K-Tipp-Leser Max Niederhauser aus Stäfa ZH erhielt Anfang Jahr eine Rechnung der Schwyzer Inkassofirma Obligo über Fr. 118.80. Er habe auf der Internetseite Swissdiscounts.ch ein Jahresabonnement für einen nicht näher beschriebenen Service abgeschlossen.
Bis 70 Prozent Rabatt werden versprochen
Swissdiscounts kommt als Rabattplattform daher. Laut der Website erhalten Abonnenten «bis zu 70 Prozent Vergünstigung oder Gutscheine bis zu 500 Franken auf alle Marken». Welche Marken, steht nicht. Aber Bilder von Gucci, Adidas, Tommy Hilfiger und Sony steigern die Erwartungen der Kunden.
Wer einen Gutschein anklickt, löst ein Abo. Das steht aber nur in kleiner und schlecht lesbarer Schrift unter den grossen Gutscheinbildern. Die ersten drei Tage sind kostenlos, dann kostet der nicht näher genannte «Gutscheinservice» Fr. 118.80 pro Jahr. Nach einem Jahr verlängert sich das Abo ohne Kündigung automatisch.
Niederhauser erinnert sich nicht daran, je auf dieser Website gewesen zu sein. Er protestierte deshalb bei Obligo gegen die Rechnung. Obligo hat seinen rechtlichen Sitz in Rigi Klösterli SZ. Die Firma macht das Inkasso für die Springberg Group Ltd., die das Internetportal Swissdiscounts betreibt. Die Springberg Group hat ihren Sitz in Malta. Dort ist auch der Gerichtsstand für allfällige Streitigkeiten. Anwendbar auf den Abovertrag ist maltesisches Recht. Das erfährt nur, wer sich durch die acht Seiten des eng beschriebenen Kleingedruckten durchkämpft.
Auf Anfrage des K-Tipp sagt ein Sprecher der Springberg Group: «Bei Swissdiscounts.ch halten wir sämtliche gesetzlichen Bestimmungen ein.» Das Staatssekretariat für Wirtschaft Seco ist offenbar anderer Meinung. Es schreibt dem K-Tipp, es habe «die Springberg Group im April 2020 abgemahnt».
Obligo – ein Fall für die Staatsanwaltschaft
K-Tipp-Leser Max Niederhauser ist nicht der Einzige, der eine unbegründete Rechnung der Inkassofirma Obligo erhielt. Die Springberg Group schreibt dazu: «Wir reagieren bei Kunden, welche sich nicht bewusst sind, einen Kauf abzuschliessen, immer sehr kulant.» Tatsächlich bestätigen einige K-Tipp-Leser, dass Obligo die Rechnungen zurücknimmt. Allerdings erst nach längerem Hin und Her und gegen die Angabe einer ganzen Reihe von persönlichen Daten.
Nicht nur die Springberg Group, auch Obligo ist im Visier der Behörden. Die Staatsanwaltschaft March SZ verdächtigt die Inkassofirma, mit unlauteren Methoden Konsumenten zur Kasse zu bitten. Nach mehreren Anzeigen müssen sich nun zwei Verantwortliche der Firma vor Gericht verantworten. Ihnen wird laut der Staatsanwaltschaft vorgeworfen, die Konsumenten mit vermeintlichen Gratisangeboten zu täuschen.