Obligationen sind seit der Finanzkrise sehr gefragt, vor allem Anleihen von soliden Schuldnern. Grund: Wenn Anleger davon ausgehen, dass der Herausgeber finanziell gesund ist, die Zinsen immer überweist und den Betrag am Ende der Laufzeit vollumfänglich zurückzahlt – dann geben sie ihm gerne ein Darlehen. Darlehensnehmer sind in der Regel Firmen oder Staaten.
Obligationen werden ja an der Börse gehandelt. Und dort hat die grosse Nachfrage die Kurse meist nach oben getrieben – über die Nominalwerte hinaus. Am Ende der Laufzeit wird aber immer der Nominalwert, also der geliehene Betrag, zurückbezahlt. Das heisst: Kauft ein Anleger eine Obligation an der Börse zu einem Wert von 110 Prozent, erhält er am Ende der Laufzeit dennoch nur 100 Prozent zurück. Kurs- und damit Wertverluste sind programmiert.
Das Gleiche gilt für Obligationenfonds, also Anlagegefässe, deren Fondsmanager das Geld in viele unterschiedliche Einzel-Obligationen investieren. Unter dem Strich resultiert bei solchen Fonds in vielen Fällen eine negative Rendite.
K-Geld zeigt dies am Beispiel des Fonds iShares Swiss Domestic Government Bond 3–7 (Valor 1699984). Stichtag für alle Angaben: 23. Januar 2015. Der Fonds enthält Bundesobligationen mit mittleren Laufzeiten. Sie werden mit durchschnittlich 2,65 Prozent pro Jahr verzinst. Doch ihre Kurse notieren rund 15 Prozent über dem Nominalwert. Es wird also zu einem entsprechenden Kursverlust kommen. Dieser Verlust fällt stärker ins Gewicht als die Zinszahlungen, die die Anleger in der Restlaufzeit noch erhalten. Die effektive Rendite der Obligationen im Fonds liegt damit – von heute aus gerechnet – unter Null.
Wie viel genau? Die Kennzahl dazu heisst «Rendite auf Verfall». Sie beziffert die effektive Rendite der Obligationen in der Restlaufzeit – unter Berücksichtigung der anstehenden Zinszahlungen sowie der sich abzeichnenden Kursveränderungen. Oft wird sie auch Rückzahlungsrendite oder Effektivverzinsung genannt. Bei den Obligationen im iShares Swiss Domestic Government Bond 3–7 beläuft sich die Rendite auf Verfall auf minus 0,8 Prozent.
Damit ist die Gesamtrechnung aber noch keineswegs vollständig. Schon innerhalb des Fonds fallen allerlei Kosten an, unter anderem die Entschädigung für die Fonds-Verwalter.
Diese Spesen machen im aktuellen Beispiel jährlich 0,15 Prozent aus. Anleger zahlen sie nicht direkt. Vielmehr werden sie aus den Zinseinnahmen des Fonds beglichen – und damit ist die eigentliche Rendite des Fonds noch tiefer, als es die Verfallrendite der Obligationen signalisiert. Im vorliegenden Beispiel sinkt sie auf minus 0,95 Prozent.
Dann fallen auch noch diejenigen Kosten an, für die die Anleger ausserhalb des Fonds direkt selber aufkommen müssen – etwa die Gebühr fürs Wertschriftendepot: Sie beträgt je nach Bank meist 0,1 bis 0,3 Prozent.
Fondskosten sind häufig höher als Rendite auf Verfall
Besondere Beachtung sollte man zudem den Steuern schenken. Denn auf den Ausschüttungen werden Einkommenssteuern fällig. Faustregel für die Ausschüttungen: Zinseinnahmen, die der Fonds mit seinen Obligationen erzielt, minus Kosten, die bei ihm anfallen. Weil die Zinscoupons aktuell relativ hoch sind, sind auch die Ausschüttungen recht hoch. Beim iShares Swiss Domestic Bond 3–7 machen sie 2,3 Prozent des Anteilwerts aus. Bei einer durchschnittliche Steuerbelastung von 25 Prozent, gehen somit fast 0,6 Prozent an den Fiskus. Alles in allem – Verfallrendite minus Fonds- und Depotgebühren sowie Steuern – resultiert eine Nettorendite von minus 1,72 Prozent pro Jahr.
Jeder Obligationenfonds ist anders. Die Details stehen in den Monats- und Faktenblättern. Bei vielen Obligationenfonds liegt die Rendite auf Verfall zurzeit noch (knapp) über Null. Der Raiffeisen-Fonds Swiss Obli zum Beispiel weist sie aktuell mit 0,4 Prozent aus. Aber noch höher sind bei ihm die Fondskosten – nämlich 0,7 Prozent. Doch auch bei Fonds mit Verfallrenditen, die höher sind als die Fondskosten, lohnt es sich, genau zu rechnen. Unter Mitberücksichtigung von Depotgebühren und Steuern resultiert auch bei ihnen oft eine Nettorendite unter Null.
Obligationenfonds: Machen Sie die Gesamtrechnung!
- Lassen Sie sich bei Obligationenfonds nicht von hohen Zinscoupons und Ausschüttungen blenden. Machen Sie die Rechnung immer mit Verfallrendite, Fondskosten, Depot- und anderen Gebühren sowie Steuern.
- Wer konsequent ist, hält keine Obligationenfonds, bei denen das Resultat unter dem Strich negativ ist. Besser als Fonds mit negativen Zukunftsrenditen sind Sparkonten und spesenfreie Kassenobligationen. Bei ihnen fällt die Gesamtrendite in der Regel wenigstens nicht unter Null. Sobald die Zinssituation für Obligationen wieder vorteilhafter ist, ist der Zeitpunkt gekommen, um auf sie und ihre Fonds zu setzen. Das bedingt aber, dass man die Situation konsequent und vertieft beobachtet.
- Viele Obligationenfonds haben den Anlegern in den vergangenen Jahren hohe Kursgewinne und schöne Gesamtrenditen beschert. Wer sie im Depot hat, bekundet deshalb Mühe, sich von ihnen zu trennen. Für Anleger sollte aber folgende Frage ausschlaggebend sein: Was bringt mir mein Fonds in der Zukunft? Wer ihn trotz negativer Zukunftsrendite behält, gibt den guten Ertrag aus der Vergangenheit teilweise oder ganz wieder ab.
- Sollte das allgemeine Zinsniveau noch weiter sinken, können neu herausgegebene Obligationen mit tieferen Zinscoupons ausgestattet werden. Das wirkt sich auch auf die bereits laufenden, «alten» Obligationen und die Obligationenfonds aus: Ihre Kurse steigen. Es ist möglich, dass 2015 die Zinsen weiter sinken und den Obligationenfonds noch einmal Schub verleihen. Doch das ist Spekulation. Die Zinsen könnten auch steigen, was die Kurse einbrechen liesse. Weil Zinsprognosen Lotterie sind, entscheidet man besser aufgrund der aktuellen Verfallrendite und der diversen Kosten.
- Es gibt Fonds mit hohen Verfallrenditen – 2 oder 3 Prozent und mehr. Aber Achtung: Je höher die Renditen, umso tiefer ist die Qualität der Obligationen. In Krisenzeiten kommen die Herausgeber dieser Papiere am ehesten in Finanznöte – was Zahlungsausfälle zur Folge haben kann. Solche Fonds sind für konservative Anleger nicht geeignet.