Die Batterie ist der teuerste und wichtigste Teil eines Elektroautos. Sie bestimmt, wie viele Kilometer ein Fahrzeug zurücklegen kann. Doch die Leistung der Batterie und somit die Reichweite lässt mit den Jahren nach. Wer sich ein gebrauchtes Elektroauto kaufen will, sollte deshalb vor allem auf die Leistung des Akkus achten.
Auf Herstellerangaben ist meist kein Verlass
Die Angaben zur Reichweite in Inseraten stammen meistens nicht von den Verkäufern, sondern von den Herstellern. Auf sie ist in der Regel kein Verlass. Das zeigt eine Stichprobe mit zehn Elektro-Occasionen unterschiedlichen Alters. Der K-Tipp prüfte, wie viele Kilometer sie mit einer Batterieladung schaffen. Die Resultate im Detail:
Die in den Inseraten angegebenen HerstellerReichweiten wurden nicht einmal annähernd erreicht (siehe Tabelle im PDF).
Beispiele: Für einen Renault Zoe mit Jahrgang 2016 geben viele Garagen eine Reichweite von 240 Kilometern an. Der K-Tipp fuhr ein gleich altes Zoe-Modell und schaffte damit nur 110 Kilometer – also nicht einmal die Hälfte.
Ein neun Jahre alter Mitsubishi iMiEV sollte gemäss verschiedenen Inseraten 160 Kilometer erreichen. Das entspricht der Normreichweite nach alter Berechnungsmethode. Der Mitsubishi im Praxistest kam aber lediglich 57 Kilometer weit.
Auch die Reichweitenanzeigen auf dem Tacho lagen meistens ziemlich daneben.
Beispiele: Voll aufgeladen, zeigte ein fünfjähriger Nissan Leaf mit 27 500 Kilometern auf dem Tacho eine Reichweite von 152 Kilometer an. Doch schon nach 102 Kilometern war im K-Tipp-Test Schluss.
Umgekehrt war es beim Smart Fortwo Coupé ed und BMW i3. Deren Anzeigen zeigten voll aufgeladen weniger Kilometer an, als während der Fahrt tatsächlich erreicht wurden.
Bei den beiden getesteten Renault Zoe gab es mit einem und vier Kilometern die geringsten Abweichungen zwischen den angezeigten Reichweiten und den tatsächlich gefahrenen Kilometern.
Auf Autobahnen sinkt die Reichweite massiv
Am meisten Reichweite verloren alle Elektroautos bei Autobahn-Etappen. Das deckt sich mit einem Test des deutschen Automobilclubs ADAC. Danach kann mit dem neuesten Renault Zoe inner- und ausserorts eine Reichweite von 300 Kilometern erzielt werden. Wird das gleiche Auto ausschliesslich auf der Autobahn gefahren, sinkt die Reichweite um einen Drittel auf 200 Kilometer.
Gegenüber dem K-Tipp erklärten Mercedes, Nissan und Renault, dass die erreichten Kilometer unter den K-Tipp-Testbedingungen plausibel seien. Renault schreibt: «Die Normreichweite von 240 Kilometern entspricht beim getesteten Modell im Winter einer durchschnittlichen tatsächlichen Reichweite von rund 115 km.» Diese tatsächliche Reichweite sei in der Preisliste unter «Technische Daten» genannt. Und sie stimmt: Der K-Tipp erreichte auf den Testfahrten 110 respektive 111 Kilometer.
Autos verbrauchen im Winter mehr Energie
Laut dem ADAC gilt allgemein, dass Elektroautos je nach Fahrszenario und Aussenbedingungen im Winter bei tieferen Temperaturen zwischen 10 und 30 Prozent, im Extremfall bis zu 50 Prozent mehr Energie verbrauchen. Die Reichweite reduziert sich entsprechend.
Tipp:Vor dem Kauf einer Elektroauto-Occasion genügt eine kurze Probefahrt nicht. Kaufinteressenten sollten den Akku maximal aufladen und ganz entleeren, um die tatsächliche Reichweite einschätzen zu können. Die Auswahl von Strassen und Gelände sollte möglichst den persönlichen Fahrstrecken entsprechen.
Nach Herstellerangaben halten Akkus in den Elektroautos zwischen 10 und 15 Jahre. BMW, Mercedes, Mitsubishi und Nissan versprechen, diese dann kostenlos zurückzunehmen. Bei den aktuellen Renault-Occasionen sind die Batterien oft gemietet, sie gehören also Renault und kosten je nach Modell ab 79 Franken pro Monat. Renault verspricht während der Mietedauer «eine reibungslose Funktion und eine Ladekapazität von über 75 Prozent der ursprünglichen Kapazität für die ersten 10 Jahre und anschliessend 60 Prozent». Alle Autohersteller geben an, die für den Autobetrieb nicht mehr verwendbaren Altakkus entweder als Zwischenspeicher für Stromüberproduktion zu verwenden oder zu rezyklieren.
So wurde getestet
Der K-Tipp hat zwischen Ende November und Ende Januar zehn unterschiedlich alte Occasions-Elektroautos auf ihre Reichweite getestet. Gefahren wurden jeweils die gleichen Modelle, die in Inseraten zum Verkauf angeboten wurden. Der Testfahrer lud die Batterie der Autos vor dem Start voll auf. Die Teststrecke wurde aufgeteilt in einen Drittel Autobahn und zwei Drittel Inner- und Ausserorts-Strecken. Der Fahrer fuhr so lange, bis die Batterie leer war. Der Test sollte den normalen Alltag während der kalten Jahreszeit widerspiegeln. Unterwegs liefen Heizung und Radio. Detaillierte Testergebnisse der einzelnen Autos unter www.ktipp.ch.