Unterwegs im Tram fällt der Blick auf ein Werbeplakat am Strassenrand: «Ich bin Giulietta. Teste mich!», lockt Autobauer Alfa Romeo und verspricht einen «Euro-Vorteil» von 7500 Franken. Die Airline Swiss preist einen Flug nach Johannesburg für 999 Franken an.

Und beim Telecomkonzern Orange gibts, gekoppelt an ein «Orange Me»-Abo, irgendein Smartphone für 1 Franken.

Eines haben alle drei Plakate gemeinsam:
Am unteren Rand steht etwas geschrieben. Mikroskopisch klein. Im Vorbeifahren ga­rantiert unlesbar. Immerhin: Man könnte, auch wenn das wohl niemand macht, an­halten, aussteigen und den geheimnisvollen Text aus der Nähe studieren.

Völlig chancenlos ist man jedoch, wenn ­Werber in TV-Spots zur Masche mit der Minischrift greifen. Und das tun sie ebenfalls. Zum Beispiel in der Reklame für Reisen mit X-Helvetic-Tours, in der sich durch den Hieb eines Piratenschwerts der eingeblendete Preis von «Fr. 745.–» in «Fr. 485.–» verwandelt. Wer wissen möchte, für welches Ferienarrangement und unter welchen Bedingungen dieser Schmetterpreis gilt, hat gerade mal 6 Sekunden Zeit, um die winzige Schrift am unteren Bildrand zu entziffern.

Gar nur 3 Sekunden stehen dazu im Spot von UPC Cablecom für schnelles Internet zur Verfügung. Unübersehbar wird «bis 5x schneller surfen als mit Swisscom DSL» ­versprochen – und klitzeklein auf dreieinhalb breiten Zeilen ergänzt, an welche Kosten und Voraussetzungen das Angebot gebunden ist.

Solche Werbung verkauft die Kunden für dumm. Sie versucht, Kunden zu ködern, indem sie sich transparent gibt, faktisch aber alles versteckt, was das beworbene Angebot in einem weniger hellen Licht erstrahlen ­lassen könnte. Bei Werbung mit Minischrift ist es deshalb am besten, statt genauer hin- konsequent wegzuschauen.