ÖV-Apps: Nicht alle Routenplaner führen ans Ziel
Die schnellste Verbindung von Tür zu Tür: Das versprechen Handy-Apps für die Reiseplanung mit Bahn, Bus, Postauto und Tram. Ein K-Tipp-Vergleich zeigt: Auf die ÖV-Apps ist teilweise kein Verlass.
Inhalt
K-Tipp 20/2015
02.12.2015
Letzte Aktualisierung:
21.12.2015
Darko Cetojevic/Christian Birmele/Melanie Riedi
Es gibt diverse Apps für Smartphones, die Autofahrern den Weg ans Ziel weisen. Doch wie findet man mit Hilfe des Handys den Weg mit dem öffentlichen Verkehr am besten? Auch für ÖV-Verbindungen gibt es einige Gratisprogramme: Die Postauto-App zum Beispiel verspricht, Fahrplanauskünfte von Tür zu Tür mit Daten des gesamten öffentlichen Verkehrs der Schweiz zu liefern. Und die App «Schweizer Transport» der Firma iPhonso verbindet laut Eige...
Es gibt diverse Apps für Smartphones, die Autofahrern den Weg ans Ziel weisen. Doch wie findet man mit Hilfe des Handys den Weg mit dem öffentlichen Verkehr am besten? Auch für ÖV-Verbindungen gibt es einige Gratisprogramme: Die Postauto-App zum Beispiel verspricht, Fahrplanauskünfte von Tür zu Tür mit Daten des gesamten öffentlichen Verkehrs der Schweiz zu liefern. Und die App «Schweizer Transport» der Firma iPhonso verbindet laut Eigenwerbung «alle öffentlichen Verkehrsmittel der Schweiz».
Apps haben Mühe in kleinen Ortschaften
Der K-Tipp hat zehn der am häufigsten genutzten Apps mit Tür-zu-Tür-Navigation für den öffentlichen Verkehr unter die Lupe genommen. Dabei wurden die Verbindungen zwischen 50 verschiedenen Adressen geprüft – sowohl in Städten wie Zürich, Basel, Bern und Genf als auch in kleinen, ländlichen Orten.
Verglichen wurden die Smartphone-Apps von SBB, Postauto Schweiz, Zürcher Verkehrsverbund (ZVV), Bernmobil und von speziellen Kartenherausgebern wie Here Maps sowie von Suchmaschinen wie Google und Search.ch. Alle Apps funktionieren mit iPhones und Android-Handys. Ausnahme: Die App «Schweizer Transport» gibt es nur für iPhones.
Die wichtigsten Resultate:
- In der Stichprobe stürzten die Apps nur selten ab. Bekannte Ziele in grossen Zentren, wie das Museum Tinguely in Basel, das Kunsthaus in Zürich oder das Uno-Gebäude in Genf, stellten für die Apps kein Problem dar. Die meisten vorgeschlagenen Verbindungen waren korrekt.
- Alle Apps benötigen eine Internetverbindung, um Verbindungen und Kartendetails zu zeigen sowie Routen zu berechnen. Wer unterwegs sucht, erhält bei einer langsamen Internetverbindung manchmal keine Resultate.
- Mit genauen Angaben von Strassennamen, Hausnummern und Postleitzahlen erhält man die schnellsten und besten Ergebnisse. Auch bei Reisezielen wie Sehenswürdigkeiten oder Einkaufszentren ist es sinnvoll, mit vollständigen Adressen zu suchen.
- Keine der zehn Apps lieferte alle gesuchten Verbindungen. Grund: Einige Start- oder Zieladressen wurden nicht gefunden. Dies war vor allem der Fall bei kleineren, abgelegeneren Ortschaften – wie zum Beispiel im Bündner Dorf Campascio oder beim bekannten Ausflugsziel Eispaläste Schwarzsee im Kanton Freiburg. Hier versagten im Vergleich alle Apps. Keine Treffer gabs aber auch bei geläufigeren Zieladressen im Kanton Zürich: «Schweizer Transport» fand zum Beispiel den Spinnereiweg 9 in Effretikon nicht.
- Die ÖV-Apps können Strassen und Ortschaften nicht immer korrekt zuordnen. So findet zum Beispiel die App des Zürcher Verkehrsverbunds die Sattelstrasse 53 in Morgarten nicht – dafür in Oberägeri. Morgarten ist ein Dorf in der Gemeinde Oberägeri im Kanton Zug.
- Auch mit Strassennummern, die zusätzlich Buchstaben enthalten, gibt es immer wieder Probleme: So findet die ZVV-App keine Verbindungen zur Grabenstrasse 11a in Neunkirch SH, nur die Grabenstrasse 11.
- Einige Apps zeigen den Weg auf Karten bis zur nächsten Haltestelle. Besonders gut in diesem Punkt sind Kartenspezialisten wie «Google Maps» und «Here Maps».
- Apple bietet für iPhones eine eigene Karten-App an. Sie hat zwar eine Option für die Tür-zu-Tür-Navigation im öffentlichen Verkehr. Doch diese funktioniert in der Schweiz nicht.
- «ÖV-Live» der Verkehrsbetriebe Luzern (VBL) kann in sehr vielen Fällen die eingegebenen Adressen nicht finden. Dazu VBL-Sprecher Christian Bertschi: «‹ÖV-Live› ist eine App, die die Fahrplandaten für Haltestellen in der Zentralschweiz zur Verfügung stellt.» Die vom K-Tipp aufgeführten Verbindungen seien nicht in diesem Einzugsgebiet. Allerdings: Im Funktionsbeschrieb der App heisst es wörtlich: «Fahrplanauskunft von Tür zu Tür in der ganzen Schweiz.»
- Unbrauchbar ist die App «Ally» der Firma Door2Door.