Im Zug von Zürich nach Luzern genoss ich letzthin ein Feierabendbier. Ich hätte besser auf diese kleine Freude verzichtet. Denn kurz vor der Ankunft musste ich prompt auf die Toilette. Ein funktionierendes WC fand ich erst im übernächsten 1.-Klasse-Wagen.

Nach dem Toilettengang postierte ich mich für den kurzen Rest der Fahrt direkt beim nächsten Ausgang, um dann gleich aussteigen zu können. Es dauerte nicht lange, da kam ein SBB-Zugbegleiter vorbei und wollte mein ­Generalabo sehen. Obwohl ich es schon vorher im Zugsabteil gezeigt hatte, zückte ich das Kärtchen nochmals.

Der Kontrolleur schaute mich mit ernster Miene an und ­sagte: «Hier ist eine 1.-Klasse-Zone. Sie müssen in die 2. Klasse!» Ich war erstaunt: «Aber ich warte ja nur aufs Aussteigen.» Er: «Gehen Sie bitte in die 2. Klasse, sonst müssen Sie einen Klassenwechsel lösen.»

Das tat ich, weil ich wissen wollte, ob es dem strengen Kontrolleur wirklich ernst ist und er mir für fünf Minuten stehendes Warten im ­Ausgangsbereich eines 1.-Klasse-Wagens ­tatsächlich 10 Franken abknöpfen will. Ohne mit der Wimper zu zucken, stellte mir der ­Kontrolleur den Klassenwechsel aus.

So etwas habe ich in meinen 35 Jahrenals Berufspendler noch nie erlebt.

Als ich in Luzern aussteigen wollte, stellte ich fest, dass die Ausgangstür «ausser Betrieb» war. Das hingegen habe ich als Pendler schon x-fach erlebt. Nur musste ich dafür noch nie 10 Franken extra bezahlen.