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17.02.2016
Seit anderthalb Jahren gilt im Fernverkehr die Billettpflicht. Das heisst: Wer bei der Kontrolle kein Billett oder ein falsches vorweist, wird gebüsst. Der Billettkauf im Zug ist nicht mehr möglich.
Zwar sagte ein SBB-Sprecher bei der Einführung der Billettpflicht, die Kondukteure hätten die Anweisung, die Billettpflicht mit Augenmass und Kulanz durchzusetzen. Doch von Kulanz und Augenmass haben die Passagiere seither wenig gespürt.
Vielmehr sagte SBB-Chef Andreas Meyer, als er vor einem Monat gewisse Korrekturen ankündigte, dem «Kassensturz»: «Die Regeln waren sehr starr. Zum Teil mussten wir eine Null-Toleranz-Politik anwenden.»
Seltsam: Bussen um 20 Franken reduziert
Doch warum sagte Meyer «mussten»? Wer hat die SBB zur «Null-Toleranz-Politik» gezwungen? Das hätte der K-Tipp gerne von den SBB erfahren. Doch die SBB geben dem K-Tipp seit Monaten keine Auskunft mehr – aus Protest gegen die Service-public-Initiative.
Eigenartig ist in diesem Zusammenhang auch die Arbeit des SBB-Inkassocenters. Immer häufiger melden sich beim K-Tipp Leserinnen und Leser, die dort reklamiert hatten und sich dann wunderten, dass die SBB nicht an der Busse festhielten und sie auch nicht strichen, sondern ohne Begründung um 20 Franken reduzierten. Gegenwärtig passiert das schon fast systematisch. Offenbar geht es darum, die Gebüssten zu besänftigen.
Jedenfalls sind die SBB arg in Bedrängnis. Wie erwähnt, hat SBB-Chef Meyer für den 1. Juni Korrekturen angekündigt. Nun darf das Personal laut Meyer wieder «gesunden Menschenverstand» walten lassen. Doch die per
1. Juni gross angekündigten Korrekturen sind eher dürftig:
- Online- und Mobile-Billette müssen neuerdings gelöst sein, bevor der Zug fährt, und nicht mehr, bevor er laut Fahrplan fahren sollte.
- Wer sein Online- oder Mobile-Billett nicht zeigen kann – zum Beispiel weil der Akku leer ist –, hat die Möglichkeit, das nachzuholen. Das kostet 30 Franken. Die Regel gilt schon lange. Offenbar war aber das Personal nicht oder nicht korrekt informiert.
- Im Grossraum Zürich zahlen Reisende, die «in guter Absicht ein Billett mit falschem Reiseweg gelöst» haben, keine Busse mehr. Unklar bleibt, was in anderen Tarifverbünden mit ebenso unsinnigen Tarifen geschieht.
- Neu bietet der Zürcher Verkehrsverbund (ZVV) ratlosen Kunden am Telefon Gratis-Hilfe an – was nichts anderes ist als eine Bankrotterklärung fürs Tarifsystem.
- Und der Billettkauf im Grossraum Zürich soll vereinfacht werden – allerdings erst in ein paar Monaten.
Die Transportunternehmen konnten mit diesen Massnahmen nicht verhindern, dass das Bundesamt für Verkehr Untersuchungen eingeleitet hat: und zwar wegen der Billettpflicht im Fernverkehr und wegen der unmöglichen Tarifverbund-Billette.
Seltsam: Kolumne von Jeannine Pilloud
Wenig vertrauensbildend war in diesem Zusammenhang auch die Kolumne, die die Chefin der SBB-Abteilung Personenverkehr, Jeannine Pilloud, Mitte Mai im «Blick am Abend» schrieb. Einleitung: «Erwischt. Meine Tochter und ich sind auf dem Heimweg in eine Kontrolle geraten. Wir hatten vergessen, unsere Mehrfahrtenkarte abzustempeln.»
Womit sie die Leser überraschte. Denn die fragten sich zu Recht: Wofür braucht denn Frau Pilloud eine Mehrfahrtenkarte? Die hohen SBB-Chefs und ihre Familien erhalten doch alle gratis ein GA für die 1. Klasse.
Interessant ist auch der Schluss der Kolumne: «In unserem Fall haben wir uns darauf geeinigt, eine anstatt zwei Bussen zu zahlen.» Das schrieb Jeannine Pilloud zu einem Zeitpunkt, als die SBB laut Andreas Meyer «eine Null-Toleranz-Politik anwenden mussten». Hat die SBB-Managerin den Kondukteur etwa dazu angestiftet, die Vorschriften zu missachten?
Natürlich nicht. Der Vorfall habe sich im Ausland abgespielt, behauptet Pilloud gegenüber dem K-Tipp nachträglich. In welchem Land genau, sagt sie allerdings auch auf Nachfrage nicht.
Fakt ist: Der Leser musste den Eindruck erhalten, es gehe um die Schweiz. Da ist nämlich die Rede von «wachsenden Tarifverbünden» – einer Schweizer Spezialität. Von «unserem Tarifsystem», von «unseren Kundinnen und Kunden», von «unseren Zugbegleitern und Kontrolleuren». Und davon, dass «die verschiedenen Systeme und Tarife vereinfacht werden müssen».
Mit anderen Worten: Der Verdacht liegt nahe, dass Pillouds Kolumne frei erfunden war – reine Werbung und eine PR-Aktion für die SBB.
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überhaupt eine ahnung von ÖV
lieber ktipp wenn sie schön berichte über den ÖV verfassen, dann recherchieren sie bitte vorher oder lassen den bericht von einem ÖV-nutzer schreiben. 1. zum einen ist klar, dass nur diese leute reklamieren, die die busse zahlen mussten. bei denen, die die SBB kulant waren, werden sich nicht an den ktipp wenden. somit ist die aussage aus der luft gegriffen, man würde von kulanz nichts spüren. 2. sollte vielleicht der journalist mal 1-2 tage mit einem kondukteur auf die piste gehen, dann sieht er die realität. 3. wenn man den kunden nicht entgegen kommt, ist es nicht recht, wenn man entgegen kommt, ist es auch nicht recht. wisst ihr, was ihr überhaupt wollt?! 4. tarifverbünde existieren überall auf der ganzen welt noch mehr oder weniger gleichem prinzip (zonen und zeit). ist weder für touristen was neues und unverstädnliches, noch für einheimische, wenn man sich vorher etwas schlau macht. aber zum glück muss man zum auto fahren eine fahrprüfung ablegen. 5. wo liegt das problem beim online-/mobile-ticket? ein normales papierticket kann gar nicht nachträglich vorgewiesen werden, wenn man es nicht mehr findet oder nicht mehr lesbar ist. und es gibt ja auch noch die agb. aber da klickt jeder einfach auf ok, ohne sie zu lesen. aber nachher jammern, wenn man in den hammer läuft. 6. ich wäre im ausland schon froh gewesen, wenn jemand englisch gesprochen hätte am schalter. und das am flughafen und nicht irgendwo in er pampa draussen. von dem her ist das angebot mit der gratishotline eine gute idee. allem in allem, jammern auf grossem niveau, ohne zu wissen, wie es im ausland zu und her geht und wir zu schätzen wissen sollten, was wir haben. @pincopallino wie sie sagen, der SOB-zug hatte verspätung. was hat dann das mit der SBB zu tun? denn weder SOB noch die schifffahrtsgesellschaft ist SBB, resp. in irgendeinerweise der SBB zugehörig. und 1954 gab es halt noch keine mobiltelefone, wo man anrufen konnte, um allenfalls den anschlusszug aufzuhalten. aber vielleicht lag es ja auch am fehlenden organisationstalent des damaligen lehrers.
SBB
Schon um ca. 1954 hörte ich von einem meiner Lehrer, als wir auf der Schulreise von der Ostschweiz nach dem Rütli wegen "verspäteter Ankunft" der SOB in Art-Goldau zuerst den SBB-Zug nach Luzern verpassten und wir dadurch natürlich auch noch das Schiff von Luzern nach dem Rütli verpassten den Spruch: "SBB heisst SauBlödeBande" Der Lehrer und der uns begleitende kath. Pfarrer erhielten nachträchlich vom damaligen hochwohllöblichen Schulrat einen RIESENANSCHISS. Aber die "Bedeutung von SBB" ist immer noch dieselbe und sie wird sie auch weiterhin behalten, wenn nicht endlich einmal grundlegende und etwas intelligente Aenderungen durchgeführt werden.