Die Verkäufer von Pelzen müssen für jedes Kleidungsstück die Herkunft des Pelzes, die Tierart und die Haltung der Tiere deklarieren. Zwei Drittel aller Läden tun das nicht – oder mangelhaft. Das ist das Resultat der Stichproben, die das Bundesamt für Veterinärwesen von November 2021 bis Juli 2022 durchführte. Das Amt stellte in 87 von 131 kontrollierten Läden (66 Prozent) Verstösse fest und beanstandete fehlerhafte oder fehlende Deklarationen.
Besonders schlecht deklarierten die Läden Pelzkrägen von Jacken. Sie machen fast die Hälfte der beanstandeten Produkte aus. Viele Boutiquen und Kleiderläden deklarieren ihre Pelze gar nicht. Das zeigt die ausführliche Liste der kontrollierten Läden, die der K-Tipp einsehen konnte (siehe Box).
Pro Verstoss nur 50 Franken Gebühren
Das schlechte Ergebnis erstaunt nicht. Denn wer nicht sauber deklariert, hat kaum etwas zu befürchten. Beanstandete Läden können Fehler innert zehn Tagen beheben. Sie müssen dann zwar den Aufwand für die Pelzkontrolle bezahlen, doch der ist für Ladenbesitzer vernachlässigbar. Das Amt trieb vergangenes Jahr für Pelzkontrollen total 3000 Franken ein, im Durchschnitt macht das pro Verstoss nur gerade 50 Franken Gebühren. Die höchste Gebühr betrug 200 Franken.
Selbst wer bei einer Nachkontrolle noch einmal falsch oder unvollständig deklariert, riskiert wenig: Der Bund erlässt eine Verfügung mit einer erneuten Frist und zieht dafür eine Gebühr von 120 Franken ein. Erst danach gibt es ein Strafverfahren mit Bussen. In den letzten zwei Jahren verhängte der Bund neun Mal eine Busse von maximal 5000 Franken.
Wie zahnlos diese Massnahmen sind, zeigt das Beispiel der französischen Kleiderkette Max & Moi mit sechs Geschäften in der Schweiz: 2018 deklarierte die Firma in der Filiale in Luzern Pelze mangelhaft und reagierte nicht auf die Beanstandungen. Der Bund eröffnete ein Strafverfahren («Saldo» 5/20). Vergangenes Jahr deklarierte Max & Moi im Laden in Bern erneut 45 Pelzkrägen nicht und besserte auch nicht nach – und hat deswegen erneut ein Strafverfahren am Hals. Für die französische Edelboutique lohnt es sich offensichtlich nicht, das Gesetz einzuhalten.
Initiative fordert ein Einfuhrverbot
Das Bundesamt für Veterinärwesen schreibt im aktuellen Jahresbericht: «Sollten die Probleme weiterhin bestehen, wäre ein Importverbot sehr wahrscheinlich.» Tierschutzorganisationen machen bereits Druck. Ein Komitee unter Führung der Alliance Animale Suisse und der Fondation Franz Weber sammelt bis Ende 2023 Unterschriften für eine Volksinitiative. Es fordert einen neuen Verfassungsartikel: «Die Einführung tierquälerisch erzeugter Pelzprodukte ist verboten.»
Das hiesse: Importverbot statt wirkungsloser Kontrollen. Das Bundesamt kündigte vor diesem Hintergrund an, diesen Winter mehr zu kontrollieren und die Zahl der Strafverfahren sowie das Strafmass zu erhöhen. Bisher habe der Bund auf Strafverfahren verzichtet, wenn Mängel nach der Erstkontrolle behoben wurden. Das solle sich ändern.
Diese Läden deklarieren Pelze mangelhaft
Von 6632 geprüften Produkten waren 717 nicht deklariert, das sind 11 Prozent. Gemäss den Kontrolleuren des Bundes fällt eine fehlende Deklaration bei der Festlegung einer Busse stärker ins Gewicht als eine vorhandene, aber fehlerhafte Anschrift. Diese zehn Läden hatten die meisten nicht deklarierten Pelze:
- Marolli Classiques, La Chaux-de-Fonds NE: 88
- Julen Sport, Zermatt VS: 66
- Max & Moi Lederer SA, Bern: 45
- Margreiter AG, Appenzell: 42
- Must Have, Basel: 40
- Die Marken by Le Mouton, Bern: 33
- Ogier, Zermatt VS: 33
- Les Griffes SA, Muralto TI: 28
- Leder Tovirac, Zug: 27
- Rosita Damenmode, Zürich: 24