Valora betreibt im Parterre des Berner Bahnhofs einen Kiosk. Wer dort eine Dreiviertelliter-Flasche Evian kauft, zahlt Fr. 3.95. Gleich gegenüber, keine 50 Meter entfernt, hat es einen ganz kleinen Coop to go. Dort gibts die gleiche Flasche Mineralwasser für Fr. 1.–. Im Kiosk kostet sie also fast das Vierfache.
Evian ist kein Einzelfall, wie eine Stichprobe zeigt (siehe Tabelle im PDF). Der K-Tipp hat die Preise von 25 Markenartikeln für unterwegs in sechs Tankstellen- und Bahnhofläden in Bern verglichen: bei Aperto, Avec, Coop pronto, Coop to go, Kiosk und Migrolino. Unter den Artikeln waren zum Beispiel Mineralwasser, Bier, Pommes-Chips und Tampons.
Weitere Ergebnisse:
Der Lipton-Eistee kostet im Kiosk (Fr. 3.50) beinahe drei Mal so viel wie bei Coop pronto (Fr. 1.20).
Für o.b.-Tampons zahlen die Kundinnen im Kiosk (Fr. 13.80) fast drei Mal so viel wie bei Migrolino (Fr. 4.72). Die meisten Läden verkaufen die Tampons in Packungen zu 32 oder 40 Stück, doch Kiosk Packungen mit nur 16 Stück. So bemerken Kundinnen nicht sofort, wie hoch der Preis wirklich ist.
Etliche Produkte kosten im Kiosk mehr als doppelt so viel wie bei der Konkurrenz: Coca-Cola, Fanta, Feldschlösschen, Milchschnitten, M & M’s sowie Rivella.
Kiosk ist 73 Prozent teurer als Coop to go
17 der 25 Artikel im Preisvergleich sind bei allen Läden erhältlich (siehe «Total alle» in der Tabelle im PDF). Am günstigsten ist Coop to go. Die 17 Produkte kosten dort insgesamt rund Fr. 34.–. Etwas mehr, nämlich knapp Fr. 40.–, kosten sie bei Coop pronto, Avec (gehört wie Kiosk zum Valora-Konzern) und Migrolino. Mit gut Fr. 45.– folgt Aperto. Abgeschlagen ist der Kiosk mit fast Fr. 59.–. Das sind 25 Franken oder 73 Prozent mehr als bei Coop to go.
Alle 25 Artikel sind bei Avec, Coop pronto, Kiosk und Migrolino erhältlich: Insgesamt kosten sie bei Coop pronto mit gut Fr. 57.– am wenigsten (siehe Tabelle im PDF). Der Kiosk ist mit über Fr. 90.– erneut deutlich am teuersten.
Valora gibt zu, dass der Preis für o.b.-Tampons «vergleichsweise zu hoch angesetzt ist». Mitte Juni soll er – umgerechnet auf 32 Stück – bei Kiosk auf Fr. 9.90 sinken, bei Avec auf Fr. 7.90.
Verspätung: Valora muss zahlen
Die SBB sind an den hohen Preisen von Kiosk mitschuldig: Sie sind umsatzbeteiligt.
Valora hat im vergangenen April einen Wettbewerb um 262 Ladenflächen in SBB- Bahnhöfen gewonnen. «Mit ihren erneuerten Konzepten für Kiosk und Avec hat Valora am meisten überzeugt» – das schrieben die SBB damals. Was sie nicht erwähnten: Auch sie ziehen Gewinn aus den hohen Kiosk-Preisen. Denn sie kassieren von den Ladenbetreibern in den Bahnhöfen nicht nur Miete, sondern auch einen Anteil am Umsatz.
Valora ihrerseits muss sich an den Kosten für «Verspätungskaffee» beteiligen, wie der K-Tipp weiss: Laut SBB sollen Bahnkunden bei grossen Zugverspätungen künftig «von Gratiskaffee aus ‹Kaffee-Wägeli› auf dem Perron» profitieren. Die SBB wollen keine Angaben machen, wer wie viel der Kosten übernimmt.