Weinliebhaber kennen die Situation: Man sitzt im Restaurant, will einen Wein bestellen, ist aber etwas ratlos. Der Wirt lobt seine Brunello-, Bordeaux- oder Duero-Flaschen als Spitzenweine. Der hohe Preis in der Karte soll die Aussage unterstreichen. Doch stimmt die Qualität tatsächlich? Oder ist die Flasche überteuert? Die gleichen Fragen stellen sich auch Kunden, die im Laden vor einem Weinregal mit Hunderten von Flaschen stehen.
Keine App findet alle Weine
Spezielle Weinscanner-Apps für Smartphones sollen bei der Wahl eines Weins helfen. Die Anwendung ist einfach: Der Benutzer macht ein Bild der Weinetikette. Die Wein-App vergleicht das Foto mit den Informationen in ihrer Datenbank, wo Hunderttausende von Weinen gespeichert sind.
Wird die Flasche erkannt, sollte die App Durchschnittspreis und Verkaufsstellen im Internet anzeigen. Zudem soll die App Hinweise auf die Qualität liefern. Die meisten Bewertungen basieren auf Empfehlungen der jeweiligen Nutzer der App.
Der K-Tipp hat zehn bekannte Weinscanner-Apps unter die Lupe genommen. Alle geprüften Apps sind gratis, benötigen aber eine Internetverbindung. Sieben der zehn Apps gibts nur auf Englisch.
Geprüft wurde, ob die App den Wein erkennt, ob sie den Preis und die Bezugsquelle identifiziert und wie zuverlässig sie die Weine beurteilt. Dafür wurden Etiketten oder Barcodes von 30 Weinen gescannt und mit den Preisen und Ergebnissen aus K-Tipp-Weindegustationen verglichen.
Resultat: Keine einzige App schaffte es, alle gesuchten Weine zu finden und dazu Preise, Verkaufsorte und passende Bewertungen zu liefern. Rund die Hälfte war nicht in der Lage, den Wein anhand der Etikette zu erkennen. So schnitten die Apps im Einzelnen ab:
Vivino: Diese App hatte die beste Trefferquote. Das Einscannen klappte auch bei schlechten Lichtverhältnissen zuverlässig. Nur einen einzigen Wein – Petite Arvine Collection Chandra Kurt – konnte die App nicht finden. In zwei Dritteln der Fälle lieferte «Vivino» auch passende Preise sowie Verkaufsstellen. Ebenso häufig deckten sich Beurteilungen der Nutzer mit den Ergebnissen aus K-Tipp-Degustationen.
In der Premium-Version erhalten Anwender unter anderem Expertenurteile zum gesuchten Wein. Doch die Bezahlversion der App ist mit 5 Franken pro Monat sehr teuer. Das monatliche Abo wird zudem automatisch verlängert.
Cellartracker und Winesearcher: Diese Apps erkannten die meisten Weine. Allerdings konnten sie in über der Hälfte aller Fälle nicht anzeigen, was der jeweilige Wein kostet und wo er verkauft wird.
- Vinous und Wineadvisor: Schweizer Preise und Verkaufsorte wurden sehr selten angezeigt.
- Delectable: Diese App meldet immer «ausverkauft», auch wenn noch Weine im Verkauf sind.
- Navinum, Evinum, Hello Vino und Natalie Maclean: Diese Apps sind alle unbrauchbar.