Sie fallen beim Balancieren vom Balken, kippen beim Purzelbaum auf die Seite oder bringen den Hampelmann nicht zustande: Gemeint sind Kinder aus Quartieren ohne Spielmöglichkeit im Freien. «Strassenverkehr und das Fehlen frei zugänglicher Spielareale sind die Hauptfeinde des kindlichen Bewegungsdrangs», sagt Alain Dössegger, Koordinator der Kampagne «Aktive Kindheit» im Bundesamt für Sport.
Die Folge seien nicht nur motorische Defizite: «Kinder, die nicht frei aus dem Haus können, haben auch weniger Kontakte zu ihren Gspänli und geraten dementsprechend punkto Sozialkompetenz und Selbständigkeit in Rückstand.»
Hier sind die Eltern gefordert. Sie können Abhilfe schaffen, indem sie die Initiative zur Einrichtung von Quartierspielplätzen selbst ergreifen.
Das ideale Spielplatz-Areal liegt gleich um die Ecke
Es braucht nicht unbedingt teure Kletteranlagen und betonierte Skateboard-Pisten, damit sich die Kids austoben können: «Viel wichtiger ist, dass man für den Spielplatz einen Ort gleich um die Ecke wählt, den die Kinder selbständig erreichen können», erklärt Pascal Kreuer von der Zürcher Kinder- und Jugendpartizipation Megaphon. Um geeignete Areale ausfindig zu machen, tut man sich am besten mit anderen Eltern im Quartier zusammen. Dazu kann man sich informell treffen oder mit bestehenden Quartier- und Elternvereinen kurzschliessen.
Oder man lässt sich von Profis beraten. In den grossen Städten gibt es spezialisierte Kinderbüros, die bei der Umsetzung von Spielraum-Projekten helfen. Weitere Adressen findet man auf der Spielraumberater-Liste der Pro Juventute (siehe Infos Seite 29). Diese Fachleute halten nicht nur Tipps für die Spielplatzgestaltung bereit, sondern wissen auch, wie man sich bei den Behörden Gehör verschafft. «Entscheidend ist, dass man im Quartier eine Mehrheit der Eltern hinter das Projekt bringt. Am besten lässt sich dies mit einer Unterschriftensammlung belegen», erklärt Zeno Steuri vom Kinderbüro Basel.
Bevor man mit dem Unterschriftenbogen hausieren geht, muss man allerdings kräftig die Werbetrommel rühren. Gut machen sich etwa Plakate, die man mit den Kindern malt und im Quartier aufhängt, oder Flyer, die man in Briefkästen steckt und an Quartiertreffpunkten auflegt. Auch Mundpropaganda und das Einbeziehen von Kindergärtnerinnen, Lehrern und Krippenleiterinnen schafft Publicity. Gegebenenfalls lässt sich die Unterschriftenaktion mit einem Quartierfest starten.
Hat man Anwohner und Behörden vom Projekt überzeugt, geht es an die Detailplanung. Spätestens jetzt braucht es die Unterstützung professioneller Spielraumberater. Denn zum einen müssen die kom-
plizierten europäischen Sicherheitsvorschriften für Spielplätze eingehalten werden (siehe Kasten Seite 29). Zum andern gilt es, ein möglichst reichhaltiges Angebot an Spielmöglichkeiten auf die Beine zu stellen.
Klettern, rennen, sitzen: Angebote für jedes Alter
Insbesondere dürfen sich die verschiedenen Spielformen und Altersgruppen nicht ins Gehege kommen. «Es braucht Möglichkeiten zum Klettern und Hangeln, zum Herumrennen und sich Verstecken sowie zum Sitzen und ruhigen Spiel», betont Alain Dössegger vom Bundesamt für Sport.
Zur Förderung der Motorik eignen sich Schaukeln, Kletterstangen oder Baumstämme zum Balancieren. Bei der Planung solcher Geräte ist darauf zu achten, dass keine Freiflächen verstellt werden.
«Man kann heute kaum noch irgendwo tschutten, ohne dass der Ball beim Nachbarn in der Scheibe landet. Spielareale sollten daher Platz für Ballspiele bieten», so Zeno Steuri. Auch Rollbrettfahren und Inlineskating brauchen viel Raum.
Bei der Planung ist darauf zu achten, dass dadurch ruhigere Betätigungen nicht verdrängt werden. Schon ein paar Baumstämme genügen. Hier können sich Eltern hinsetzen und ein Auge auf ihre Sprösslinge haben. Sitzmöglichkeiten sind ein wichtiges soziales Element. Auch Pingpongtische wirken verbindend. Hier lernen die Kinder, den Wechsel von Mitspielen und Zuschauen selbständig zu regeln.
Die Kinder an der Planung beteiligen
Ferner ist es wichtig, veränderbare Elemente einzuplanen: Äste, Steine, Sand, Wasser und vieles mehr regen die Fantasie an: «Kinder brauchen Materialien, aus denen sie etwas Eigenes gestalten können. Das braucht kein teures Spielgerät zu sein», erklärt Pascal Kreuer von Megaphon in Zürich. Wichtiger als viel Geld zu verbauen sei es, die Kids an der Planung zu beteiligen: «Man kann sie fragen und muss offen zuhören. Kinder haben oft ganz tolle, einfache Ideen.»
Weitere Infos
- Pro Juventute, Spielraumberater-Liste: www.projuventute.ch/spielraum
- Kinderbüro Luzern:
www.stadtluzern.ch/default.aspx?pageid=1863
- www.kinderbuero-basel.ch
- Kinderbüro Bern:
www.bern.ch/leben_in_bern/persoenliches/kinder/kinderbuero
- Zürich, Projekt Megaphon:
www.stadt-zuerich.ch/internet/megaphon/home.html
- Schweizerische Beratungsstelle für Unfallverhütung:
www.bfu.ch/beratung_hausundfreizeit/spielraeume.htm
oder Tel. 031 390 22 22
Sicherheit: Eine Gute Planung Schützt vor Gefahren
«Es kommt immer wieder vor, dass eine Elterngruppe mit viel Elan Klettergeräte baut und erst am Schluss merkt, dass man die europäischen Sicherheitsnormen für Spielplätze hätte einhalten müssen», warnt Walter Gautschi, der im Auftrag der Schweizerischen Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu) Schulungen zur Sicherheit auf Kinderspielplätzen durchführt.
Der häufigste Spielplatz-Unfall sei der Sturz. «Ein verantwortbares Risiko gehört zum Spiel. Doch ist es unsere Aufgabe, schwere und tödliche Unfälle zu verhindern.» Gefahren werden insbesondere an Kletteranlagen festgestellt, wenn sie nicht professionell geplant und gebaut wurden.
Nach europäischer Norm darf ein Kind zwar aus maximal drei Metern herunterstürzen – doch der Untergrund muss entsprechend beschaffen sein. Bei einem drei Meter hohen Kletterturm muss der Fallraum beispielsweise 2,5 Meter breit sein, um sicherzustellen, dass das Kind auch bei einem seitlichen Sturz auf weichem Bodenbelag landet.
Weitere Spielplatz-Gefahren betreffen vor allem das Einklemmen an Geräten. Gautschi: «Die Norm verbietet zu enge Winkel, wo Kinder zum Beispiel mit dem Kopf hängen bleiben können.»
Damit Spielplätze langfristig sicher benutzbar bleiben, ist eine regelmässige Wartung von Geräten und Fallräumen nötig. Um hier von Anfang an korrekt zu planen, zu bauen und mit den Spielgeräte-Lieferanten vorteilhafte Verträge abzuschliessen, empfiehlt sich der Beizug von Spielraum-Fachleuten (Adressen: siehe Infos oben).
Sicherheit: Eine Gute Planung Schützt vor Gefahren
«Es kommt immer wieder vor, dass eine Elterngruppe mit viel Elan Klettergeräte baut und erst am Schluss merkt, dass man die europäischen Sicherheitsnormen für Spielplätze hätte einhalten müssen», warnt Walter Gautschi, der im Auftrag der Schweizerischen Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu) Schulungen zur Sicherheit auf Kinderspielplätzen durchführt.
Der häufigste Spielplatz-Unfall sei der Sturz. «Ein verantwortbares Risiko gehört zum Spiel. Doch ist es unsere Aufgabe, schwere und tödliche Unfälle zu verhindern.» Gefahren werden insbesondere an Kletteranlagen festgestellt, wenn sie nicht professionell geplant und gebaut wurden.
Nach europäischer Norm darf ein Kind zwar aus maximal drei Metern herunterstürzen – doch der Untergrund muss entsprechend beschaffen sein. Bei einem drei Meter hohen Kletterturm muss der Fallraum beispielsweise 2,5 Meter breit sein, um sicherzustellen, dass das Kind auch bei einem seitlichen Sturz auf weichem Bodenbelag landet.
Weitere Spielplatz-Gefahren betreffen vor allem das Einklemmen an Geräten. Gautschi: «Die Norm verbietet zu enge Winkel, wo Kinder zum Beispiel mit dem Kopf hängen bleiben können.»
Damit Spielplätze langfristig sicher benutzbar bleiben, ist eine regelmässige Wartung von Geräten und Fallräumen nötig. Um hier von Anfang an korrekt zu planen, zu bauen und mit den Spielgeräte-Lieferanten vorteilhafte Verträge abzuschliessen, empfiehlt sich der Beizug von Spielraum-Fachleuten (Adressen: siehe Infos oben).
Finanzierung: Geldgeber gezielt angehen
Das schönste Spielplatzkonzept nützt nichts, wenn es bei der Finanzierung hapert. Ins Geld gehen vor allem Kletteranlagen, da hier aufwendige Sicherheitsmassnahmen vorgeschrieben sind, insbesondere Fallräume mit weichem Untergrund. Dazu sollte man sich überlegen:
- Können öffentliche Gelder beantragt werden?
- Gibt es am Standort Stiftungen mit entsprechendem
Stiftungszweck? - Wer kommt als Sponsor in Frage?
Ferner kann man auch mit dem lokalen Klein- und Mittelgewerbe zusammenarbeiten. «KMU, die im Quartier ihre Zielgruppen haben, sind oft daran interessiert, bei den Eltern Goodwill zu schaffen», sagt Elisa Bortoluzzi Dubach, Sponsoring-Expertin in Zug. Mit einem Schnellschuss erreiche man allerdings wenig: «Nichts ist schlimmer, als sich in letzter Minute
mit einem unpersönlichen Einheitsbrief auf die Geldgeber zu stürzen.»
Um potenzielle Sponsoren zu überzeugen, müsse man ein solides Projekt vorweisen können. Bortoluzzi: «Es braucht ein detailliertes Finanzierungskonzept. Dazu gehören auch Vorschläge für eine allfällige Zusammenarbeit mit den einzelnen Geldgebern.» Finanziert werden muss nicht zuletzt auch der langfristige Unterhalt des Spielplatzes.