Smartphone-Apps wie «SBB Mobile – Easy Ride» und «Fairtiq» sollen die Benutzung des öffentlichen Verkehrs vereinfachen. Benutzer laden die App aufs Handy, öffnen sie vor der Fahrt und loggen sich auf dem Bildschirm ein, indem sie einen virtuellen Knopf verschieben. Nach dem Aussteigen zieht man den Knopf wieder nach links und checkt aus. Die App berechnet dann am Ende des Tages den Preis für die Fahrten.
Apps wollen Zugriff auf Ortungsdienste
Alexander Stehle aus Luzern benutzt für seine Busfahrten die SBB-App «SBB Mobile – Easy Ride» auf seinem iPhone. Er hat festgestellt: «Die App funktioniert nur, wenn man sie ermächtigt, immer auf die Ortungsdienste des Handys zuzugreifen – also nicht nur während der Fahrt.» Vor kurzem warnte das iPhone Stehle mit der Nachricht, «SBB Mobile» habe seinen Standort in den vergangenen drei Tagen «5-mal im Hintergrund verwendet». Stehle kritisiert: «Die App spioniert Benutzer systematisch aus, selbst wenn sie nicht in Gebrauch ist.»
Früher konnten die Benutzer wählen, ob der SBB-App «immer» erlaubt sein soll, auf die Standortdaten des Handys zuzugreifen – oder «nur beim Verwenden» der App. Verschiedene K-Tipp-Leser kritisieren, dass dies nicht mehr möglich sei. Die gleiche Erfahrung machten die Benutzer der «Fairtiq»-App. Früher funktionierte die App, wenn man die Überwachung nur für die Dauer der Fahrt zuliess. Inzwischen muss man «Fairtiq» erlauben, «immer» auf die Standortdaten zuzugreifen, damit die App benutzt werden kann.
Sowohl die «Fairtiq»-Betreiber als auch die SBB sagen, sie würden den Aufenthaltsort der Kunden nur während der Benutzung der Apps ermitteln. Warum muss man den Apps neu trotzdem die Erlaubnis erteilen, dass sie rund um die Uhr auf den Aufenthaltsort des Kunden zugreifen können? «Fairtiq»-Sprecher Andrin Huber sagt: So sei garantiert, dass das Ticket gültig bleibe, «auch bei einem Absturz der App oder wenn man sie versehentlich schliesst».
Doch das erklärt nicht, weshalb die App-Betreiber den Kunden auch dann nachspionieren wollen, wenn die App gar nicht verwendet wird. Denn bei Nicht-Benutzung besteht keine Gefahr, dass die App abstürzt oder versehentlich geschlossen wird.
«Lezzgo» wird eingestellt
Die Bern-Lötschberg-Simplon-Bahn (BLS) verkaufte mit der Handy-App «Lezzgo» bisher ebenfalls Billette. Laut BLS-Sprecherin Helene Soltermann wird «Lezzgo» demnächst eingestellt. Die Kunden würden als Alternative auf die App «BLS Mobil» verwiesen. Diese funktioniere mit der Software von «Fairtiq».
Auch der Zürcher Verkehrsverbund verwendet in seiner Ticket-App bis anhin das System von «Lezzgo». Der Verkehrsverbund will ebenfalls die Software von «Fairtiq» übernehmen. Laut Sprecher Thomas Kellenberger erfolgt der Wechsel zu «Fairtiq» nahtlos. Die Kunden müssten lediglich ein Update ausführen.