Einweg-Plastik ist nur wenige Minuten in Gebrauch, bleibt aber jahrzehntelang in Böden und Gewässern und gelangt so in die Nahrungskette. Die EU hat daher folgende Beschlüsse gefasst:
Ab Mitte Jahr verboten sind etwa Wattestäbchen, Besteck, Teller, Trinkhalme und Rührstäbchen aus Plastik sowie Lebensmittelverpackungen, Tassen und Becher aus Styropor.
Auch verbannt sind Produkte aus oxo-abbaubarem Kunststoff, etwa Säcke, die als biologisch abbaubar gelten. Tatsächlich zerfällt oxo-abbaubarer Kunststoff aber bei Sonne und Hitze rasch in Mikroplastik, das schon in Muscheln und in Meersalz gefunden wurde.
Ab Mitte Jahr obligatorisch ist ein Hinweis zur richtigen Entsorgung auf Packungen für Binden, Tampons, Feuchttücher und Filterzigaretten.
Drei Jahre später dürfen Flaschen mit Plastikdeckeln nur noch verkauft werden, wenn der Deckel befestigt ist.
Bundesrat sieht kein Umweltproblem
Auch in der Schweiz häufen sich die parlamentarischen Vorstösse zum Thema. Doch der Bundesrat scheint sie nicht ernst zu nehmen. Vor drei Jahren schrieb er in der Antwort auf einen Vorstoss: «Auch in der Schweiz ist Mikroplastik nachgewiesen. Die Mengen sind aber sehr gering.» Und: «Eine Umweltgefährdung wegen weggeworfener Trinkhalme, Wattestäbchen und anderer Produkte besteht in der Schweiz nicht.»
Und Ende 2018 hielt der Bundesrat fest, dass nicht der Abfall das Problem sei, sondern die Abnutzung von Produkten – etwa «der Reifenabrieb, die Abrasion von Anstrichen wie Strassensignalisationen, die Mikrofasern synthetischer Textilien».
Eine Studie der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) zeigte ein halbes Jahr später, dass Abfall sehr wohl ein Problem in der Schweiz ist. Ihr Fazit: «Jedes Jahr werden rund 5000 Tonnen Plastik in die Umwelt eingetragen.» Die Empa hatte für die Studie Kunststoffe erfasst, die am häufigsten in Verpackungen, Textilien, Isolationsmaterial oder Landwirtschaftsfolien eingesetzt werden. Reifenabrieb war kein Thema.
Immerhin arbeitet der Bundesrat inzwischen an einem Verbot für oxo-abbaubare Kunststoffe. Ansonsten geht er das Problem typisch schweizerisch an: «In einem ersten Schritt kann der Detailhandel freiwillig auf den Verkauf solcher Produkte verzichten.» Nützt das nichts, setzt der Bundesrat auf «Sensibilisierungsmassnahmen». Nützen auch diese nichts, «könnte der Bundesrat als letzten möglichen Schritt ein Verbot erlassen». Doch das dürfte noch eine Weile dauern.
So wie die Studie, mit der das Bundesamt für Umwelt «die Umsetzungsmöglichkeiten der EU-Kunststoffstrategie in der Schweiz» prüfen lässt. Angekündigt hatte sie der Bundesrat schon im Mai 2018. Sie ist immer noch in Arbeit.