Aldi und Lidl haben die Preise von Migros und Coop ins Rutschen gebracht. Das wies der K-Tipp kürzlich anhand eines Preisvergleichs von fast 300 Produkten nach (K-Tipp 9/2018). Migros und Coop gaben denn auch zu, dass sich die Konkurrenz der beiden deutschen Discounter ausgewirkt habe.
Das Gleiche könnte sich bald bei Sportartikeln wiederholen. Seit rund zwei Jahren ist der französische Sportartikelhändler Decathlon in der Schweiz mit einem Internetladen vertreten. Inzwischen gibt es auch zwei Filialen in der Romandie – eine in Marin NE und eine in Meyrin GE. Und bald sollen es mehr werden. Denn die bisherigen Filialen von Athleticum werden nach und nach zu Decathlon-Filialen umgebaut – auch in der Deutschschweiz.
Zum Teil sehr grosse Preisunterschiede
Der K-Tipp hat die Preise von Decathlon in Frankreich und der Schweiz unter die Lupe genommen und mit denen von drei Schweizer Händlern verglichen. Ergebnis:
10 Markenprodukte waren bei Decathlon in Frankreich am günstigsten (Tabelle im PDF). Decathlon Schweiz hatte nur zweimal den tiefsten Preis.
In manchen Fällen sind die Preisunterschiede nicht sehr gross, in anderen dagegen enorm. Die Laufschuhe der Marke Asics –Cumulus 19 für Frauen und GT-2000 6 – kosteten bei Decathlon in Frankreich umgerechnet Fr. 82.60. Athleticum, Ochsner und die Migros-Tochter SportXX verlangten mehr als das Doppelte.
Decathlon Schweiz verkauft die Asics-Schuhe für 135 Franken. Das ist zwar günstiger als bei der Konkurrenz, aber satte 63 Prozent teurer als in Frankreich.
7 von 11 Eigenmarken in Frankreich günstiger
Decathlon-Schweiz-Chef Christian Ollier hatte in einem Gespräch mit der «Sonntagszeitung» anderes erwarten lassen: «Wir versuchen, die Preise mit dem angrenzenden Ausland maximal in Übereinstimmung zu bringen.» Wegen der höheren Mieten und Löhne in der Schweiz sei so zwar die Gewinnmarge kleiner. Aber das nehme er in Kauf.
Wie lassen sich die Preisdifferenzen zwischen der Schweiz und Frankreich erklären? «Wir richten uns tatsächlich nach den Preisen in den Nachbarländern», sagt Decathlon-Sprecherin Nathalie Herrera. «So können wir den Einkaufstourismus verhindern.» Man müsse aber auch «die regionalen Faktoren» wie die Preise der Konkurrenz, die Wechselkurse und die Mehrwertsteuer berücksichtigen.
Die Mehrwertsteuer ist allerdings ein schlechtes Argument für höhere Preise. Denn sie liegt in der Schweiz bei 7,7 Prozent, in den Nachbarländern bei 19 bis 22 Prozent.
Trotz der höheren Schweizer Preise: 9 von 12 Markenprodukten im Preisvergleich sind bei Decathlon Schweiz günstiger als bei den Schweizer Konkurrenten. Gross sind die Preisunterschiede vor allem bei Schuhen.
Die Stärke von Decathlon sind allerdings nicht die Markenprodukte, sondern die günstigen Produkte der Eigenmarken. Sie tragen Namen wie B’Twin, Nabaji oder Wed’ze. Der K-Tipp hat auch hier einen Preisvergleich angestellt:
7 von 11 Eigenmarken-Sportartikeln von Decathlon waren in der Schweiz teurer als in Frankreich (Tabelle unten) – um 12 bis 15 Prozent.
4 Produkte waren in Frankreich teurer. 3 davon allerdings nur um 1 Prozent, eines um 39 Prozent (der Kinder-Skihelm Stream 500).
Kauf bei Decathlon.ch kann sich lohnen
Übrigens: Die Produkte der Eigenmarken kosten bei Decathlon Schweiz im Internet und in den Filialen gleich viel. Bei den Markenprodukten können die Unterschiede hingegen beträchtlich sein. Beispiel: Die Salomon-Trekkingschuhe X Ultra 3 GTX kosteten am Stichtag im Laden in Marin NE Fr. 169.90, bei Decathlon.ch Fr. 105.–. Das ist eine Differenz von 62 Prozent. Insgesamt waren in der Neuenburger Filiale am Stichtag vier Produkte teurer als als im Internet, eines war günstiger. Dazu sagt Nathalie Herrera: «Jede Filiale kann die Preise aufgrund der Nachfrage oder der Saison festsetzen.»