Preisgewinn für Verstorbene
Sie heissen St. Mikado, Opti-Med-Promotion oder Comfort-Reisen, haben die gleiche Postfachadresse und bieten Wettbewerbsgewinne für alle. Jetzt ermittelt die Polizei.
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K-Tipp 20/2003
26.11.2003
Marc Meschenmoser - redaktion@ktipp.ch
Die Auflösung an unserem Preisrätsel, an dem Sie im vergangenen Jahr teilgenommen haben, war richtig», schreibt die FA. Opti-Med-Promotion aus Pfäffikon SZ. Weiter heisst es im Schreiben von Ende Oktober: «Sehr geehrter Herr Knodel: Ein enorm wertvoller und toller Preis ist Ihnen sicher.» Er müsse nur die Postkarte einsenden, um zu erfahren, was er gewonnen habe.
Doch der vermeintliche Gewinner, Hans Knodel aus Zürich, ist seit über zwei Jahren verstorben. Witwe Christa K...
Die Auflösung an unserem Preisrätsel, an dem Sie im vergangenen Jahr teilgenommen haben, war richtig», schreibt die FA. Opti-Med-Promotion aus Pfäffikon SZ. Weiter heisst es im Schreiben von Ende Oktober: «Sehr geehrter Herr Knodel: Ein enorm wertvoller und toller Preis ist Ihnen sicher.» Er müsse nur die Postkarte einsenden, um zu erfahren, was er gewonnen habe.
Doch der vermeintliche Gewinner, Hans Knodel aus Zürich, ist seit über zwei Jahren verstorben. Witwe Christa Knodel ist empört: «Mein Mann kann gar nicht am Wettbewerb teilgenommen haben, da er zu jenem Zeitpunkt nicht mehr lebte. Ich denke nicht daran, mich auf solchen Unfug zu melden.»
Auch K-Tipp-Leser Fritz Zbinden (Name geändert) aus Gams SG gehört zu den «glücklichen Wettbewerbsgewinnern» - diesmal fungiert die St. Mikado als Absenderin des identischen Briefes. «Ich habe im Leben noch nie an einem Preisausschreiben teilgenommen», sagt er dem K-Tipp. «Wahrscheinlich handelt es sich wieder um so eine Bauernfängerei.»
Richtig. Bereits Mitte Oktober (Nr. 17/03) warnte der K-Tipp vor solchen Gewinnzusagen und riet, die Briefe wegzuwerfen. «Sie sind das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt sind!»
Wer bei St. Mikado auf die angegebene 0901-Nummer anruft, erhält keine Klarheit. Für 2 Franken die Minute dudelt ein Sänger «Silvy ist zu beschäftigt, um ans Telefon zu kommen». Tatsächlich: Fr. 4.60 und gut 2 Minuten später ertönt eine Tonbandstimme. «Unsere Berater haben alle Hörer voll zu tun. Wir bitten Sie, später anzurufen.»
Das Rätsel, welchen Preis man gewinne, wollte auch eine Angestellte der Hotline nicht auflösen. «DVD-Geräte, Fernseher, Reisegutscheine und ein Ford Focus sind in der Verlosung. Schicken Sie erstmal die Wettbewerbs-Postkarte ein, daraus werden dann die Preise gezogen.»
Der Verdacht: Es gibt gar keine Preise
Recherchen des K-Tipp zeigen jedoch: Wer die Antwort-Postkarte einschickt, erhält eine Einladung zur «Preisübergabe». Eine simple Verkaufsveranstaltung, an der fragwürdige Kuren mit Nahrungsergänzungsmitteln (die Jahrespackung für 1795 Franken) oder Heizkissen für 300 Franken angeboten werden.
«Dass da Produkte verkauft werden, ist mir nicht bekannt», meint Stephan Bailer, Leiter der St. Mikado-Hotline. «Es ist nicht verboten, Leute anzuschreiben. Das tun wir im Auftrag der Firma Comfort in Pfäffikon.»
Wer hinter FA. Opti-Med-Promotion oder St. Mikado steckt, bleibt im Dunkeln. Die Betreiber verstecken sich hinter einer Postfachadresse in Pfäffikon SZ. Inhaber des Postfachs ist Willy Egli aus Rapperswil SG. Kein Unbekannter: Im Februar berichtete der K-Tipp über Comfort-Reisen. Leute wurden als Gewinner einer Reise angeschrieben - um Genaueres zu erfahren, müssten sie nur die Postkarte einschicken. Dieselbe Masche, derselbe Postfachinhaber: Willy Egli.
Egli beantwortete die Fragen des K-Tipp nicht. Jetzt ermittelt die Abteilung Wirtschaftsdelikte der Kantonspolizei St. Gallen gegen diese Machenschaften. Ihr Verdacht: Die Preise gibt es gar nicht, sie gelten lediglich als Vorwand, um vorwiegend älteren Leuten überteuerte Produkte zu verkaufen. Untersuchungsrichter Markus Zimmermann: «Details kann ich derzeit keine nennen. Doch ich gehe davon aus, dass wir ein Strafverfahren gegen die Urheber der Gewinnversprechen einleiten werden.»