Für eine Sitzung benötigte der Schweizerische Verband für Bodenbeläge Ende 2023 einen Dolmetscher für Deutsch und Französisch. Eine Mitarbeiterin des Verbandes suchte im Internet nach Angeboten und stiess auf Translax24. Diese Seite offerierte einen Dolmetscher für 649 Franken, zahlbar im Voraus auf ein Konto bei der Bank Avera in Wetzikon ZH. Das Konto ist eingetragen auf die Firma Rexinvest AG mit Sitz an der Adresse eines Anwaltsbüros in Luzern.
Zwei Tage vor der geplanten Sitzung teilte Translax24 dem Verband mit, der gebuchte Dolmetscher könne wegen eines Autounfalls nicht erscheinen. Trotzdem erhielt der Verband das eingezahlte Geld nicht zurück. Auf der Internetseite von Translax24 ist im Impressum eine Firma Translax24, 8000 Zürich, angegeben. Doch ein solches Unternehmen gibt es in der Schweiz nicht, auch die Adresse 8000 Zürich existiert nicht.
Kunden als «Spinner» beschimpft
Der Bodenbelagsverband gab darauf bei Google im Internet schriftlich eine negative Bewertung über Translax24 ab. Dort reagierte man mit groben Einschüchterungsversuchen: Pia Casutt Idrizi, Geschäftsführerin und Verwaltungsratspräsidentin der Rexinvest, meldete sich via E-Mail bei Verbandspräsident Daniel Heusser und beschimpfte ihn als «Vollspinner» und als «Fall für die Vormundschaftsbehörde». Schliesslich erhielt der Verband eine eingeschriebene Schadenersatzforderung von 10'000 Franken wegen «verbotener Kommunikation».
Auch andere Kunden machten mit der Rexinvest schlechte Erfahrungen. Das Unternehmen bietet nicht nur Übersetzungsdienstleistungen an, sondern auch Detektivarbeit. Es betreibt neben Translax24 weitere Seiten im Internet. Dazu zählen etwa Eos-express.com, Expressuebersetzer.ch, Schnell-detektive.ch und Observation.webnode.com.
Kunden und Geschäftspartner berichten, sie hätten der Rexinvest ohne Gegenleistungen Geld überwiesen. Zudem habe Pia Casutt Idrizi Betroffene mit Hunderten von E-Mails und Anrufen eingeschüchtert, bis diese auf ihr Geld verzichteten. Dem K-Tipp liegen über 200 Seiten Korrespondenz über die Rexinvest und ihre fragwürdigen Geschäftspraktiken vor.
Strafverfahren in mehreren Kantonen
Eine frühere Treuhänderin der Rexinvest sagt dem K-Tipp, dass die Firma mit solchen Aufträgen pro Jahr 60'000 bis 100'000 Franken erwirtschafte – ohne dass nach Kenntnis der Treuhänderin die abgemachte Leistung erbracht wurde. Das Unternehmen wechsle ständig den Geschäftssitz. Allein in den letzten acht Jahren war das laut Handelsregister 15 Mal der Fall. Das erschwert es geprellten Kunden, via Gericht ihr Geld zurückzuerhalten.
Gegen Pia Casutt Idrizi laufen in mehreren Kantonen Strafverfahren. In Solothurn reichte mit Ulrich Forster ein ehemaliger Verwaltungsrat der Rexinvest Strafanzeige wegen «ungetreuer Geschäftsführung» ein. Forster sagt: «Als ich das Mandat annahm, wusste ich nicht, dass ich mich auf solch dubiose Geschäfte einlasse.» Die Verfahren sind hängig. Gegenüber dem K-Tipp bestritt Pia Casutt Idrizi alle Vorwürfe.
Internet: So erkennen Sie dubiose Firmen
- Beachten Sie auf Internetseiten das Impressum. Ist dort eine Firma angegeben, lässt sich im Handelsregister unter Zefix.ch prüfen, ob das Unternehmen existiert. Ist das nicht der Fall, sollten Sie sich nicht darauf einlassen.
- Suchen Sie im Internet nach Erfahrungsberichten anderer Kunden. Daraus lässt sich oft auf die Seriosität einer Firma schliessen.
- Bezahlen Sie eine vereinbarte Dienstleistung nie im Voraus – sondern erst, wenn diese erbracht wurde.