Auf www.priminfo.ch – dem Prämienrechner des Bundesamts – können Sie neu die Prämien der Grundversicherung der Krankenkassen vergleichen. Wer will, kann zuerst eine Bedienungsanleitung herunterladen. Das kann hilfreich sein – aber Sie kommen auch ohne Anleitung zum Ziel. Erst geben Sie Postleitzahl oder Wohnort, Jahrgang, gewünschte Franchise, Unfalldeckung ja oder nein und das gewünschte Versicherungsmodell ein. Danach drücken Sie «Berechnen und anzeigen» – und schon haben Sie die vollständige Liste der Kassen und deren Prämien auf dem Bildschirm.
Abbildung 1 zeigt, dass Sie jetzt diverse Optionen haben:
- Als erste Ansicht erhalten Sie immer die Kassen in alphabetischer Reihenfolge. Das ist praktisch, falls Sie den Tarif einer bestimmten Kasse suchen.
- Zum Sortieren der einzelnen Spalten haben Sie ein Pfeil-Symbol zur Verfügung. Damit können Sie jetzt die alphabetische Reihenfolge von Z nach A ändern – eine eher spielerische Funktion.
- Wichtig ist, dass Sie das Pfeil-Symbol bei «Monat» anklicken. Es wird dann grün (siehe 3. Spalte) – und jetzt haben Sie die Rangierung nach Prämien, angefangen bei der günstigsten Kasse an Ihrem Wohnort. Für die Stadt St. Gallen sind das beispielsweise Galenos, Sanagate und Assura. Und zwar bezogen auf die Grundversicherung ohne Sparmodelle (Franchise 300.–, mit Unfall).
- Klicken Sie jetzt nochmals auf das Pfeil-Symbol bei «Monat», so erhalten Sie die gleiche Rangliste von hinten, also die teuerste Krankenkasse zuerst. So erfahren Sie beispielsweise, dass die Wincare in St. Gallen am teuersten ist.
- Falls Sie Ihre jetzige Kasse in der Eingabemaske angeben, sehen Sie zusätzlich das Sparpotenzial im Vergleich zu Ihrem jetzigen Krankenversicherer.
Abbildung 2 zeigt eine nützliche Funktion des Rechners – den «Franchisenvergleich»: Haben Sie das Feld angeklickt, erhalten Sie sämtliche Kassen mit allen Franchisenstufen aufgelistet.
- Nun können Sie zum Beispiel das Pfeil-Symbol bei «2500» anklicken – und erhalten die Rangliste mit dieser Franchise. Klicken Sie zum Vergleich auf «300», erhalten Sie unter Umständen eine andere Rangliste, weil die Kassen bei den Wahlfranchisen unterschiedliche Rabatte geben.
- Abbildung 2 zeigt übrigens die Prämien der Sparmodelle (Hausarztversicherung, HMO und weitere Sparvarianten). Sie sehen in der ersten Spalte, dass die Atupri bei der Franchise 2500 Franken mit dem Hausarztmodell Caremed das günstigste Angebot hat. Mit Franchise 300 wäre in der Stadt St. Gallen übrigens ein Sparmodell der KPT an der Spitze.
Sparmodelle: Bei der Kasse direkt fragen
Genau bei diesen Sparmodellen hat der Rechner des Bundesamts für Gesundheit aber ein grosses Problem. Denn HMO-Praxen haben in der Regel ein eng begrenztes Einzugsgebiet – das gilt auch für viele Hausarztmodelle. Patienten, die ausserhalb dieses Einzugsgebiets wohnen, werden in der Regel nicht angenommen.
Doch diese nach Postleitzahlen begrenzten Einzugsgebiete ignoriert Priminfo. ch. So kommt es sehr oft vor, dass der Rechner für bestimmte Wohnorte Sparprämien angibt, die dort gar nicht erhältlich sind.
Mehr noch: Oft lassen sich die Krankenkassen auch Prämien von Sparmodellen genehmigen, die erst in Planung sind, also noch gar nicht existieren. Dennoch zeigt der Rechner diese Modelle schon jetzt an – und stiftet so Verwirrung.
Anders ist es etwa beim Prämienrechner des VZ Vermögenszentrums (www.vzonline.ch). Dort sind die eingeschränkten Einzugsgebiete berücksichtigt, falls die Kassen eine entsprechende Postleitzahlenliste liefern. Das Gleiche gilt für Comparis.ch.
Dem Bundesamt für Gesundheit ist dieser Mangel bekannt. Wann er behoben wird, ist unklar.
Tipp: Interessenten für ein HMO- oder Hausarztmodell sollten sich stets bei der Krankenkasse erkundigen, ob die jeweilige Sparprämie an ihrem Wohnort effektiv erhältlich ist. Das kann man telefonisch machen – oder per Internet auf der Homepage der jeweiligen Kasse. So erfährt man auch, welche Hausärzte mitmachen.
Ein weiterer Nachteil des Rechners unter Priminfo.ch ist die mangelnde Offerten-Schnittstelle. Sie war angekündigt, ist dann aber auf Druck von Comparis.ch fallengelassen worden.
Offerten-Schnittstelle bedeutet: Wer die Prämien auf Priminfo.ch vergleicht, sich dann für eine Kasse entscheidet und von dieser Krankenkasse eine Offerte wünscht, muss seine Angaben (etwa Alter und Wohnort) auf der Homepage der Kasse noch einmal eintippen. Bei Comparis.ch werden diese Daten automatisch weitergeleitet – und dafür kassiert Comparis von den Kassen eine Gebühr.
Manche Kassen zahlen fürs Aussieben
Allerdings hat Comparis diesen Vorteil quasi selber zunichte gemacht. Konkret: Oft können Interessenten, die die tiefste Franchise wollen, im falschen Kanton wohnen oder zu alt sind, über Comparis.ch keine Offerten direkt bestellen. Für dieses Aussieben zahlen Krankenkassen an Comparis eine Extra-Vergütung. Diese «üblen Deals» hatte der «Blick» enthüllt – was ihn allerdings nicht daran hindert, auf seiner Homepage dennoch Comparis.ch zu empfehlen.
Auch der «Tages-Anzeiger» hatte das Vorgehen gewisser Krankenkassen und Comparis als «fragwürdige Praktik» kritisiert. Der Prämienrechner auf www.tagesanzeiger.ch betreibt allerdings die gleiche Selektion. Beim «Tagi» heisst es dazu, man kassiere für jede bestellte Offerte «einen Betrag in marktüblicher Höhe», aber das Aussortieren von unerwünschten Interessenten koste kein Aufgeld.
Fazit: Seit es Priminfo.ch gibt, kann man auf die nicht immer kundenfreundlichen Angebote der kommerziellen Vergleichsdienste verzichten. Oder man sollte dort wenigstens keine direkten Offerten bestellen, weil das die Krankenkassen Geld kostet.