Postchef Cirillo: Filialen geschlossen, Porto erhöht, Milliarden gebunkert
Postchef Roberto Cirillo tritt auf Ende März zurück. Post und Medien sind voll des Lobes. Dabei baute Cirillo den Service public ab – zugleich wuchs das Posteigenkapital massiv.
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K-Tipp 02/2025
28.01.2025
Christian Gurtner
Seit April 2019 ist Roberto Cirillo Chef der Post. Im Januar kündigte er an, dass er per Ende März zurücktritt. Die Post rühmte den abtretenden Manager in einer Medienmitteilung in höchsten Tönen: Die Konzernstrategie «Post von morgen» sei von Cirillo «erfolgreich umgesetzt» und «die Post in die Zukunft geführt» worden.
Die Tagesmedien nahmen die Eigenwerbung der Post auf und stimmten ins Loblied ein. Der «...
Seit April 2019 ist Roberto Cirillo Chef der Post. Im Januar kündigte er an, dass er per Ende März zurücktritt. Die Post rühmte den abtretenden Manager in einer Medienmitteilung in höchsten Tönen: Die Konzernstrategie «Post von morgen» sei von Cirillo «erfolgreich umgesetzt» und «die Post in die Zukunft geführt» worden.
Die Tagesmedien nahmen die Eigenwerbung der Post auf und stimmten ins Loblied ein. Der «Tages-Anzeiger» kommentierte: «Der Postchef hat geliefert.» Die Post stehe «heute finanziell besser da» als bei seinem Antritt. Sie verfüge «über mehr Eigenkapital und hat dem Bund jedes Jahr eine Dividende ausbezahlt».
Die NZZ schwärmte, Cirillo habe den Bundesrat von der Abschaffung der A-Post überzeugt – und davon, dass es reiche, die Post an drei Tagen pro Woche zuzustellen. Schade sei nur, dass der Bundesrat «zurückkrebste».
Auftrag der Schweizer Bevölkerung ignoriert
Post und Kommentatoren haben offenbar vergessen: Die Post ist kein privater Konzern. Sie gehört der Schweizer Bevölkerung und hat laut Gesetz den Auftrag, «preiswerte und qualitativ hochstehende Postdienste anzubieten». Dazu gehört ein «landesweit flächendeckendes Poststellennetz». Dafür tat Postchef Roberto Cirillo nichts. Ganz im Gegenteil:
- Während Cirillos Amtszeit schloss die Post 216 Poststellen für immer. Und sie entschied, dass bis 2028 weitere 170 Filialen verschwinden. Heute besitzt nicht einmal mehr jede dritte Gemeinde eine Post. Notwendig wäre dieser Abbau nicht, denn die Filialen, die von einer Schliessung betroffen sind, sind gut besucht. Teilweise verzeichnen sie Zunahmen bei der Brief- und der Paketaufgabe («Saldo» 19/2024).
- Seit 2019 baute die Post an den Schaltern über 1430 Vollzeitstellen dauerhaft ab.
- Während Roberto Cirillos Amtszeit verteuerte die Post die Preise zwei Mal. Die Preise für A-Post-Briefe stiegen 2022 und 2024 total um 20 Prozent, diejenigen für B-Post um 17 Prozent. Im vergangenen Jahr schlugen auch die Pakete um Fr. 1.50 auf. Und 2022 verteuerte die Post die Auslandpakete so stark, dass der Versand jetzt teilweise mehr als doppelt so teuer ist wie vorher. Verglichen mit den Nachbarländern ist die Schweizer Post bis zu dreimal so teuer (K-Tipp 20/2023).
- Der Abbau diente nur einem Zweck: den Gewinn zu steigern. In Cirillos Amtszeit stieg das Eigenkapital auf mehr als 3,5 Milliarden Franken. Ende 2023 verfügte die Post über Reserven von 10,3 Milliarden Franken. Bezahlt haben dies die Kunden mit erhöhten Porti für Briefe und Pakete.
Fazit: Roberto Cirillo machte die Post für die Kunden teurer und verschlechterte die Leistungen. Das stört die Tageszeitungen nicht. Denn sie betrachten den Staatskonzern nicht aus der Perspektive der Kunden, sondern aus jener des Bundesrats, der mit der Post möglichst viel Gewinn erwirtschaften will.