Der K-Tipp schrieb in der letzten Ausgabe (4/2016) über die teuren Rechnungstricks gewisser Garagen. Darauf reagierten mehrere Leser, darunter Hermann Fenzel aus Solothurn: Er musste seinen C-Klasse-Mercedes Anfang Februar beim Strassenverkehrsamt vorführen. Er war nicht sicher, ob sein Auto die Motorfahrzeug-Kontrolle bestehen würde. Deshalb brachte er es zunächst in die Merbag-Garage nach Bellach SO.
Dort empfahl man ihm, diverse Arbeiten an Lenkung, Bremsen und Auspuff ausführen zu lassen – für fast 2500 Franken. Für Fenzel war das viel zu teuer. Deshalb verzichtete er auf die Reparaturen. Er brachte sein Auto, so wie es war, ins Strassenverkehrsamt. Und er kam bei der Kontrolle durch – «ohne Beanstandung», sagt Fenzel.
Der Filialleiter Patrik Paladino von der Merbag-Garage in Bellach sagt: «Bei einer amtlichen Prüfung hätten die Mängel beanstandet werden müssen.» Mit anderen Worten: Paladino findet, im Strassenverkehrsamt Bellach habe man schlecht gearbeitet.
Weitere Fälle, von denen Leser berichten: Unnötiger Ölwechsel
Ein Leser kaufte im Januar einen BMW X3. Ein Ölwechsel ist bei diesem Wagen nach jeweils 30 000 Kilometern fällig – während der ersten 100 000 Kilometer sind die Ölwechsel gratis. Dennoch empfahl ihm der Verkäufer der Garage Freund & Brönnimann in Thun, das Öl schon nach 2000 Kilometern wechseln zu lassen – auf Kosten des Kunden. Preis: 400 Franken. «Der Händler sagte mir, damit tue ich etwas Gutes für mein Auto», berichtet der Leser.
Doch der Ölwechsel ist unnötig. Das bestätigt auch BMW Schweiz: «Ein Ölwechsel nach 2000 Kilometern entspricht nicht dem offiziellen BMW-Wartungsplan.» Garagist Thomas Brönnimann verteidigt sich: «Wir geben lediglich eine Empfehlung ab. Der Ölwechsel nach 2000 Kilometern ist freiwillig.»
Vignette klebte schon
Ein Kunde der Garage Alu-Car in Stans NW beklagt sich, dass auf der Rechnung für den Service auch eine Autobahn-Vignette für 40 Franken aufgeführt gewesen sei. Nur: Die Vignette hatte er vor dem Service schon selber aufgeklebt.
Von Seiten der Garage heisst es, auf dem Kostenvoranschlag sei die Vignette aufgeführt worden. Die Rechnung habe man dann aufgrund des Kostenvoranschlags erstellt. Dabei sei vergessen gegangen, die Vignette zu löschen. «In diesem Fall war das einfach ein Missverständnis.»
Der Leser widerspricht: «Es gab gar keinen Kostenvoranschlag. Es handelte sich ja nur um einen Service laut Serviceplan – es war keine Reparatur.»
Zwei Mal Scheibenreiniger
Ein weiterer K-Tipp-Leser hatte sein Auto für den Service an einem Dienstag angemeldet. Da im Engadin plötzlich Schnee angekündigt war, brachte er das Auto am Montag noch rasch in eine näher gelegene Garage, um die Winterpneus montieren zu lassen. Der Garagist berechnete dem Kunden zusätzlich 10 Franken für den Scheibenreiniger, den er angeblich eingefüllt hatte. Dabei war der Behälter schon vorher voll.
Am Dienstag brachte der Leser das Auto wie geplant in die andere Garage zum Service. Dieser Garagist verlangte nochmals Fr. 14.40 für angeblich eingefüllte Scheibenreiniger, obwohl der Behälter noch immer voll war.
Auspuff hielt noch viereinhalb Jahre
Seinen Opel Zafira brachte ein Leser stets in eine Opel-Garage in Bern zum Service. «Immer schlug man mir Reparaturen vor», berichtet er. Einmal hiess es, der Auspuff-Topf werde demnächst herunterfallen.
Der Leser kroch unter den Wagen und stellte fest: «Die Halterung war einwandfrei. Nur der Auspuff-Topf selber rostete ganz leicht.» Die Reparatur liess er nicht ausführen. Der Auspuff-Topf hielt noch viereinhalb Jahre. Die Garage existiert nicht mehr.
Fragwürdige Befragung
Ein Leser holte seinen Mini nach einer Reparatur in der Seeblick-Garage in Samstagern ZH ab. Kurz darauf erhielt er von BMW Schweiz einen Anruf. Man fragte ihn, ob er an einer Kundenbefragung teilnehme. Bereitwillig beantwortete der Leser die Fragen. Dabei äusserte er sich auch kritisch zur Arbeit der Seeblick-Garage.
Beim nächsten Besuch wurde der Leser ziemlich unfreundlich empfangen. Warum er die Seeblick-Garage überhaupt noch aufsuche? Und: Falls er sein Auto da noch reparieren lassen wolle, müsse er künftig bar bezahlen.
Was war passiert? Bei der Kundenbefragung hatte man den Leser gefragt, ob er damit einverstanden sei, dass eine Dokumentation zu Schulungszwecken an BMW Schweiz und an den Händler gehe. Der Leser stimmte zu. Nun erschrak er: «Die Seeblick-Garage hat Name, Adresse, Kontaktdaten, Fahrzeugdaten, Reparaturdatum sowie Fragen und Antworten erhalten. Und nun wurde ich auch noch bestraft.»
Die Seeblick-Garage in Samstagern äussert sich auf Anfrage abschätzig über den betroffenen K-Tipp-Leser. Es handle sich um einen «ewigen Reklamationskunden». Und die Sache mit der Barzahlung habe nichts mit der Kundenbefragung zu tun: «Grundsätzlich gilt bei uns Barzahlung.» Seltsam ist nur, dass der Leser vorher immer eine Rechnung erhalten hatte.
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