus der Landi ab. Bei ihr waren zwar die Nähte dicht, doch der Stoff liess Wasser durch.
Die Hersteller der ungenügenden Jacken zeigen sich überrascht über das Ergebnis: «Wir prüften Nähte und Stoff mehrmals auf Wasserdichtigkeit, sie überstanden alle Tests», schreibt etwa Sherpa-Vertreiber Otto’s. Die Hersteller sagen auch, dass die Jacken nach mehreren Waschgängen neu imprägniert werden sollten. Bei der Sherpa-Jacke könne die wasserabweisende Wirkung auch bei tiefer Temperatur im Trockner aufgefrischt werden.
Das Testverfahren des K-Tipp unterscheidet sich von dem der Hersteller. Diese lassen die Jacken meist in einem Wassersäulentest prüfen. Dieser soll zeigen, bis zu welchem Wasserdruck die Jacke standhält, bis Wasser hindurchtritt. Der K-Tipp dagegen liess die Jacken im Labor direkt beregnen. Das entspricht der Realität besser.
Waschen schadet vielen Jacken
Fünf Jacken liessen im Neuzustand nach der einstündigen Beregnung kein oder nur wenig Wasser durch. Sie litten aber durch die fünf Waschgänge und den Scheuertest: Nach beiden Prüfungen waren sie an Rücken und Schultern nicht mehr dicht.
Guten Schutz vor Regen boten die zwei teuersten Jacken im Test. Das Herrenmodell der Ochsner-Sport-Marke 46 Nord war im Neuzustand dicht. Nach fünf Waschgängen zeigte die Jacke leichte Schwächen. Besonders an der Schulter bildeten sich feuchte Stellen.
Helly-Hansen-Jacke blieb trocken
Als einziges Modell erreichte die «Seven J Jacket» von Helly Hansen die Gesamtnote «sehr gut»: Sie hielt dem Regen im Neuzustand und nach fünf Waschgängen stand und hatte danach keine einzige feuchte Stelle. Sie hielt das Wasser auch gut ab, nachdem der Jackenstoff 25 000 Mal gegen ein Wollgewebe gerieben worden war.
Der K-Tipp testete das gelbe Damenmodell der Helly-Hansen-Jacke. Das rote Herrenmodell ist bei SportXX zum gleichen Preis erhältlich. Tipp: Ein kurzer Preisvergleich im Internet kann sich lohnen, besonders wenn die Farbe keine Rolle spielt. Bei Galaxus.ch gibt es die Jacke zum Beispiel in den Farben Dunkelblau und Hellrot für unter 100 Franken.
Wie die meisten anderen Jacken im Test war die Helly-Hansen-Jacke als «PFC-frei» gekennzeichnet. Damit verspricht der Produzent, dass das Produkt ohne Fluor-Kohlenwasserstoffe (PFC) imprägniert ist. Diese Stoffe machen Jacken für lange Zeit wasserdicht – gelten aber als bedenklich für Mensch und Umwelt. Sie reichern sich in Tieren und Menschen an und stehen im Verdacht, Krebs auszulösen. Die «Seven J Jacket» von Helly Hansen ist die erste als PFC-frei gekennzeichnete Erwachsenenjacke, die in einem Test von K-Tipp oder «Saldo» eine sehr gute Note bei der Wasserdichtigkeit erreichte.
Alle untersuchten Jacken zeichneten sich durch eine sehr gute Atmungsaktivität aus. Sie verhindern also, dass man beim Tragen allzu stark schwitzt. Die Jacken eignen sich damit auch für Aktivitäten wie Wandern und Velofahren. Allerdings fehlt bei allen Modellen ein Innenfutter. Für Bergtouren bei kühleren Temperaturen sollte man daher etwas Wärmendes darunter anziehen. Ein Test des «Gesundheitstipp» zeigte: Die Thermoshirts «Odlo Active Sports Underwear Crew» und «Landi Thermoshirt» wärmen gut («Gesundheitstipp» 12/19).
So hat der K-Tipp getestet
Die Experten des Labors Weber & Leucht in Fulda (D) prüften für den K-Tipp häufig verkaufte Regenjacken. Bei den Produkten handelte es sich um Modelle mit einer Wassersäule von 3000 bis 5000 Millimetern. Das bedeutet: Sie sollten einem mittleren bis starken Regenschauer für eine gewisse Zeit standhalten. Die Testkriterien im Detail:
Wasserdichtigkeit
Die Jacken wurden einer Prüfpuppe angezogen und einem einstündigen starken Regen ausgesetzt. Sensoren unter der Jacke registrierten, wann es unter der Jacke nass wurde. Danach bewerteten die Experten, wie viel Wasser die Jacke durchgelassen hatte und ob sich der Stoff mit Wasser vollgesaugt hatte. Die Wasserdichtigkeit wurde im Neuzustand und nach fünf Waschgängen überprüft. Ausserdem untersuchten die Laborexperten, wie gut der Jackenstoff vor dem Eindringen von Wasser schützt, wenn er 25 000 Mal gegen ein Stück Baumwollstoff gerieben wird.
Aussehen nach dem Waschen
Die Experten verglichen die Jacken im Neuzustand und nach fünf Waschgängen: Sind noch alle Nähte in Ordnung? Verliert der Stoff an Farbe? Ist die Oberfläche glatt oder rau und fusselig? Funktionieren die Reissverschlüsse noch reibungslos?
Atmungsaktivität
Um die Atmungsaktivität zu prüfen, legten die Laborexperten den Jackenstoff auf eine beheizte Metallplatte. An deren Oberfläche verdampfte Wasser: Je mehr Dampf den Jackenstoff passierte, desto besser.
Tipps für die richtige Pflege
Damit eine Regenjacke lange in Schuss bleibt, sollte man einige Punkte beachten. Die Tipps.
Regelmässig, aber nicht zu oft waschen
Eine Wäsche pro Saison entfernt Schmutz und Fett, welche die Membran verstopfen können. Die Jacke bei maximal 30 Grad waschen.
Keinen Weichspüler verwenden
Regenjacken sollte man mit einem Waschmittel ohne Weichspüler waschen: Parfümierte Weichspüler wirken ätzend und zerstören die wasserabweisende Schicht der Regenjacken.
Imprägnierspray verwenden
Imprägniersprays und sogenannte Wash-ins schützen die Regenjacke vor Schmutz und Flecken – und helfen erst noch, undichte Jacken wieder undurchlässig zu machen. In einem Test der Zeitschrift «Saldo» vor sechs Jahren erreichten die Imprägniersprays «Bama Power Protector» (Preis: Fr. 16.90, SportXX) und «Fila Premium Proof All» (Fr. 18.90, Ochsner Sport) gute Noten («Saldo» 17/2016).