Ich bin ja einiges gewohnt. Aber kürzlich bin ich auf eine Internetseite gestossen, die so offen und direkt war, dass ich mich mehr als nur wunderte. Was ich zu sehen bekam, war unanständig, ja geradezu ­schamlos. Die Betreiber kennen überhaupt keine Hemmungen.

Wovon ich rede? Nicht von einer Pornoseite. Und ebenso wenig von Gewalt-Darstellungen. Die Seite findet sich unter der unverdächtigen Adresse www.seilbahnen.org.

Betrieben wird sie vom Schweizer Seilbahnenverband. Doch der Inhalt hat es in sich: Nehmen wir die Medienmitteilung vom 28. September unter dem Titel «Bei fairen Preisen mit intelligentem Ertragsmanagement zu mehr Ertrag».

Faire Preise? Klingt gut. Wünschen wir uns ja alle. Doch darum geht es gar nicht. Der Seilbahnenverband und verschiedene ­Bergbahnen liessen von der Uni St. Gallen eine Studie erarbeiten. Sie sollte zeigen, wie bei den Kunden «Zahlungsbereitschaft abgeschöpft werden» kann. Mitfinanziert wurde sie übrigens vom Bund.

Ergebnis der Studie: «Im Sommer bestünde sogar ein Potenzial für Preissteigerungen, ohne dass die Betreiber das Angebot wesentlich anpassen» müssten. Ein gerade noch akzeptabler Preis liege 25 Prozent über den heutigen Preisen. Im Winter liege der «akzeptable Preis bei unverändertem ­Angebot» etwa 10 Prozent höher.

Nicht untersucht hat die Uni St. Gallen ­offenbar, warum viele Familien mit ihren ­Kindern gar nicht mehr Ski fahren. Vielleicht kann ja doch nicht mehr so viel «Zahlungs­bereitschaft» erwartet werden.

Aber eigentlich würde ich mir wünschen, dass auch andere Verbände und ­Unternehmen so offen und ehrlich wären. Dann wüssten wir Konsumenten wenigstens, woran wir sind.