Das neue Preissystem für Zugreisen nach Italien ist für Kunden gewöhnungsbedürftig.» Was SBB-Sprecher Roland Binz schönredet, übersetzt Edwin Dutler, Präsident der Bahnkundenvereinigung Pro Bahn Schweiz: «Diese Neuerung ist höchst kundenunfreundlich.»

In Rage gerät Dutler, weil seit dem Fahrplanwechsel vom Dezember in Italien die bisher freiwillige Sitzplatzreservation obigatorisch wurde und nun Teil des Billetts ist. Neu gilt also das bisher zugunabhängige Ticket nur noch für den gebuchten Zug und für keinen anderen, wie Binz bestätigt.

Anders ausgedrückt: Wer ein Billett für eine Fernverkehrsverbindung kauft, muss gleichzeitig entscheiden, mit welchem Zug er fahren will. Bisher konnte man die Reise spontan unterbrechen und mit einem späteren Zug fortsetzen - und auf einen freien Platz im Anschlusszug hoffen. Neu verliert aber die Fahrkarte die Gültigkeit, wenn man nicht mit dem explizit gebuchten Zug fährt. Ändern Italienreisende ihre Pläne, müssen sie ihr Ticket mühsam umbuchen oder unter Umständen sogar ein neues kaufen.

Das neue Preissystem der staatlichen Bahngesellschaft Trenitalia wird gleichzeitig auch intransparent: Wie viel eine bestimmte Strecke kostet, ist für Kunden schwer auszumachen. Denn neu gibt es so genannte Marktpreise. Gilt beispielsweise zwischen Mailand und Neapel eine Aktion, fährt der Kunde günstig. Scheinbar preiswerte Angebote können aber auch schnell mehr kosten als erwartet, weil gewisse Preise nur für ein bestimmtes Kontingent an Plätzen in einem Zug gelten. «Dieses Preissystem ähnelt jenem des Flugverkehrs», sagt Binz.

(ohs)