Das Porto für einen A-Post-Brief schlägt im kommenden Jahr von Fr. 1.10. auf Fr. 1.20 auf. Und ein B-Post-Brief kostet statt 90 Rappen neu 1 Franken. Dabei erhöhte die Post die Preise bereits im letzten Jahr. Diesmal steigen auch die Paketpreise. Und die Zustellpreise für Zeitungen und Zeitschriften erhöht die Post jedes Jahr.
K-Tipp-Recherchen zeigen: Die Post braucht das zusätzliche Geld nicht für die Zustellung von Briefen und Paketen. Denn dieser Bereich ist hochprofitabel. Letztes Jahr brachte er laut dem Geschäftsbericht der Post 358 Millionen Franken Gewinn ein. Und im ersten Halbjahr 2023 machte die Post mit Päckli und Briefen gemäss Halbjahresbericht erneut 176 Millionen Franken Gewinn. Tatsächlicher Grund für die Aufschläge: Die Post will immer mehr Geld für den Kauf von Firmen, die nichts mit dem Postgeschäft zu tun haben.
In den letzten zwei Jahren kaufte die Post gemäss ihren Geschäftsberichten für rund 320 Millionen Franken Firmen vor allem aus dem IT-Bereich. Diese Unternehmen schreiben oft Verlust, letztes Jahr laut Geschäftsbericht 72 Millionen Franken. Im ersten Halbjahr 2023 erwarb die Post erneut vier Firmen und kündigte den Kauf weiterer drei Unternehmen an.
Teure Ausschaltung von Konkurrenten
Nun will die Post auch die einzige kleine Konkurrenz auf dem Briefmarkt aufkaufen, die Firma Quickmail aus St. Gallen – zu einem ungenannten Preis. Quickmail stellt Briefe und Grossversände für Firmenkunden zu und über die Tochterfirma Quickpac auch Pakete – etwa für Ikea, Nespresso und Brack.ch.
Mit dem Kauf will die Post einen wichtigen Konkurrenten mit 3 Millionen bedienten Haushalten ausschalten. Die Wettbewerbskommission hat das letzte Wort: Sie müsste dem Kauf zustimmen.
Im Juni kaufte die Post sogar 2400 Hektar Wald in Ostdeutschland, um ihre CO2-Bilanz zu verbessern. Preis: 70 Millionen Franken. Der Wald wird nicht etwa aufgeforstet, sondern so belassen, wie er ist. Die deutsche Regierung benutzt die CO2-Reduktion durch denselben Wald zur Verbesserung ihrer Klimabilanz. Mit anderen Worten: An der CO2-Bilanz von Deutschland und der Schweiz ändert sich durch den Kauf nichts, die CO2-Speicherkapazität des Walds wird nun einfach von beiden Ländern für das Erreichen der Klimaziele genutzt.
Kostspielige IT-Experimente
Die Post schreibt, mit den gekauften IT-Unternehmen wolle sie künftig hohe Gewinne erzielen und so mögliche Rückgänge im Brief- und Paketgeschäft ausgleichen.
Gemäss dem Geschäftsbericht der Post passiert im Moment aber genau das Gegenteil. Kunden, die Briefe und Pakete verschicken, finanzieren damit die teuren IT-Experimente der Post.
Während die Post die Preise erhöht, spart sie beim Service: Die Kunden müssen 10-Rappen-Marken kaufen, damit sie ihre Marken à Fr. 1.10 für A-Post-Briefe und 90 Rappen für B-Post-Briefe im kommenden Jahr noch brauchen können.
Das Umtauschen von Briefmarken verweigert die Post ihren Kunden neuerdings: Sie nimmt alte Marken nicht mehr wie bisher zurück.
«Weko darf kein grünes Licht geben»
Patrick Krauskopf ist Professor für Kartellrecht an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Winterthur ZH. Der Anwalt war zuvor Vizedirektor der Wettbewerbskommission.
Die Post will den einzigen Konkurrenten bei der Briefzustellung kaufen: die Quickmail AG in St. Gallen. Darf die Wettbewerbskommission (Weko) dem Kauf zustimmen?
Die Weko entschied 2017, dass die Post bei Briefen eine marktbeherrschende Stellung hat. Nun muss sie prüfen, ob die Post mit dieser Übernahme diese Stellung verstärkt. Dies dürfte zutreffen. Zweitens muss sie prüfen, ob dadurch der Wettbewerb beseitigt wird. Aus meiner Sicht gibt es dafür Anhaltspunkte. Und es stellt sich die Frage: Führt der Kauf zu mehr Wettbewerb in einem anderen Markt? Ich kann mir dies kaum vorstellen. Grundsätzlich darf die Weko also nicht grünes Licht geben.
Post und Quickmail argumentieren, wegen sinkender Briefmengen könnten beide Firmen nicht mehr eigenständig bestehen. Ein Grund, die Fusion zu bewilligen?
Nein. Muss eine Firma schliessen, überlässt man es dem Markt, was mit ihren Marktanteilen passiert. Diese Regel wird von der Weko nur unter sehr engen Voraussetzungen gebrochen. Unter anderem muss fast sicher sein, dass die Quickmail-Marktanteile so oder so der Post zufallen würden und kein anderer Käufer in Betracht käme.
Quickmail stellt nicht nur Briefe zu, sondern mit der Firma Quickpac auch Pakete. Wäre auch diese Übernahme durch die Post ein Problem?
Nein. Die Weko unterscheidet die verschiedenen Märkte, auf denen Quickmail tätig ist, sorgfältig. Bei den Paketen gibts mehr Konkurrenz. Ist diese ausreichend, dürfte die Weko nicht gegen die Übernahme des Paketgeschäfts von Quickpac intervenieren.