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Das Pendlerleben ist stressig. Ich bin oft spät dran, will den Zug noch erwischen und hetze im Slalom durch die Menschenmenge. Dann stehe ich, wie neulich, atemlos auf dem Perron – und kein Zug ist weit und breit zu sehen. «Ca. 16 Minuten Verspätung», steht auf der blauen Anzeigetafel in gelben Lettern.
Die SBB sind regelrechte Tagediebe: Zusammengezählt betrugen die Zugverspätungen zum Beispiel allein am Donnerstag, 5. Mai 2022, 7 Tage und 2 Minuten, wie der Twitterkanal «CFF is a joke» auf der Basis von Angaben auf Data.sbb.ch errechnete. Täglich verspäten sich zirka 500 bis 1500 Züge. Das sind 10 bis 25 Prozent aller Zugverbindungen.
Die SBB-Manager haben das Problem erkannt. Statt Verspätungen zu vermeiden, setzen sie auf Wohlfühlzonen, um die Fahrgäste bei Laune zu halten. Auf der Passerelle im Bahnhof Basel, zwischen dem Brezelstand und den Gleisabgängen, umschliessen hölzerne Sitzbänke einen Birkenstamm, der eine Baumkrone aus Holztellern trägt. Daran hängt ein Vogelhäuschen mit einem Lautsprecher, aus dem die SBB Vogelgezwitscher abspielen. Das Holz für das Wohlfühlprojekt stammt aus Schweden, obwohl es in der Schweiz wohl genug davon gäbe.
Die Relax-Bäume stehen auch in den Bahnhöfen Lausanne, Sion, Genève-Eaux-Vives, Zürich-Enge und Schaffhausen. Die SBB scheinen zu wissen, was ihre wartenden Kunden ersehnen: Natur aus dem Lautsprecher.
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