Ohne Lupe geht es nicht
Eigentlich müssten die Detailhändler neben dem Produktpreis auch den Kilo- oder Literpreis angeben. Manche machen es aber gar nicht – oder dann in Mikroschrift. Löbliche Ausnahmen: Aldi und Lidl.
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K-Tipp 12/2011
13.06.2011
Letzte Aktualisierung:
14.06.2011
Marco Diener
Kleine Kopfrechnung: Das Bio-Grahambrot der Migros wiegt 450 g und kostet Fr. 3.50. Wie viel kostet 1 kg? Keine Ahnung? Es sind Fr. 7.78. Ohne Taschenrechner dürften die meisten Konsumenten und Konsumentinnen Mühe haben, diesen Dreisatz zu lösen.
Deshalb schreibt das Gesetz vor, dass neben dem Preis auch der Grundpreis angeschrieben sein muss, zum Beispiel für 1 Kilo oder für 100 ml. So könnten die Konsumenten die Preise verschiedener Produkte au...
Kleine Kopfrechnung: Das Bio-Grahambrot der Migros wiegt 450 g und kostet Fr. 3.50. Wie viel kostet 1 kg? Keine Ahnung? Es sind Fr. 7.78. Ohne Taschenrechner dürften die meisten Konsumenten und Konsumentinnen Mühe haben, diesen Dreisatz zu lösen.
Deshalb schreibt das Gesetz vor, dass neben dem Preis auch der Grundpreis angeschrieben sein muss, zum Beispiel für 1 Kilo oder für 100 ml. So könnten die Konsumenten die Preise verschiedener Produkte auf einen Blick vergleichen. Und zwar, ohne die einzelnen Packungen zur Hand zu nehmen. Und auch dann, wenn die enthaltene Menge unterschiedlich ist.
Bei gewissen Mengen keine Anschreibpflicht
Doch das Gesetz lässt viele Ausnahmen zu. Zum Beispiel braucht es keinen Grundpreis für Behälter mit einem Inhalt von 25 cl, ebenso wenig bei 35, 37,5, 70, 75 und 150 cl. Etliche Detailhändler kümmern sich aber nicht gross ums Gesetz. Zum Beispiel die Migros. In vielen Filialen gibt sie beim Brot keine Grundpreise an.
Vom K-Tipp darauf angesprochen, reagierte die Migros widersprüchlich. Zuerst hiess es, auf den Schildern in den Regalschienen sei der Grundpreis sehr wohl angegeben. Als der K-Tipp nachwies, dass diese Regalschiene in vielen Filialen fehlt, hiess es, es handle sich um ein Problem der Migros Aare.
Doch zumindest in Basel gibt es auch Brotregale ohne die gesetzeskonforme Preisanschrift. Und Basel gehört nicht zur Migros Aare Immerhin: Nach der K-Tipp-Intervention hat der Grossverteiler begonnen, in den Brotregalen nachzubessern.
Spar und Coop wollen sich bessern
Ebenfalls nicht gesetzeskonform – weil ohne Grundpreise – sind die Aktionsplakate bei Spar. Zudem kommt es bei den normalen Schildern vor, dass der Produktname so aufgedruckt ist, dass er den Grundpreis überdeckt. «Die Probleme sind uns bekannt», sagt Spar, «neue Etiketten und Plakate sind in Planung.»
Doch auch dort, wo die Detailhändler die Grundpreise anschreiben, ist das nicht immer kundenfreundlich. Coop schreibt diese teils senkrecht an. Und in einer Schrift, die nicht einmal 2 mm hoch ist.
Coop schreibt dem K-Tipp: «Wir haben entschieden, den Grundpreis neu waagrecht anzuschreiben. Die Umstellung ist im Gang.» Und vor allem: «Wir sind daran, die Grundpreise lückenlos im Sortiment einzuführen.» Also auch bei Packungsgrössen, die laut Gesetz als Ausnahmen gelten.
Und Denner hält fest: «Die Angabe des Grundpreises ist gesetzlich vorgeschrieben, nicht aber dessen Schriftgrösse.» In der Tat verlangt das Gesetz nur, dass Preise und Grundpreise «leicht sichtbar und gut lesbar» sind. Das ist ziemlich schwammig. Aber sicher ist: Die Mikroschrift von Denner ist weder leicht sichtbar noch gut lesbar.
Dabei ginge es auch anders: In Schweden sind die Grundpreise nur unwesentlich kleiner angeschrieben als die Preise. Und sie sind mit gelber Farbe unterlegt. So sieht der Konsument auf einen Blick, welches Produkt das günstigste ist (siehe: «Gute Beispiele» im pdf-Artikel, Bild ganz oben).
«Primär interessiert der Gesamtpreis»
Schweizer Detailhändler wollen diesem Vorbild nicht folgen. Laut Migros hats auf der Etikette keinen Platz für einen grösser aufgedruckten Grundpreis. Denner sagt, der Konsument interessiere sich «primär für den Gesamtpreis des Produkts».
Und Spar findet die schwedischen Preisschilder «verwirrend für den Konsumenten». Immerhin: Es gibt auch löbliche Beispiele. Lidl und Aldi schreiben die Grundpreise so an, dass sie sich leicht lesen lassen.