Bei seinen Arztbesuchen in St. Gallen parkiert K-Tipp-Leser Peter Franzen (Name geändert) immer im Parkhaus, das in der Nähe der Praxis liegt. Das ist praktisch. Doch jedes Mal, wenn er die Parkgebühren bezahlt, ärgert er sich: «In der Regel beträgt die Parkzeit eine Stunde und ein paar Minuten. Da im Stundentakt abgerechnet wird, bezahle ich wegen ein paar Minuten fast eine Stunde zu viel.» Er findet: Es müsste doch möglich sein, auf die Minute genau abzurechnen.
Das sei nur eine Frage der Programmierung, bestätigt Patrick Hauser. Er ist Inhaber des Fünf-Sterne-Hotels Schweizerhof in Luzern mit dem gleichnamigen öffentlich zugänglichen Parkhaus an der Grenze zur Altstadt. Dort rechnet der Automat nach den ersten 15 Minuten im Drei-Minuten-Takt ab. Nach einer Stunde im Sechs-Minuten-Takt. «Wir liessen den Automaten vor zwei Jahren so programmieren, dass die Abrechnung möglichst genau erfolgt», sagt Hauser zum K-Tipp. Konkret: Wer im «Schweizerhof» 33 Minuten parkiert, bezahlt Fr. 1.60. Im nahe gelegenen Parkhaus National wird im Halbstundentakt abgerechnet: Für ebenfalls 33 Minuten Parkzeit müssen die Autofahrer dort für eine volle Stunde bezahlen – also 3 Franken.
Der K-Tipp hat die Abrechnungsmethoden von 50 Parkhäusern in Basel, Bern, Luzern, St. Gallen und Zürich unter die Lupe genommen (siehe Kasten rechts). Resultat: Rund zwei Drittel davon rechnen im kundenfeindlichen Halbstunden- oder Stundentakt ab. Einige Parkhäuser rechnen die erste Stunde im Halb- oder Stundentakt ab und wechseln ab der zweiten oder dritten Stunde auf den 15- oder 20-Minuten-Takt. Oft sind die Tarife deklariert – aber erst bei der Einfahrt an der Schranke. Umkehren ist dann unmöglich.
Der K-Tipp fragte die Parkhaus-Betreiber, warum sie solche Abrechnungstakte wählen und nicht genauer abrechnen. Das Parkhaus Lakefront in Luzern wollte dazu keine Stellung nehmen. Beim Unispital Zürich hiess es, dass vor der Einführung der Abrechnungsmethode «viele Personen im Parkhaus parkierten, die von den günstigen Gebühren profitieren wollten, aber keinen Bezug zum Spital hatten».
Übrigens: Rund ein Viertel der Parkhäuser mit unfairer Abrechnung gehört öffentlichen Institutionen und Gemeinden.
Parktarife in Schweizer Städten: Zürich abenteuerlich, Bern fair
Zürich: Das Parkhaus des Hotels Park Hyatt in der Zürcher Innenstadt rechnet im Stundentakt ab. Dort kosten 60 Minuten parkieren 4 Franken. Beim Anbruch der 61. Minute steigt der Preis auf 10 Franken. Im Parkhaus Nord des Unispitals Zürich kostet jede angebrochene Stunde 4 Franken.
St. Gallen: Die Parkhäuser Einstein, Oberer Graben und Raiffeisen-Zentrum rechnen ebenfalls im Stundentakt ab. Jede angebrochene Stunde kostet 2 Franken. Kundenfreundlicher ist das Parkhaus Spisertor. Dort wird im Viertelstundentakt abgerechnet.
Luzern: Das Parkhaus Lakefront kostet in der ersten Stunde 3 Franken, jede weitere angebrochene Stunde Fr. 2.50. Fair ist dagegen das Parkhaus «Am Gütsch»: Die erste Viertelstunde ist gratis. Dann wird mit einer Grundgebühr von 2 Franken im Vier-Minuten-Takt zu je 10 Rappen abgerechnet. Laut Betreiber wurde das System schon vor zwölf Jahren eingeführt. Der Vier-Minuten-Takt sei kundenfreundlicher.
Basel: Im Parkhaus Messe kostet eine Stunde parkieren gemäss Preisliste Fr. 1.50. Doch schon nach 18 Minuten berechnet der Automat 2 Franken. Warum das so passierte, konnte sich der Betreiber auf Anfrage des K-Tipp nicht erklären. Die meisten anderen Basler Parkhäuser verwenden einen Halbstundentakt.
Bern: Fast alle Parkanlagen rechnen die ersten 60 Minuten im Halbstunden- oder Stundentakt ab und wechseln danach zum kundenfreundlicheren 15- oder 20-Minuten-Takt.
Komplette Liste der Parkhäuser der K-Tipp-Stichprobe und der Tarife siehe www.ktipp.ch/parkgebuehren