Wer auf Einkaufstour geht, kommt oft mit einem ganzen Wust von Plastiktragtaschen nach Hause. Der grösste Teil davon wird – bloss einmal benutzt – mit dem Haushaltmüll entsorgt und landet in einer Kehrichtverbrennungsanlage.
Geschätzte 6000 bis 10 000 Tonnen Plastiksäcke werden so alljährlich in der Schweiz verbrannt. Das entspricht 250 voll beladenen 40-Tonnen-Sattelschleppern – ein Verschleudern von Ressourcen und eine vermeidbare Umweltbelastung. Dieser Abfall-Wahnsinn stösst vielen Leuten sauer auf. Das zeigt etwa eine repräsentative Meinungsumfrage der «Coop-Zeitung». Demnach befürworten 83 Prozent der Bevölkerung ein Verbot von Einkaufstaschen aus Plastik.
«Keine wesentliche ökologische Verbesserung»
Auch Politiker haben diese Forderung aufgenommen: Im Tessin haben kürzlich Kantonsparlamentarier eine Motion eingereicht. Darin fordern sie vom Regierungsrat, dass im Tessin die Abgabe von Wegwerftaschen aus Polyethylen verboten wird. Stattdessen sollen umweltfreundlichere Säcke aus biologisch abbaubaren Werkstoffen (BAW) zum Einsatz gelangen.
Andere Länder sind einen Schritt weiter: In China dürfen Läden ab Juni keine Plastiksäcke mehr gratis abgeben. Australien will bis Ende Jahr Plastiksäcke ganz abschaffen und auf Alternativen setzen.
Technisch gesehen ist es heute möglich, Taschen aus Polyethylen durch solche aus BAW zu ersetzen. Meist wird dafür Maisstärke verwendet. Diese Stoffe sind aber keine wirkliche Lösung des Problems. «Das bringt – wenn überhaupt –keine wesentliche ökologische Verbesserung», sagt Alex Buckowiecki von der Fachorganisation Kommunale Infrastruktur des Städteverbands. Laut Peter Gerber, Konsumgüterexperte beim Bundesamt für Umwelt, fällt die ökologische Gesamtbilanz von biologisch abbaubaren Taschen nicht allzu gut aus: «Bezieht man den ganzen Lebensweg dieser Säcke mit ein, belasten sie die Umwelt sogar noch stärker als Taschen aus Polyethylen.»
Die Herstellung von BAW benötigt nämlich viel Energie. Zudem werden für die Produktion der Pflanzen Dünger, Pestizide und Anbauflächen für Lebensmittel verbraucht. Auch die Papiertragtaschen, welche die Grossverteiler für 30 Rappen abgeben, sind nicht umweltschonender als Plastiksäcke. Negativ ins Gewicht fällt hier vor allem der hohe Materialgehalt. «Je mehr Material verwendet wird, desto schlechter die Ökobilanz», so Gerber.
Auch der WWF hält ein Plastiksackverbot nicht für nötig
Skeptisch äussern sich auch Vertreter der Grüngutverwertungsbranche zum Ersatz von Plastik durch BAW. Laut Brigitte Bartha, Geschäftsführerin Kompostforum Schweiz, verrotten gewisse BAW nur langsam oder gar nicht. Deshalb wollen die Betriebe nur geprüfte Säcke (etwa Kompostbeutel mit weissem Gitterdruck) annehmen. Manche in der Branche befürchten, dass künftig in Kompostieranlagen vermehrt Fremdstoffe auftauchen, wenn BAW-Säcke mit nicht kompostierbarem Inhalt gefüllt oder mit nicht abbaubaren Taschen aus Plastik verwechselt werden.
Selbst der WWF Schweiz findet ein Plastiksackverbot nicht vordringlich. Taschen aus Polyethylen machen laut Sprecher Felix Meier lediglich einen Tausendstel des Hauskehrichts aus und eine echte Alternative sei nicht in Sicht. Dennoch: Ein Ärgernis ist der schrankenlose Plastiksackverbrauch für den WWF allemal.
Was also tun, um den Verbrauch einzudämmen? Meier empfiehlt, eine haltbare Einkaufstasche zu kaufen (siehe unten) oder zumindest die Gratisplastiksäcke mehrmals zu verwenden.
Werden aufwendiger produzierte Tragtaschen mehrmals benutzt, schneiden sie ökologisch rasch besser ab als Einweg-Plastiksäcke. Das bestätigt eine neue Studie der Empa St. Gallen. Die Wiederverwendung von Einkaufstaschen zu fördern, ist letztlich auch das Ziel der Politikerin Greta Gysin, Initiantin des Tessiner Plastiksackverbots: «Wichtig ist, dass die Leute von ihrer Wegwerfmentalität wegkommen.»
Praktische Einkaufstaschen für den mehrfachen Gebrauch
Die Robuste
Die blaue Tasche aus Polypropylen mit je zwei kurzen und langen Trageriemen trifft man häufig an. Denn trotz ihres geringen Gewichts ist sie sehr robust und für den Transport von sperrigen Einkäufen geeignet.
Die Belastungsgrenze liegt bei 25 Kilogramm, das Volumen beträgt 70 Liter. Die Tasche ist für 1 Franken in allen Ikea-Filialen erhältlich. Dort findet man auch Recycling-Stationen, um die Taschen zu entsorgen.
Die Praktische
Wer kennt das nicht? Man ist ohne Tasche unterwegs und entdeckt zufällig ein Schnäppchen. Dafür ist der Mini Maxi Shopper von Reisenthel sehr praktisch. Die Stofftasche braucht weniger Platz als ein Handy, weist aber ein Volumen von 20 Litern auf. Die Belastbarkeit liegt bei 10 Kilogramm. Die Tasche ist in 20 Farben und Mustern verfügbar und wird unter anderem von Manor, Jelmoli und Globus verkauft.
Die Blumige Nebst den bekannten Papiertragtaschen lanciert die Migros ab Februar eine Mehrwegtasche aus Polypropylen. Die Tasche, die bereits in den Filialen dreier Migros-Genossenschaften mit Erfolg getestet wurde, hat in etwa die Grösse der Papiertasche, ist jedoch wesentlich stabiler. Die Belastbarkeit beträgt mindestens 15 Kilogramm. Auf der ersten Ausgabe prangen rot-gelbe Tulpen. Das Sujet soll dreimal jährlich ändern. Die Tragtasche kostet 2 Franken.