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«Warum haben alle so grosse Nasen?», überlegte ich, als ich mir kürzlich die Sendung «10 vor 10» im Schweizer Fernsehen (SRF) ansah. In einem Beitrag ging es darum, dass der Internethändler Galaxus künftig in Deutschland geschäften will. Alle drei interviewten Männer hatten Knollennasen. Zudem ruckelte das Bild immer wieder. Ganz so, als ob jemand die Bilder mit dem Handy aufgenommen hätte.
«Kann ja nicht sein», dachte ich. Wo sich doch SRF ständig seiner Qualitäten rühmt. Bei jeder Gelegenheit ist von «hochwertigen Programmen» die Rede. In den SRF-Leitlinien schreibt Direktor Ruedi Matter sogar, «wie sorgsam» die Firma die Qualität pflege. Und dann liefert «10 vor 10» seinen Zuschauern solche Amateuraufnahmen.
«Wurde der Beitrag tatsächlich mit einem Handy aufgenommen?», wollte ich deshalb von SRF wissen. Und SRF musste zugeben: ja. Das Unternehmen wolle so Erfahrungen in diesem Bereich sammeln. Die Reporter seien mit dem Smartphone beweglicher und die Beiträge letztlich billiger. Und übrigens habe Steven Soderbergh seinen Film «Unsane» ebenfalls ausschliesslich mit dem Handy gedreht.
Dass SRF seine Reporterin mit dem amerikanischen Starregisseur verglich, fand ich ein bisschen verwegen. Von «10 vor 10» erwarte ich ja keine experimentelle Kunst, sondern solide Information.
«Unsane» kannte ich übrigens nicht. Aber ich fand rasch heraus, dass der Film auf Deutsch «Ausgeliefert» heisst. Und dass es sich um einen Horrorfilm handelt. Das passt. Die Riesennasen in den Handyaufnahmen von SRF sind tatsächlich der Horror.
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