Für den Laien ist klar: Hat jemand einen Kaufvertrag abgeschlossen und ergibt sich daraus ein Streit, so übernimmt das die Rechtsschutz-Versicherung. Das dachte sich auch der junge Mann aus Gossau SG, der 2009 einen Vertrag mit der damals noch aktiven Business Academy abgeschlossen hatte.
Doch als der Student betrieben wurde, weil er die vereinbarten Raten nicht mehr zahlte, wollte ihm die Assista nicht helfen.
Die Rechtsschutz-Versicherung des TCS argumentierte, er habe zwar ein Weiterbildungspaket abgeschlossen, und das sei unter dem Titel Kaufvertrag versichert. Er habe jedoch gleichzeitig einen Vermittlervertrag unterzeichnet. Das heisst, er habe einen Job als Selbständigerwerbender anvisiert. Und Streitigkeiten von Selbständigen seien unter dem Titel Privatrechtsschutz nicht versichert.
Auf die Leistungen kommt es an
Der Fall zeigt auf, dass Rechtsschutz-Versicherungen keine Partner für alle Fälle sind – die versicherten Leistungen sind je nach Gesellschaft stark eingeschränkt (siehe dazu den Kasten auf Seite 28).
Und die Prämien? Der K-Tipp hat die Angebote zum Normalpreis sowie Angebote mit Mitgliederrabatt verglichen (siehe Tabelle nächste Doppelseite). Das sind die wichtigsten Resultate des Prämienvergleichs:
- Für Einzelpersonen hat die neu gegründete Dextra für 210 Franken das günstigste Kombiprodukt (Privatrechts- und Verkehrsrechtsschutz zusammen).
- Hat eine Einzelperson bereits die richtige Versicherungsdeckung bei Visana, Helsana oder KPT, bekommt sie den Rechtsschutz zum Kollektivtarif – und zahlt nur rund die Hälfte.
- Ähnlich sieht es bei der Familienpolice aus. Auch hier hat die Dextra für Normalzahler das günstigste Kombiprodukt. Und auch hier zahlen einige Krankenkassenversicherte wenig mehr als die Hälfte, wenn sie die Rechtschutzpolice zusätzlich über die Krankenkasse kaufen.
Das zeigt: Wer sich für eine Rechtsschutz-Versicherung interessiert, sollte zuerst seine allfälligen Mitgliedschaften oder Verbandszugehörigkeiten überprüfen. Denn immer mehr Verbände, Krankenkassen und andere Organisationen verkaufen ihren Mitgliedern Rechtsschutzpolicen.
Aber Vorsicht: Auf diese Weise kommt man zwar günstig zu einem Rechtsschutz – doch den wahren Preis der Policen mit Kollektivrabatt kennt man erst, wenn man die Grundkosten für Mitgliedschaft oder andere Versicherungen dazuzählt.
Es gibt noch viele weitere günstige Kollektivversicherungen, die in der Tabelle nicht aufgeführt sind. Coop Rechtsschutz hat zum Beispiel diverse Angebote für Gewerkschaften (SEV, Syndicom, VPOD, Unia, Syna usw.) und Berufsverbände (zum Beispiel den Bankpersonalverband). Solche Versicherungen sind auch deshalb günstig, weil arbeitsrechtliche Streitigkeiten durch die Gewerkschaften selber gedeckt sind und von Coop Rechtsschutz nicht übernommen werden müssen.
Aber auch hier gilt: Zu den Kosten für die Rechtsschutzversicherung muss man den betreffenden Beitrag für die Mitgliedschaft in der Gewerkschaft hinzurechnen. Je nach Einkommen sind das mehrere Hundert Franken pro Jahr.
Attraktive Policen von Dextra
Beim Vergleich der einzelnen Prämien muss man auch einen Blick auf die damit verbundenen Leistungen werfen:
Bei Dextra sind nicht nur die Prämien vergleichsweise tief, auch die Leistungen lassen sich sehen: Es gibt zum Beispiel keinen Mindeststreitwert, und im Arbeitsrecht gibt es keinen Maximalstreitwert. Andere Versicherer beschränken sich hier auf 100 000 Franken. Zudem sind auswärts wohnende Kinder und Studenten ohne Altersbeschränkung in der Familienpolice mitversichert. Bei Scheidungen sind Anwaltskosten bis 2500 Franken bezahlt, nicht jedoch die Gerichtskosten.
Die Dextra verzichtet bei Vertragsstreitigkeiten auf eine Aufzählung der versicherten Vertragstypen. Bei anderen Gesellschaften sind die versicherten Vertragsarten namentlich und abschliessend aufgeführt: zum Beispiel Kaufvertrag, Unterrichtsvertrag, einfacher Auftrag usw. Das führt immer wieder zu Schwierigkeiten, wenn Konsumenten mit Verträgen konfrontiert sind, die nicht genau auf die definierten Vertragstypen passen. Bei der Dextra kann das nicht passieren.
«Beobachter» spart bei der Deckung
Seit dem letzten Herbst betreibt Coop Rechtsschutz den neuen Kombi-Rechtsschutz der Zeitschrift «Beobachter». In der Tabelle ist der Tarif von 260 Franken für das Kombiprodukt zu sehen. Zusammen mit dem notwendigen Abonnement der Zeitschrift kommt die Versicherung aber auf stattliche Fr. 358.80 zu stehen. Dafür haben die Versicherer beim Deckungsumfang gespart. So gilt beim «Beobachter»-Rechtschutz ein Mindeststreitwert. Beträgt der Streitwert im Mietrecht, im Arbeitsrecht oder bei Rechtsstreitigkeiten aus Verträgen weniger als 500 Franken, so werden Gerichts- und Verfahrenskosten nicht übernommen, Anwaltskosten nur bis 5000 Franken.
Andere Versicherer setzen diese Grenze bei 300 Franken an – oder haben gar keine untere Limite. Umgekehrt kennt die Assista neu einen Mindeststreitwert von happigen 2000 Franken.
Krass ist eine andere Einschränkung beim «Beobachter»: Bei Rechtsstreitigkeiten mit einer Versicherung, Krankenkasse oder Pensionskasse sind Krankheitsfälle, die im ersten Versicherungsjahr entstehen, nur bis 5000 Franken versichert. Die volle Leistungshöhe von 300 000 Franken kommt in solchen Fällen erst im zweiten Versicherungsjahr zum Tragen.
Dafür hat der Rechtsschutz des «Beobachters» einen Vorteil, der nicht zu unterschätzen ist: Bei Scheidungen sind Anwaltskosten bis 5000 Franken – für beide Ehegatten zusammen – versichert.
Die meisten anderen Gesellschaften bieten in diesen Fällen nur gerade eine einmalige Beratung bei einem Anwalt für 300 oder 500 Franken. Allerdings resultieren daraus keine Gratis-Scheidungen, denn die Gerichtskosten für Scheidungen sind nicht versichert. Und die machen schnell mehrere Tausend Franken aus.
Rechtsschutz: Längst nicht alles gedeckt
Eine Übersicht über den Deckungsumfang von Rechtsschutzversicherungen:
- Beim sogenannten Privatrechtsschutz sind Streitigkeiten aus den Rechtsgebieten Kauf, Miete, Werkvertrag, Darlehen, Arbeitsrecht, Patientenrecht, Versicherungsrecht, Telekommunikation und Pauschalreisen gedeckt.
- Schon bei Nachbarschaftsstreitigkeiten und solchen um Eigentum und Besitz von Liegenschaften ist der Schutz je nach Gesellschaft unterschiedlich oder nicht vorhanden.
- Einen Rechtsschutz aus Grundstückverträgen (Kauf oder Verkauf, Belehnung oder Verpfändung) lehnen die Gesellschaften fast durchwegs ab.
- Nicht versichert sind Personen-, Familien-, Scheidungs-, Vereins- und Erbrechtsprozesse sowie Streitigkeiten mit Steuerbehörden. Auch Auseinandersetzungen mit Banken wegen Geldanlagen werden vom Privatrechtsschutz nicht gedeckt, ebenso wenig die Tätigkeit als Selbständigerwerbender.
- Der Verkehrsrechtsschutz schützt Autofahrer und deckt bei allen Gesellschaften Streitigkeiten mit Haftpflichtigen, Versicherungen, Vertragspartnern (etwa bei Kauf, Verkauf, bei Miete oder Reparatur von Autos) und dem Staat (Verletzung von Verkehrsregeln, Führerausweisentzug). Hier sind die Unterschiede unter den Gesellschaften nicht gross.
Übernimmt der Rechtsschutz einen Fall, zahlt er in der Regel die Anwalts- und Gerichtskosten einschliesslich der vom Gericht verlangten Vorschüsse, dazu Gutachten, Parteientschädigungen und Kautionen.
Tipps für den Vertragsabschluss
- Gewisse Gesellschaften gewähren Personen unter 26 einen Rabatt. Dasselbe gilt für Senioren ab 60 oder 55 Jahren. Erkundigen Sie sich.
- Eigenheimbesitzer, die auch Nachbarschaftsstreitigkeiten versichern möchten, sollten auf den Deckungsumfang des Basisprodukts achten. Es kann sein, dass sie dieses Rechtsgebiet gegen Mehrprämie dazuversichern müssen.
- Lesen Sie vor dem Abschluss das Kleingedruckte und achten Sie auf ungewöhnliche Einschränkungen. Beim günstigen Basisprodukt der DAS zum Beispiel müssen Versicherte generell einen Selbstbehalt von 500 Franken zahlen. Wer das nicht will, muss bei der DAS ein teureres Produkt nehmen.
- Paare, die zusammenziehen, sollten ihre Policen zusammenlegen. Eine gemeinsame Familienpolice ist günstiger.
- Die Leistungen sind bei den Rechtsschutzversicherungen sehr unterschiedlich. Sie sind für die Versicherten wichtiger als die Prämienunterschiede. Umfragen unter Anwälten ergaben, dass Coop Rechtsschutz und Assista den besten Service bieten (K-Tipp 1/11).
- Fragen Sie Freunde und Bekannte, ob sie mit einer Versicherung gute Erfahrung gemacht haben.