Anfang Juni lehnte das Schweizer Volk die Initiative Pro Service public klar ab. Kein Wunder: Im Parlament hatte sich niemand dafür starkgemacht. Sogar die Gewerkschafter waren dagegen.
Poststellen: Abbau nicht offengelegt
Doch jetzt erwachen die damaligen Gegner der Initiative langsam. Plötzlich kritisieren sie Kaderlöhne, Stellenabbau und Schalterschliessungen. Leider zu spät. SBB und Post forcieren seit dem Nein zur Initiative den Dienstleistungsabbau. Einige Beispiele:
Viereinhalb Monate nach der Abstimmung holte die Post zum Poststellen-Kahlschlag aus. Von den übrig gebliebenen 1400 Poststellen sollen innert vier Jahren rund 600 geschlossen werden. Vor der Abstimmung war davon keine Rede gewesen. Trotzdem behauptet Post-Chefin Susanne Ruoff: «Das war offengelegt. Das können Sie nachschlagen.»
Doch das ist falsch. Die Post kann dem K-Tipp nicht sagen, wo das «offengelegt» war und wo man «nachschlagen» kann.
Die Post wirft das Geld, das sie dank ihren Kunden erwirtschaftet hat, zum Fenster hinaus. Zum Beispiel mit Projekten wie dem Paketroboter. Er ist langsam, kann nur ein einziges Paket mitnehmen, schafft es nicht einmal über einen Randstein und braucht eine Aufsichtsperson. Der Roboter ist eine Totgeburt.
Anfang August senkte die Postfinance die Zinsen auf diversen Konti. Anfang Jahr folgt die nächste Zinssenkung. Auf grossen Vermögen werden gar Hinterlegungsgebühren fällig.
Im September erhöhte die Postfinance auf ihren Kreditkarten den Fremdwährungs-Zuschlag und senkte den Bonus.
Neuerdings müssen Postfinance-Kunden, wenn sie einen Zahlungsauftrag einreichen, das Porto selbst zahlen.
SBB: Billettpreise steigen schon wieder
Die Teuerung existiert in der Schweiz seit über neun Jahren nicht mehr – trotzdem erhöhen die Unternehmen des öffentlichen Verkehrs im Dezember die Preise schon wieder – diesmal angeblich um durchschnittlich 3 Prozent. Einzelne Billette schlagen deutlich stärker auf: das 2.-Klass-GA um 5,6, die Velo-Tageskarte um 11,1 Prozent.
Anfang Jahr schliessen die SBB die Schalter in Kilchberg ZH und Nänikon-Greifensee ZH. Seit Oktober sind die Schalter in Netstal GL geschlossen.
In Zug, Glarus und Aadorf TG reduzierten die SBB die Schalteröffnungszeiten. In Näfels-Mollis GL sind die Schalter in den Avec-Laden ausgelagert. Allerdings nur bis Ende 2017. Danach dürfen Private keine Billette mehr verkaufen. Es ist davon auszugehen, dass dann in Näfels-Mollis sowie in weiteren 50 Bahnhöfen nur noch Billettautomaten stehen werden.
Ab Ende 2017 gibt es kein gedrucktes Kursbuch mehr. Das ist lästig für alle SBB-Kunden, die keinen Internetzugang haben. Und es ist mühsam für alle, die bisher im Kursbuch nach Informationen suchten, die der Internetfahrplan nicht liefert.