Persönlich: Wie sich Amazon den Kundendienst spart
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K-Tipp 12/2017
13.06.2017
Darko Cetojevic
Der US-amerikanische Konzern Amazon ist der weltweit grösste Internethändler. Er bietet eine besondere Dienstleistung an: Unter dem Titel «Amazon-Antworten» verbindet er zaudernde mit vertrauenswürdigen Kunden. Das Ganze funktioniert wie folgt: Ein Kunde interessiert sich für ein bestimmtes Produkt. Er hat aber noch Fragen dazu. Diese schickt er an Amazon. Der Händler leitet sie mit der Bitte um Antwort weiter an Kunden, die das Produkt auf der A...
Der US-amerikanische Konzern Amazon ist der weltweit grösste Internethändler. Er bietet eine besondere Dienstleistung an: Unter dem Titel «Amazon-Antworten» verbindet er zaudernde mit vertrauenswürdigen Kunden. Das Ganze funktioniert wie folgt: Ein Kunde interessiert sich für ein bestimmtes Produkt. Er hat aber noch Fragen dazu. Diese schickt er an Amazon. Der Händler leitet sie mit der Bitte um Antwort weiter an Kunden, die das Produkt auf der Amazon-Website bewertet haben.
Auf diese Weise, so verspricht Amazon den Ratsuchenden, sei es möglich, «von anderen Kunden schnell vertrauenswürdige Antworten zu erhalten». Mit anderen Worten: Kunden beraten Kunden. So kann Amazon eine Menge Geld sparen.
Auch ich bekam kürzlich eine solche E-Mail-Anfrage von Amazon. Betreff: «Können Sie, als Rezensent von ‹Profi Hundegurt fürs Auto›, diesem Kunden helfen?» Der Amazon-Kunde «Hezi» wollte konkret wissen, wie lange dieser Hundegurt ist.
Als hilfsbereiter Hundebesitzer hätte ich «Hezi» natürlich gerne geantwortet. Das konnte ich aber beim besten Willen nicht. Denn ich hatte das fragliche Produkt noch nie in meinen Händen. Die Bewertung zum «Profi Hundegurt fürs Auto» schrieb ich zu Testzwecken. Damit zeigte ich im K-Tipp auf, wie zweifelhaft Amazon-Kundenrezensionen sind (siehe K-Tipp 7/2017).
Ich machte Amazon schon vor Wochen auf meine erfundene Beurteilung aufmerksam. Das scheint dem Internetgiganten aber egal zu sein. Denn er schickte mir die Anfrage des Kunden «Hezi» trotzdem. Offenbar bin ich trotz Fake-Bewertung in den Augen von Amazon noch immer vertrauenswürdig. Hauptsache, der Internethändler kann sich den Kundendienst sparen.