Planmässig zum Sparziel
Wer regelmässig Geld auf die hohe Kante legen will, ist mit einem Fonds-Sparplan sehr gut bedient. Der K-Tipp vergleicht die verschiedenen Angebote und gibt die wichtigsten Tipps.
Inhalt
K-Tipp 8/2003
23.04.2003
Ernst Meierhofer - emeierhofer@ktipp.ch
Bei den Werbesprüchen kannten die Leute von Profitline wenig Zurückhaltung. «Himmlisch gut» sei ihr Fonds-Sparplan, hiess es einmal in einem Prospekt, er biete «unschlagbare Konditionen».
Die Walliser Rocksängerin Sina zitierten sie in der Werbung mit dem urchigen Satz: «Sparen mit Profitline isch hüara güät.» Und Nationalheld Bernhard Russi liess gegen Honorar verlauten, er zahle für seine Kinder regelmässig ein. «Bei Profitline kann man nur profitieren.»
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Bei den Werbesprüchen kannten die Leute von Profitline wenig Zurückhaltung. «Himmlisch gut» sei ihr Fonds-Sparplan, hiess es einmal in einem Prospekt, er biete «unschlagbare Konditionen».
Die Walliser Rocksängerin Sina zitierten sie in der Werbung mit dem urchigen Satz: «Sparen mit Profitline isch hüara güät.» Und Nationalheld Bernhard Russi liess gegen Honorar verlauten, er zahle für seine Kinder regelmässig ein. «Bei Profitline kann man nur profitieren.»
Die Prominenten müssen sich jetzt angeschmiert vorkommen - denn was sie noch vor wenigen Jahren heiss anpriesen, haben die Manager der Rentenanstalt inzwischen abgewürgt beziehungsweise an die AIG Privat Bank verkauft. Die Übernahme soll am 1. Juni erfolgen.
Die neue Besitzerin hat zwar die Kunden in einem ersten Schreiben orientiert - doch wichtige Infos fehlen dort. Und Detailfragen des K-Tipp will die AIG erst «zu einem späteren Zeitpunkt» beantworten.
Sollen also Kunden mit einem laufenden Profitline-Fonds-Sparplan ihre regelmässigen Zahlungen einstellen oder nicht?
Der K-Tipp rät: Stellen Sie die Einzahlungen sofort ein. Denn eines ist jetzt schon klar: Die Konditionen von Profitline waren effektiv «hüara güät», und das werden sie in Zukunft nicht mehr sein.
Der K-Tipp wird auf das Thema zurückkommen und erläutern, was zu beachten ist, wenn Profitline-Sparer ihre Fondsanteile an eine andere Bank transferieren möchten.
Tipp: Schreiben Sie der Profitline sofort, dass Sie mit dem Übertrag an die AIG nicht einverstanden sind.
Geldanlage ohne Versicherungsschutz
Valable Alternativen gibt es durchaus. Nach Einschätzung des VZ Vermögenszentrums ist das Angebot von Postfinance fast gleich gut.
Wer jetzt neu in einen Fonds-Sparplan einsteigen will, muss Folgendes wissen:
- Wer mit einem Fonds-Sparplan spart, zahlt regelmässig einen Betrag ein - zum Beispiel 100 Franken pro Monat.
- Der Anbieter des Fonds-Sparplans investiert das Geld in einen oder mehrere Anlagefonds; damit ist es dem Börsenrisiko ausgesetzt. Die Gefahr von Verlusten - aber auch die Verdienstchance - ist umso grösser, je höher der Aktienanteil im jeweiligen Fonds ist.
- Der Fonds-Sparplan ist eine reine Geldanlage - ohne jeglichen Versicherungsschutz. Kein Versicherungsschutz heisst konkret, dass ein Fonds-Sparplan die richtige Wahl ist für Leute, die einzig das Sparen im Sinn haben.
Und damit ist ein Fonds-Sparplan auch klar das bessere Sparinstrument als die so genannten Fondspolicen von Pax und Aspecta, die insbesondere von den Vermittlerorganisationen First, WNB und ITE verkauft werden.
Bei Vermittlern ist Vorsicht am Platz
Zwar verhökern die teilweise ungenügend ausgebildeten Mitarbeiter der genannten schneeballähnlich aufgebauten Verkaufsorganisationen ihre Fondspolice gerne - und wahrheitswidrig - als Instrument zum «Fondssparen». Zutreffend ist jedoch, dass bei Fondspolicen immer auch ein Todesfallkapital zwangsweise versichert ist. Und damit zahlen insbesondere junge Leute unnötig Geld für einen Versicherungsschutz, den sie gar nicht brauchen (siehe K-Tipp 2/03 und 7/03).
Kommt dazu: Wer eine Fondspolice kauft, zahlt mit seinem Sparbatzen auch viel Geld für die Provision des Verkäufers - ein Umstand, der im Verkaufsgespräch regelmässig verschwiegen wird.
Apropos Provision: Leider sind auch Käufer eines «reinen» Fonds-Sparplans (ohne Versicherungsteil) nicht davor gefeit, dass ihnen der Anbieter doch noch eine Provision für den Verkäufer abzwackt.
Das ist meist der Fall, wenn der Sparplan nach dem Plansummen-System funktioniert. Hier verpflichtet sich der Kunde vertraglich, während mehrerer Jahre regelmässig einen bestimmten Betrag einzuzahlen. Die Spesen für den Kauf der Fondsanteile (Ausgabekommission) werden aber nicht wie sonst bei Fondskäufen üblich von jeder einzelnen Einzahlung des Kunden abgezogen, sondern im Voraus gleich zu Beginn oder innerhalb der ersten Jahre.
Ein Teil dieser Ausgabekommission geht an den Vermittler.
Die Konsequenzen sind für Konsumenten dreifach ungünstig:
- Der Kunde zahlt die Kosten im Voraus und gibt so der Gesellschaft quasi ein zinsloses Darlehen; dieses Geld könnte er sinnvoller anlegen.
- Weil zu Beginn unverhältnismässig viel Geld für die Kosten (inklusive die Verkaufsprovision) weggeht, verliert der Sparer einen erheblichen Teil des Zinseszins-Effektes.
- Und - besonders schlimm: Wenn der Sparer vorzeitig aus dem Vertrag aussteigt und die Rückzahlung verlangt, kassiert der Betreiber dennoch die kompletten Kosten (zusammen bis 5,7 Prozent der Plansumme) - und schmälert so den Sparertrag drastisch.
Einer der Anbieter mit diesem kundenfeindlichen Plansummen-System ist die Skandia. Sie gibt offen zu, dass sie in erster Linie um das Wohl der Verkäufer besorgt ist: «Der Brokermarkt verlangt nach wie vor eine Vorausprovisionierung.»
Der Tipp, der sich daraus ergibt, ist klar: In der Regel sollten Sie einen Fonds-Sparplan nicht bei einem Vermittler kaufen, sondern direkt beim Anbieter selber - etwa bei Postfinance oder bei einer Kantonalbank.
Von Sarasin und Skandia ist hingegen abzuraten. Und auch von einem neueren Produkt namens BFW Blueinvest («Vermögensverwaltung mit nachhaltigem Ansatz»), das von den Mitarbeitern der umstrittenen Vertriebsorganisation ITE verkauft wird.
Auf kundenfreundliche Konditionen achten
Das sind die vier Kriterien, auf die es bei einem Fonds-Sparplan ankommt: Konditionen, Fondsauswahl, Flexibilität und Kosten (siehe Tabelle).
Bei den Konditionen ist entscheidend:
- Höhe der Ersteinlage. Bei kundenfreundlichen Angeboten ist der Sparer schon mit 50 Franken dabei (oder es ist gar kein Startkapital verlangt); ungünstiger für Kleinsparer sind hingegen Pläne, bei denen man gleich mit 1000 Franken oder mehr beginnen muss.
- Mindesteinzahlung. Auch hier gilt: Je tiefer der verlangte Betrag pro Einzahlung, desto besser für Kleinsparer. Bewertet wurde auch, ob der Anbieter einen strengen Einzahlungsrhythmus verlangt oder nicht oder ob der Kunde frei entscheiden kann, wann er seine Einzahlungen vornehmen will.
- Investitionszeitpunkt. Der grosse Vorteil eines Fonds-Sparplans liegt darin, dass Sparerinnen und Sparer auch kleine, gestückelte Teile von Anlagefonds (Fraktionen) kaufen können und nicht nur ganze Anteile, die unter Umständen 1000 Franken oder mehr kosten. Entscheidend ist dabei, ob die Gesellschaft das Geld sofort investiert oder nur wöchentlich oder gar nur monatlich.
- Plansummensystem. Dieser schon erläuterte negative Punkt führt bei Sarasin und Skandia automatisch zu einer Abwertung des Angebots auf «unterdurchschnittlich».
Fondsauswahl und Flexibilität
Bei der Fondsauswahl ist einerseits die Zahl der Anlagefonds entscheidend, die dem Sparwilligen zur Verfügung stehen. Je grösser die Auswahl, desto besser kann der Sparer seine Investition steuern. Von Vorteil kann andererseits auch sein, dass der Sparer den Fonds im Laufe des Sparprozesses ohne grosse Umstände und Kosten wechseln kann - beispielsweise um allfällige Gewinne aus risikoreichen Aktienfonds in schwankungsärmere Obligationenfonds zu retten.
Beim Prüfpunkt Flexibilität hat das VZ Vermögenszentrum untersucht, ob und zu welchen Bedingungen bzw. Kosten Zahlungsunterbrüche, Geldrückzüge oder die Auflösung des Sparplans möglich sind.
Postfinance hat das beste Angebot
Punkto Kosten, dem vierten Teilkriterium, sind die vom Sparplanbetreiber kassierten laufenden Verwaltungs- und Depotgebühren von Belang, stärker aber noch die Ausgabekommission, die beim Kauf von Fondsanteilen an die jeweilige Fondsgesellschaft geht.
Fazit: Bei allen vier Teilkriterien schneidet die Post mit der Note «überdurchschnittlich» ab - und landet deshalb mit 63 von 72 möglichen Punkten auf Platz 1.
Die Bedingungen sind aber nur die eine Seite des Fonds-Sparplans. Genauso entscheidend ist, ob im Plan Anlagefonds zur Auswahl stehen, die sich - zumindest in der Vergangenheit - als renditeträchtiger erwiesen haben als ihre Konkurrenten.
Einen Anhaltspunkt dazu liefert die VZ-Gesamtbewertung für vier Kategorien von Fonds: Aktien Schweiz, Aktien Welt, defensive Strategiefonds (Aktienanteil unter 30 %) sowie ausgewogene Strategiefonds (Aktienanteil zwischen 30 und 70 %).
Das Wichtigste zu dieser Beurteilung:
- Gemessen und verglichen wurde die Wertentwicklung (Performance) unter Berücksichtigung des Risikos, das der Fondsmanager eingegangen ist.
- Hat ein Anbieter mehr als einen Fonds in der gleichen Kategorie, wurde der Mittelwert genommen.
- Ist ein Fonds in der Tabelle als «unterdurchschnittlich» bewertet, so hat er im Betrachtungszeitraum (Februar 2000 bis Februar 2003) nicht unbedingt Geld verloren; er war in der Vergangenheit lediglich weniger gut als vergleichbare Fonds, die in anderen Sparplänen zur Verfügung stehen.
- Jüngere Fonds, die sich noch nicht drei Jahre lang bewähren konnten, hat das VZ nicht verglichen.
- Bedenken Sie auch: Je nach Betrachtungszeitraum können sich einzelne Fonds in der Rangierung innerhalb ihrer Konkurrenz verschieben, weil sie entweder besser oder schlechter werden. Die Bewertungen sind also nicht für immer gültig. Selten schafft es ein Fonds, konstant über Jahre an der Spitze zu bleiben.
- Tipp: Lassen Sie sich beraten, wenn Sie nicht sicher sind, für welchen Fonds Sie sich im Rahmen Ihres Sparplanes entscheiden sollen. Wichtige Infos finden Sie auch im K-Tipp-Ratgeber «Sparen mit Fonds». Sie können das Buch mit dem Talon auf Seite 13 oder über www.ktipp.ch bestellen.
Das sollten Fonds-Sparer beachten
- Ein Fonds-Sparplan ist eine langfristige Anlage. Zahlen Sie nur Geld ein, das Sie über längere Zeit nicht brauchen. Bei einem reinen Aktienfonds sollte der Sparhorizont mindestens zehn Jahre betragen.
- Schliessen Sie nie einen Fonds-Sparplan bei einem Vermittler ab, sondern nur direkt beim Anbieter.
- Wählen Sie einen Plan mit kundenfreundlichen Bedingungen, der Ihnen möglichst viel Spielraum und Flexibilität lässt.
- Lassen Sie sich bei der Fondsauswahl beraten.
- Regelmässige Einzahlungen sind bei einem Fonds-Sparplan sinnvoll; richten Sie einen Dauerauftrag ein. Meiden Sie aber Sparpläne, bei denen Sie eine bestimmte Einzahlungsdauer einhalten müssen.
- Sparen mit einem Fonds-Sparplan hat nichts mit der 3. Säule zu tun. Sparen mit der Säule 3a (nur bei der Bank, K-Tipp 7/03) ist allerdings wegen des Steuerspareffekts noch attraktiver; dieses Geld ist aber bis zur Pensionierung blockiert (ausser für Hausbau und beim Schritt in die berufliche Selbständigkeit).