Real Treuhand: Teures Inkasso

Schuldensanierer und Treuhänder Rolf Frischknecht betreibt auch ein Inkassogeschäft. Und wie: Er bittet nicht nur Auftraggeber kräftig zur Kasse, sondern auch Schuldner.

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K-Tipp 04/2012

19.02.2012

Letzte Aktualisierung:
21.02.2012

Ernst Meierhofer

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Menschen mit Schulden sollten sich nicht an einen kommerziellen Schuldensanierer wenden. Das empfiehlt der K-Tipp seit Jahren. Solche Firmen inserieren regelmässig in Tageszeitungen und verlangen hohe Honorare. Und manchmal ist der Schuldenberg der Betroffenen nach der «Sanierung» sogar grösser als vorher.

Gar von «Kostenwahnsinn» schrieb der K-Tipp Anfang 2007 im Zusammenhang mit der Zürcher Firma Real Treuhand von Rolf Frischknecht. Sie hatte einen Klienten mit Schulden in der Höhe von 42 200 Franken betreut. Für diese Dienstleistung verlangte Frischknecht unglaubliche 12 430 Franken.

Frischknecht ist nicht nur mit Schuldensanierungen im Geschäft, sondern auch mit Inkassoaufträgen. Ein konkreter Fall zeigt, dass er auch da kräftig zulangt.

Das musste Jürg Stäheli aus Wettswil ZH erfahren. Er hat ein Problem mit einem Darlehen, das ihm ein Bekannter schon längst hätte zurückzahlen sollen. Also beauftragte der Gläubiger die Real Treuhand, beim Schuldner die ausstehenden 21 800 Franken einzutreiben.

«Frischknecht wollte mich abzocken»

Gemäss dem vorliegenden «Inkasso-Auftrag» hätte Frischknecht dafür im Erfolgsfall eine Kommission von 25 Prozent bzw. 5450 Franken verlangt. Der Auftraggeber hätte also nur drei Viertel des Geldes gesehen. Branchenüblich sind bei normalen Inkasso-Aufträgen Erfolgspauschalen von 5 bis 8 Prozent.

Einen groben Schnitzer leistete sich Rolf Frischknecht, als der Schuldner trotz aller Bemühungen nicht zahlte: Frischknecht schickte Auftraggeber Jürg Stäheli eine Schlussabrechnung. Abgemacht war eine «Minimalkommission» von 1250 Franken. Doch auf diese Summe schlug Frischknecht noch die Mehrwertsteuer drauf. Zu Unrecht, weil bei Preisabmachungen mit Privaten die Mehrwertsteuer immer inbegriffen sein muss. «Frischknecht wollte mich einfach abzocken», sagt Auftraggeber Stäheli.

Vom Schuldner fast 4000 Franken verlangt

Besonders stossend an der ganzen Angelegenheit ist, dass Frischknecht nicht nur vom Gläubiger Jürg Stäheli viel Geld verlangt, sondern auch vom Schuldner. Ihm schrieb Frischknecht, er müsse den ursprünglichen Darlehensbetrag von 21 800 Franken zahlen plus eine «Inkassokommission» von 18 Prozent – das sind weitere 3924 Franken.

Auch für diese Forderung gibt es keine Rechtsgrundlage. Schuldner müssen im Normalfall nur allenfalls vertraglich abgemachte Mahngebühren zahlen plus einen Verzugszins ab Datum der Mahnung. Im vorliegenden Fall erfolgte keine Mahnung.

Wäre Frischknecht mit seinen Forderungen gegenüber Auftraggeber und Schuldner durchgekommen, hätte er vom geschuldeten Darlehen 43 Prozent in den eigenen Sack gesteckt. Er hat zu den Vorwürfen nicht Stellung genommen.

So viel kostet ein Inkasso

Wer einem Inkassounternehmen einen Auftrag erteilt, muss mit Auslagen rechnen – auch dann, wenn der Auftrag zu nichts führt, weil beim Schuldner kein Geld zu holen ist. Geschuldet sind einerseits die effektiven Auslagen der Inkassofirma für Betreibung und allfällige Gerichtsverfahren sowie Spesen – zum Beispielfür Wohnungsnachfragen und Telefonate.

Einige Inkassounternehmen verlangen auch eine Minimalkommission (zum Beispiel 500 Franken bei einer Forderung von 20 000 Franken).

Zudem berechnen die Inkassofirmen im Erfolgsfall meist noch eine Erfolgspauschale von 5 bis 8 Prozent der Forderung.

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