Tätowierer jagen die Tinte mit 120 Stichen pro Sekunde unter die Haut. Dabei verwenden sie oft Tinte von Herstellern, die ihren Farben illegale Inhaltsstoffe beimischen. Das stellte das Kantonale Laboratorium Basel-Stadt im Jahr 2020 fest. Bei einer Untersuchung mit den Kantonen Aargau, Bern, St. Gallen und Thurgau kam heraus: 64 Prozent der analysierten Tätowiermittel enthielten verbotene Pigmente, unerlaubte Konservierungsstoffe und zu hohe Werte bei aromatischen Aminen oder Nitrosaminen. Letztere können bereits in kleinen Mengen Krebs erzeugen.
Aus Tierversuchen ist bekannt: Das Immunsystem transportiert das Tätowiermittel in den Körper und versucht, es auszuscheiden. Ein Drittel der gespritzten Tinte verteilt sich auf diesem Weg innert Monaten im Körper.
Es drohen Allergien und Entzündungen
In der Schweiz sind laut Umfragen 10 bis 20 Prozent der Bevölkerung tätowiert. Vielen Leuten ist unklar, welchen Schaden Tattoos im Körper tatsächlich verursachen. Unbestritten ist, dass Tattoos allergische Reaktionen und Entzündungen auslösen können. Zudem können sich in der Haut Knötchen bilden, die jucken und brennen. Unbestritten ist ebenso, dass Tätowierfarben Inhaltsstoffe enthalten, die Krebs erzeugen und die Fruchtbarkeit schädigen können. Gesundheitsfachleute raten deshalb zur Vorsicht.
Die EU hat auf Anfang Jahr für viele Chemikalien, die in Tätowierfarben enthalten sein können, strenge Grenzwerte erlassen. Ein grünes und ein blaues Pigment, die beide heikel sind, dürfen Tätowierer mangels Alternativen noch bis Ende 2022 einsetzen. Die neuen Werte bedeuten: Studios in der EU dürfen fast alle Tätowierfarben nicht mehr verwenden.
In der Schweiz existieren zwar bereits gewisse Anforderungen an Inhaltsstoffe von Tattoofarben. Die Behörden prüfen zurzeit eine Anpassung der Schweizer Gesetzgebung an die neuen EU-Regeln. Zuständig dafür ist das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit. Eine Änderung der Schweizer Verordnung träte wohl nicht vor Mitte 2023 in Kraft. Das Bundesamt begründet die Verzögerung damit, die Änderung der Verordnung müsse «ein ordentliches Revisionsverfahren durchlaufen».
Für Urs Hauri vom Kantonalen Laboratorium Basel-Stadt ist klar, dass die Schweiz nachziehen muss. «Mit den neuen Regeln will die EU sicherere Tätowierfarben, aber kein Tätowierverbot.» Die Schweiz solle erkannte Schwachpunkte der Verordnung verbessern – wie zum Beispiel unrealistisch tiefe Grenzwerte für Inhaltsstoffe.
Die Thurgauer Nationalrätin Verena Herzog (SVP) fordert, dass der Bund die Grenzwerte der EU möglichst rasch übernimmt, damit die Schweiz nicht zum «Eldorado für Tätowierer mit schädlichen Farben aus dem EU-Raum wird».
Tätowierung: Darauf ist zu achten
- Schwarze Tattoos enthalten weniger kritische Inhaltsstoffe.
- Verzichten Sie auf Spontan-Tattoos. Informieren Sie sich im Internet zuerst über die Inhaltsstoffe der Tinte, die unter die Haut gestochen werden soll.
- Vorsicht vor Tinten von Herstellern, die auf der europäischen Rapex-Liste aufgeführt sind. Diese warnt auch vor gefährlichen Inhaltsstoffen. Zu finden auf www.wko.at .