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Ich gebs zu: Als ich die Nachricht las, war ich ein bisschen schadenfreudig. Die Luxuskosmetik-Industrie hat ein neues Geschäftsfeld entdeckt, dachte ich. Jetzt ziehen sie auch den Männern das Geld aus der Tasche. Im November bringt Chanel in Europa eine Make-up-Linie für Herren auf den Markt. Nicht eine Pflegelinie, sondern Make-up. Schminke.
Die Linie «Boy» umfasst Tönungsfluid, matte Lippenpomade und einen wasserfesten Augenbrauenstift mit Bürstchen, was bis 80 Franken kostet.
Selbstverständlich sollen sich auch Männer pflegen. Und es leuchtet ein, dass deren robustere Haut andere Produkte benötigt. Schliesslich, so erfahre ich nach ein paar Klicks im Internet, leiden sie unter Problemen wie Rasurbrand. Hab ich noch nie gehört, klingt aber nach einer Heimsuchung. Mir ist auch bewusst, dass Männer schon immer gerne zu Farbtöpfen griffen – von den Ägyptern bis zu Casanova. Glaubt man einschlägigen Quellen, schminkten sich schon die Neandertaler mit Kohle.
Punks und Gothics machten in den 80er-Jahren mit schwarzem Kajal umrandete Augen chic. Das sieht nicht nur an Johnny Depp und Keith Richards verwegen aus. Mir gefällt das. Jedenfalls besser als gezupfte Brauen.
Warum aber muss es ein Stift von Chanel für rund 40 Franken sein, um die Augenbrauen in Form zu bringen? Nur weil «Boy» draufsteht? Reicht einer für 3 Franken von Catrice nicht? Das ist natürlich ein Marketing-Trick, um Mainstream-Männer zu ködern.
Die Herren werden es sich wahrscheinlich wert sein – oder sie sind einfach nicht Manns genug, um in der Damenkosmetikabteilung nach günstigen Alternativen zu fragen.
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