Im Zug von Bern nach Zürich: Der Mann und die Frau, die mir gegenübersitzen, sind in einen stummen Zweikampf verwickelt. Zuerst liegt ihr Arm lässig auf der mittleren Armlehne. Doch als die Frau sich unbedachterweise zu ihrer Tasche bückt, nutzt der Mann blitzschnell die Gelegenheit und übernimmt den Platz auf der Armlehne.

Eine Viertelstunde später triumphiert wieder sie. Denn er hat sich bei der Minibar einen Espresso bestellt und konnte nicht zahlen, ohne den Arm von der Mittellehne zu nehmen. Nach der Rückeroberung verteidigt die Frau die Lehne für den Rest der Fahrt. Sie tut, als ob das klingelnde Handy nicht ihr gehören würde.

Denn ihre Tasche liegt ausser Reichweite auf der Gepäckablage. Sitzbänke im Zug sind ein kompliziertes Problem: Sie haben zwei Plätze und drei Armlehnen – das macht 1,5 Lehnen pro Person.

Und von diesen anderthalb Armlehnen sind nicht einmal alle voll nutzbar: Ellbogen, die auf den Lehnen Richtung Gang aufgestützt sind, riskieren, von vorbeifahrenden Rollkoffern, Rucksäcken mit angehängten Eispickeln oder der Minibar malträtiert zu werden.

Bei der Armlehne am Fenster ist es zugig und wenn eine Jacke am Haken hängt auch eng. Trotzdem gibt es eine befriedigende Lösung für das Problem: Berechnen Sie nicht, wie viele Armlehnen Ihnen zustehen würden.

Ärgern Sie sich nicht über den Arm Ihres Sitznachbarn. Und vor allem: Verzichten Sie nicht auf Ihren Kaffee vor lauter Angst, den Platz auf der Lehne zu verlieren. Machen Sie es sich einfach ohne Armlehne gemütlich und geniessen Sie Ihre Reise.

Und üben Sie vor allem den gelassenen Umgang mit Armlehnen im Zug. So sind Sie für die nächsthöhere Herausforderung ge­wappnet: Im Flugzeug gibts schmalere Sitze, längere Reisezeiten – und noch mehr Sitznachbarn, die zu allem entschlossen sind.