Wer in der EU wohnt, bezahlt für die Handybenutzung im Ausland (Roaming) seit 2017 nicht mehr als zu Hause. Im April entschied das EU-Parlament, dass die Mobilfunkanbieter auch in den nächsten zehn Jahren kein zusätzliches Geld dafür verlangen dürfen, wenn jemand über ein ausländisches Netz in der EU telefoniert, SMS verschickt oder Daten übermittelt.
Davon können Schweizer nur träumen: Sie zahlen Jahr für Jahr mehr als 310 Millionen Franken für das Roaming im EU-Raum. Das ist gemäss Zahlen des Bundesamts für Kommunikation der Durchschnitt seit 2017. Allein für das Daten-Roaming kassieren die Telecomfirmen rund 210 Millionen Franken jährlich. Für Anrufe im EU-Ausland und zurück in die Schweiz sind es rund 90 Millionen und für SMS etwa 10 Millionen Franken. Seit Roaming für EU-Bürger gratis wurde, zahlten Schweizer also insgesamt über 1,2 Milliarden Franken.
In Tat und Wahrheit müssen Schweizer noch viel mehr zahlen. Denn die Telecomfirmen melden dem Bundesamt nur Roaming- Umsätze, die sie von ihren Kunden separat verlangen. Das heisst: Enthalten sind nur die Zahlungen von Handykunden mit Abos ohne Roaming sowie Einnahmen aus separat verkauften Roaming-Paketen. Aber: Bei jedem zweiten Handybenutzer sind laut Schätzung des Bundes schon Kosten fürs EU-Roaming im Abo enthalten. Wie viel Schweizer Handy-Kunden dafür mit ihrer Abo-Gebühr bezahlen, ist nirgends ausgewiesen.
Parlament bleibt weiterhin untätig
Die Roaming-Kosten sorgen schon seit Jahren für Ärger. Der K-Tipp schickte im Sommer 2011 eine von 56 000 Lesern unterzeichnete Petition ans Parlament (K-Tipp 13/2011). Der Nationalrat verlangte darauf, dass die Schweiz Preisobergrenzen für Roaming festlege. Doch der Ständerat schob das Geschäft auf die lange Bank und versenkte es 2015. Seither blieb das Parlament untätig – trotz der Abschaffung der Roaming-Gebühr der EU.
Immerhin: Einige Tricks, mit denen die Telecomfirmen die Preise in die Höhe trieben, sind seit vergangenem Jahr verboten. So müssen die Unternehmen jetzt sekundengenau abrechnen, statt Gespräche auf volle Minuten aufzurunden. Und: Die Kunden müssen für das Roaming eine monatliche Kostenlimite setzen können. Allerdings zeigte der K-Tipp: Die Anbieter tricksen weiter (K-Tipp 14/2021). Einige legen zum Beispiel in den Einstellungen sehr hohe Limiten von bis zu 500 Franken pro Monat fest.
Das Departement der zuständigen Bundesrätin Simonetta Sommaruga schreibt dem K-Tipp dazu: «Der Bundesrat hat Massnahmen gegen überhöhte Tarife ergriffen.» Gemeint ist das Verbot der genannten Tricks. Schärfere Massnahmen plant der Bundesrat nicht. Das Departement schreibt, man «beobachte und analysiere» nun die Wirkung der neuen Bestimmungen.
So vermeiden Sie hohe Roamingkosten im Ausland
- Kaufen Sie vor Ort eine Prepaid-SIM-Karte. Damit telefonieren und surfen Sie im Ausland deutlich günstiger als mit der Schweizer SIM-Karte (K-Tipp 12/2019). Sie sind dann jedoch nicht über Ihre gewohnte Telefonnummer erreichbar. Abhilfe schaffen Handys, in die man zwei SIM-Karten einschieben kann. Ist das nicht möglich, hilft eine sogenannte e-SIM. Sie ist elektronisch auf einem Chip im Handy gespeichert («Saldo» 3/2022). So haben Sie Ihre gewohnte SIM-Karte auf dem Handy gespeichert und im Einschub Platz für die Prepaid-SIM-Karte in den Ferien.
- Alternative: Kaufen Sie eine Auslands-Option bei Ihrer Telecomfirma. Die meisten Roaming-Pakete kosten ab rund 10 Franken. Es gibt Optionen mit Gesprächsguthaben, in denen zum Beispiel 60 Minuten Anrufe im Ausland inklusive sind. Oder Pakete mit Datenguthaben. 500 MB Daten reichen, um via Skype oder andere Apps zu telefonieren und nur ab und zu via Internet eine Adresse zu prüfen. Komfortabler sind 1 bis 2 GB Daten, um unterwegs mehr surfen zu können. Wenn Sie ein Datenpaket fürs Ausland verwenden wollen, muss das Datenroaming eingeschaltet sein.
- Haben Sie keine Auslands-Option, sollten Sie auf dem Handy das Datenroaming unbedingt ausschalten, um hohe Kosten zu vermeiden. Das geht so: Auf dem iPhone wählen Sie Einstellungen -> Mobilfunk -> Datenoptionen. Hier den Schalter bei Datenroaming deaktivieren (hellgrau bedeutet deaktiviert). Android: Der Weg ist je nach Handymodell oder Version des Betriebssystems unterschiedlich. Meist funktioniert es via Einstellungen -> Verbindungen -> Netzwerk & Internet. Dort finden Sie die Option unter «Mobile Netzwerke», «Mobilfunknetz» oder «SIM-Karten».
- Ohne Option mit Anrufguthaben unbedingt die Combox ausschalten. Jeder Anruf kostet sonst Geld, auch wenn Sie die Nachricht nicht abhören. Zum Deaktivieren diese Tastenkombination eingeben: #21# (Swisscom), #145# (Sunrise), ##004# (Salt, Wingo, M-Budget, Coop Mobile), dann die Anruftaste betätigen. Wieder einschalten mit der Tastenkombination: **21*4186 Handynummer # (Swisscom), *145# (Sunrise), **004*+41 86 Handynummer # (Salt, Wingo, M-Budget und Coop Mobile).