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K-Tipp 9/2002
01.05.2002
K-Tipp-Vergleich: Retourbillette schlagen im Schnitt um mehr als 8 Prozent auf
Seit 1. Mai ist Zugfahren teurer. Laut SBB beträgt die Preiserhöhung im Schnitt 3,7 Prozent. Die SBB beschönigen die Situation, denn Retourtickets kosten massiv mehr.
Patrick Gut pgut@ktipp.ch
Auf den ersten Blick sieht es nicht dramatisch aus: Um durchschnittlich 3,7 Prozent haben die SBB nach eigenen Angaben die Preise für Einfach- und Retourbillette erhöht. Der K-Ti...
K-Tipp-Vergleich: Retourbillette schlagen im Schnitt um mehr als 8 Prozent auf
Seit 1. Mai ist Zugfahren teurer. Laut SBB beträgt die Preiserhöhung im Schnitt 3,7 Prozent. Die SBB beschönigen die Situation, denn Retourtickets kosten massiv mehr.
Patrick Gut pgut@ktipp.ch
Auf den ersten Blick sieht es nicht dramatisch aus: Um durchschnittlich 3,7 Prozent haben die SBB nach eigenen Angaben die Preise für Einfach- und Retourbillette erhöht. Der K-Tipp hat diese Tarife unter die Lupe genommen. Für 91 Strecken zwischen 14 Schweizer Städten hat er die prozentualen Preiserhöhungen für Retourbillette in der 2. Klasse berechnet.
Dabei fällt auf: Nur bei zwei Strecken blieben die SBB mit ihrem Aufschlag für das Retourbillett geringfügig unter den durchschnittlichen 3,7 Prozent. So kostet Olten-Luzern retour nun 3,5 Prozent mehr, bei Winterthur-Frauenfeld sinds 3,6 Prozent.
Auf den meisten Fahrten aber verteuern sich Retourbillette um 7,5 bis 9,5 Prozent. Der Durchschnitt für die 91 Strecken liegt bei einem happigen Aufschlag von 8,1 Prozent.
Haben sich die SBB zum 100. Geburtstag auf Kosten der Passagiere selber ein Geschenk gemacht? SBB-Pressesprecher Roland Binz wehrt ab: «Die Preise der Retourbillette steigen tatsächlich in den meisten Fällen um mehr als die durchschnittlichen 3,7 Prozent an, dafür werden aber Einfachbillette um bis zu 11 Prozent günstiger.»
Die nun billigeren Einfachbillette müssen die überdurchschnittlichen Erhöhungen bei den Retourbilletten also wettmachen. Diese Rechnung geht aber nur auf, wenn insgesamt deutlich mehr Einfach- als Retourbillette verkauft werden.
Was aber erstaunlich wäre: Schliesslich muss man nach einem Ausflug in der Regel wieder an den Ausgangspunkt zurück.
Bei den SBB scheint diese «Volksweisheit» indes nicht zu gelten. «Auch wenn es erstaunen mag, verkaufen wir rund 56 Prozent Einfach- und nur 44 Prozent Retourbillette», beteuert SBB-Sprecher Binz. Detailzahlen, die dieses Verhältnis belegen, wollten die SBB allerdings nicht liefern.
Zusätzliche Fragezeichen tauchen auf, wenn man die Zahlen der Bern-Lötschberg-Simplon-Bahn (BLS) beizieht. Die BLS hat letztes Jahr im Einzelreiseverkehr nämlich zu 71 Prozent Retourbillette umgesetzt. Ähnlich sieht das Verhältnis bei der Bodensee-Toggenburg-Bahn aus: Zwei Drittel fallen auf Retourtickets.
Adrian Schmid, Leiter Verkehrspolitik beim VCS, ist erstaunt: «Ich verstehe nicht, wie es zwischen SBB und BLS zu derart massiven Unterschieden kommen soll.» So oder so: «Für mich ist es fragwürdig, wenn vornehmlich Passagiere mit Retourbilletten die Tariferhöhung der SBB ausbaden müssen.»