Panzerknacker haben einen leichten Job
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K-Tipp 3/2002
06.02.2002
90 Prozent aller Heimtresore halten Einbrechern nicht stand
Guter Schutz für wenig Geld - das versprechen viele Tresorverkäufer. Tatsache aber ist: Nur teure und geprüfte Tresore schrecken Räuber wirksam ab.
Markus Kellenberger mkellenberger@ktipp.ch
Die Standardwerkzeuge der Einbrecher heissen Schraubenzieher, Geissfuss, Flachmeissel und Hammer. Sie haben in einer kleinen Tasche Platz und genügen in den meisten Fällen vollauf. Mit dieser Ausrü...
90 Prozent aller Heimtresore halten Einbrechern nicht stand
Guter Schutz für wenig Geld - das versprechen viele Tresorverkäufer. Tatsache aber ist: Nur teure und geprüfte Tresore schrecken Räuber wirksam ab.
Markus Kellenberger mkellenberger@ktipp.ch
Die Standardwerkzeuge der Einbrecher heissen Schraubenzieher, Geissfuss, Flachmeissel und Hammer. Sie haben in einer kleinen Tasche Platz und genügen in den meisten Fällen vollauf. Mit dieser Ausrüstung knacken die Gauner erst Türen oder Fenster und anschliessend massiv scheinende Tresore - und das innert weniger Minuten.
Markus Atzenweiler vom Tresorhersteller Waldis in Rümlang ZH wundert die hohe Erfolgsquote der Einbrecher nicht. Er war früher bei der Polizei und hat dabei festgestellt: «Viele Leute wollen ihre Wertsachen zwar sichern, aber möglichst wenig Geld dafür ausgeben.»
Den Dieben kommt das entgegen, wie eine Studie der Zürcher Kantonspolizei zeigt. 90 Prozent aller von Räubern entdeckten Tresore werden geöffnet, die Hälfte davon ungestört an einem ruhigen Ort, denn selbst Kassenschränke mit mehreren hundert Kilo Gewicht werden abtransportiert.
Noch bequemer geht es nur, wenn die Einbrecher gleich an Ort und Stelle den Schlüssel finden. Das ist - man glaubt es kaum - bei jedem vierten Tresor der Fall.
Eine Trendwende ist vorläufig nicht in Sicht. Denn: Gerade billige Geldkassetten und Tresore in der Preisklasse bis 1500 Franken verkaufen sich gut. Das belegen die Zahlen der Grossverteiler, die solche Geldschränke zu tausenden absetzen. Coop und Jumbo verzeichnen jährlich steigende, die Migros registriert seit kurzem stagnierende Verkäufe.
Meist handelt es sich dabei um Einbau- oder Möbeltresore der Sicherheitsstufen A und B. Das klingt zwar gut, heisst aber wenig. Denn: Diese beiden Zertifikate haben nichts mit getestetem Aufbruchschutz zu tun, sondern bedeuten nur, dass bestimmte Konstruktionsvorschriften wie beispielsweise eine minimale Blechdicke eingehalten wurden.
Fachleute empfehlen nur Tresore, die nach Euronorm (EN) getestet und zertifiziert wurden. «Am besten einer ab EN-Prüfklasse 3», sagt Marcel Peter von der Schweizerischen Fachstelle für Sicherheitsfragen fasif in Thun BE. Ein solcher Geldschrank lasse sich mit normalen Einbruchswerkzeugen in der Regel weder öffnen noch einfach abtransportieren - sofern er fachmännisch verankert sei.
Tresore dieser Güteklasse kosten 2000 Franken und mehr. Rolf Marghitola von der Beratungsstelle der Stadtpolizei Zürich meint: «Das ist teuer. Aber wer Einbrecher mit Billigprodukten abschrecken will, kann sich die Mühe sparen und Geld und Schmuck gleich auf den Küchentisch legen.»
Qualität hat ihren Preis - Was Sie bei einem Tresorkauf beachten müssen
Billige Tresore bieten keinen Schutz gegen Einbrecher. Gute Produkte kosten ab 2000 Franken. Achten Sie auf diese Punkte:
Vor dem Kauf
- Klären Sie mit Ihrer Versicherung den Wert der zu schützenden Gegenstände und den je nach Schutzvorrichtung erhältlichen Rabatt ab.
- Wenden Sie sich an Ihre Kantonspolizei. Sie zeigt Ihnen als neutrale Beratungsstelle, auf welche Produkte Sie sich verlassen können.
Beim Kauf
- Der Tresor muss mit einem Zahlenschloss gesichert sein.
- Die Tür hat eine mehrschichtige Panzerung. Das heisst, die verschiedenen Schichten schützen jeweils gegen Bohren, Schweissen und den Einsatz von Trennscheiben.
- Wenigstens ein Tür-Bolzen muss mindestens 15 cm lang sein.
- Bei einem Aufbruch- oder Schweissversuch müssen die Verschlussbolzen automatisch blockieren.
- Das Schloss muss sowohl gegen Ein- als auch Herausschlagen gesichert sein.
- Die Hohlräume sind mit stahlarmiertem Hartbeton oder einem ähnlichen Material gefüllt.
- Der Tresor soll nach Euronorm (EN) geprüft und mindestens EN-3-zertifiziert sein.
Nach dem Kauf
- Tresore müssen von Fachleuten an Böden oder Wänden mindestens 4fach befestigt werden - auch solche mit mehr als 100 Kilo Gewicht.
- Platzieren Sie den Tresor sichtbar. In 60 Prozent der Fälle verzichten Einbrecher dann darauf, die Wohnung zu verwüsten.
Weitere Informationen: Verband Schweizerischer Tresorfabrikanten, www.vstf.ch und www.tresore.ch