An der Autobahnraststätte Knonaueramt bei Affoltern am Albis ZH zeigt eine Tafel bei der Agip-Tankstelle die Preise für Benzin und Diesel an. Sie sind schon von weitem gut lesbar: Ein Liter Bleifrei 95 kostet Fr. 1.88, ein Liter Diesel Fr. 2.08.
Unter diesen Preisen ist auf der Tafel ein Auto mit Stromstecker abgebildet, samt Anschrift «elektro». Nur: Einen Preis für den Strom suchen E-Auto-Fahrer dort vergeblich. Auch ein Besuch im Tankstellenshop hilft nicht weiter. «Wir sind nur für das Benzin zuständig, mit der Ladestation für Elektroautos haben wir nichts zu tun», sagte ein Angestellter dem K-Tipp.
Laut dem Staatssekretariat für Wirtschaft müssen Preise auch an Elektroladesäulen «transparent und unaufgefordert» angegeben werden sowie «gut lesbar» sein. Doch die Realität an den Stromtankstellen sieht anders aus. Das zeigt eine Stichprobe, die der K-Tipp Ende Oktober an 30 Ladestationen in der Deutschschweiz durchführte:
An 26 der 30 Ladestationen war der Preis für den E-Auto-Strom nicht ersichtlich. Das ist besonders ärgerlich, wenn man den Strom via Ladekarte bezieht. Sobald diese an die Ladesäule gehalten wird, fliesst der Strom – ohne jegliche Information zum Preis. Das war etwa an der Gofast-Säule an der Raststätte Würenlos AG der Fall. Wer über eine App auf dem Smartphone zahlt, erfährt den Preis kurz vor dem Aufladen.
Die Agrola-Ladestation in Lyssach BE zeigte den Preis erst an, als das Ladekabel bereits im Auto eingesteckt war. Das war auch bei Ionity an der Autobahnraststätte Neuenkirch in Rothenburg LU der Fall.
An der Migrol-Tankstelle in Sursee LU müssen E-Auto-Kunden zuerst auf dem Display des Kassenautomaten das Zahlungsmittel und den Steckertyp wählen. Erst dann erfahren sie die Kosten.
Heimlichtuerei bei den Betreibern
Der K-Tipp fragte die Betreiber der Ladesäulen, warum sie die Strompreise nicht gleich transparent angeben wie bei Benzin und Diesel. Socar sagt, ihre Kunden würden grösstenteils mit «einer Ladekarte oder mit der App einer anderen Firma» zahlen. Diese Firmen würden die Preise an der Ladesäule unabhängig von Socar festlegen. Es sei deshalb «nicht so einfach möglich», die Preise anzuschreiben.
Andere Betreiber äussern sich ähnlich, zum Beispiel Move, Evpass und Gofast. Dort heisst es zudem, Kunden könnten die Strompreise über eine App oder mittels eines QR-Codes auf der Website einsehen.
Bundesbehörde will nicht handeln
Fehlende Preisangaben gibt es auch bei Stromtankstellen der öffentlichen Hand, etwa an Ladestationen der Gemeinden Rheineck SG, Tobel-Tägerschen TG und der Stadt Zürich, welcher die Firma Energie 360 Grad gehört. Mit Verweis auf die unterschiedlichen Tarife der Firmen sagt das Unternehmen: «Die Anzeige eines fixen Preises wäre irreführend.»
Immerhin: Energie 360 Grad verspricht abzuklären, «wie wir die Bildschirme auf den Ladestationen für genauere Preisinformationen nutzen können».
Besserung verspricht auch Migrol, die zur Migros-Gruppe gehört: E-Auto-Fahrer müssten spätestens ab Ende Jahr nicht mehr am Kassenautomaten zahlen, sondern könnten dies direkt an der Ladesäule tun. Dort würden die Preise auf dem Display «klar und direkt» angegeben.
Der K-Tipp erkundigte sich beim Staatssekretariat für Wirtschaft bezüglich der intransparenten Strompreisen an Tankstellen. Die Behörde sieht keinen Handlungsbedarf. In den letzten zwei Jahren habe es «nur vereinzelt Beschwerden betreffend Preistransparenz bei Elektro-Ladestationen» gegeben.
Einige Betreiber zeigen, dass es auch anders geht. Das gilt etwa für die niederländische Firma Fastned, die Schnellladestationen entlang von Schweizer Autobahnen betreibt: Bei der Stichprobe des K-Tipp wurde der Preis für E-Auto-Strom sowohl am Rastplatz Suhr AG als auch am Rastplatz Büsisee Nord in Zürich transparent angezeigt.
Als vorbildlich erwies sich auch die Firma Frey Electric in Triengen LU, die den Preis an der eigenen Ladestation mit einem Aushang auf Papier bekannt gab. Und das Sport- und Volksbad Gitterli in Liestal BL informierte die Kunden auf dem Parkplatz der Anlage mit einem Aufkleber an der Ladesäule. Der Strom kostete dort 25 Rappen pro Kilowattstunde.
Christian Stäubli ist Geschäftsführer des Volksbades Gitterli. Er sagt dazu: «Wir produzieren Solarstrom und verkaufen diesen über die Ladestation. Den Strompreis an der Ladesäule wollen wir so transparent wie möglich ausweisen.»
Bei diesen Ladesäulen fehlte die Preisangabe
An folgenden vom K-Tipp besuchten Ladestationen für E-Autos fehlten die Preisangaben:
- Agrola, Lyssach BE
- Auto Birrer, Sursee LU, Wauwil LU
- Eiszentrum, Luzern
- Energie 360 Grad, Sissach BL, Wettingen AG
- Evpass, Murg SG, Sirnach TG, Zürich-Altstetten
- Gemeindeverwaltung, Tobel-Tägerschen TG
- Gofast, Würenlos AG, Züberwangen SG
- Ikea, Lyssach BE
- Ionity, Rothenburg LU
- Migrol, Sursee LU
- Move, Dietikon ZH, Kestenholz SO, Murg SG, Niederurnen GL, R’burg LU
- Plug ’n’ roll, Affoltern a. Albis ZH, Buchs SG
- Privater Betreiber, Oberkirch LU
- Socar, Wiesendangen ZH
- Tesla, St. Gallen
- Werke Rheineck, Rheineck SG