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20.11.2019
Erbrochenes im Zug-WC wegwischen, Fäkalien von den Wänden putzen oder Graffiti von Waggons ablaugen: Die Reinigungsmitarbeiter der SBB haben einen harten Job. Für solche Arbeiten erhielten sie bislang eine bescheidene Zulage von Fr. 1.45 pro Stunde. Doch damit wird bald Schluss sein. Die SBB wollen diese «Arbeitserschwerniszulage» abschaffen.
Laut der Gewerkschaft des Verkehrspersonals (SEV) sparen die Bundesbahnen so gerade einmal 200 000 Franken jährlich. Auf Anfrage des K-Tipp bestätigen die SBB diese Summe. Man habe aber angeboten, den Zuschlag in diesem Jahr noch auszuzahlen, und sei zurzeit in Gesprächen mit der Gewerkschaft.
Rund 500 Mitarbeiter der SBB betroffen
Für das Vorgehen der Bahn hat SEV-Gewerkschaftssekretär Christoph Geissbühler kein Verständnis: «Die SBB machten im vergangenen Jahr mit 568 Millionen Franken einen Riesengewinn, sparen nun aber ausgerechnet bei den kleinsten Löhnen.» Betroffen sind laut Geissbühler rund 500 Angestellte mit Monatslöhnen zwischen 3230 und 4770 Franken. «Für sie ist die Zulage von jährlich bis zu 1000 Franken ein spürbarer Einkommensbestandteil.»
Die Post wiederum will aus ihren Paketboten mehr herausholen. Dazu führte sie im September das neue Zeiterfassungssystem «Mytime» ein, das die Angestellten unter enormen Leistungsdruck setzt: Schafft ein Paketbote eine Tour nicht innert einer bestimmten Zeit, wird ihm die zusätzliche Arbeitszeit nicht gutgeschrieben. Das heisst: Wer länger arbeitet, wird dafür nicht bezahlt.
Die betroffenen Paketpöstler arbeiten für den Konzernbereich Post Logistics. Der erzielte im Jahr 2018 einen Gewinn von 145 Millionen Franken – 26 Millionen Franken mehr als im Jahr zuvor. Gesamthaft machte die Post vergangenes Jahr 405 Millionen Franken Gewinn. Die Post wollte auf Anfrage des K-Tipp nicht sagen, wie hoch die Einsparung mit dem neuen Zeiterfassungssystem ist.
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Beschämend!
Hier zeigt sich wieder einmal sehr deutlich, dass auf Kosten der kleinsten Tieflohnarbeiter (SBB Reinigungsmitarbeitende) gespart wird. Die rund 200\'000 Franken, die eingespart werden, sind einfach lächerlich, wenn man bedenkt, dass genau diese Tieflohnarbeiter für jede Zulage angewiesen sind für den täglichen Lebensunterhalt. Das oberste Management verdient ein vielfaches und fordert jedes Jahr deutlich mehr Lohn und teilweise sogar horrende Bonuszahlungen. Gäbe es eine Alternative zu den SBB, würde ich sofort das Personen-Transportunternehmen wechseln!
Eine doppelte Schande!
Der Zustand der Zugstoiletten ist häufig eine Schande, vor allem auch bei den TGV, welche ab Zürich fahren und häufig ein Grund, weshalb man Zugsreisen nicht wirklich als gepflegte Reiseform empfindet. Und es ist eine doppelte Schande, dass die SBB hier einen lächerlichen Betrag auf Kosten des Personals sparen will, welche durch Ihre Arbeit einen wesentlichen Beitrag zu jenem qualitätsvollen Auftritt leisten könnten, welchen sich Herr Meyer so sehr wünscht.