Von Zürich nach Lugano für 32 statt 64 Franken (2. Klasse, ohne Halbtax) – oder von Basel nach Genf retour für Fr. 37.50 statt 75 Franken (2. Klasse, mit Halbtax): Bahnkunden sollten dieses Jahr von massiven Vergünstigungen auf den 50 wichtigsten Strecken im Fernverkehr profitieren. Der Grund: Fernverkehrskunden bezahlen systembedingt zu hohe Preise.
Statt 5000 nur 2000 Sparbillette täglich
Doch der Verkauf von sogenannten Sparbilletten stockt. Gemäss einer Vereinbarung mit Preisüberwacher Stefan Meierhans müssten die SBB täglich rund 5000 Sparbillette mit einem Rabatt von 30 bis 50 Prozent anbieten. So sollten jährlich knapp 30 Millionen Franken an die Kunden zurückfliessen.
Laut eigenen Angaben verkaufen die SBB aber zurzeit lediglich rund 2000 Sparbillette pro Tag. Rechnet man dies auf ein Jahr hoch, kommt man auf einen Betrag von etwa 12 Millionen Franken. Die SBB sagen auf Anfrage: «Frankenbeträge geben wir nicht bekannt.»
Der Preisüberwacher kritisiert die SBB: Das Angebot sei zu wenig attraktiv ausgestaltet. «Die SBB versuchen über die Sparbillette primär, unattraktive Züge während der Randzeiten zu füllen. Auch sind die Vorverkaufsfristen zu lang.»
Sparbillette können nicht an Schaltern und Automaten bezogen werden, sondern nur im Internet und via Handy-App. Und dies nur bis eine Stunde vor Abfahrt des Zuges. Meierhans ist überzeugt: Würden die SBB die Sparbillette auch während der Hauptverkehrszeit und bis direkt vor der Abfahrt des Zugs anbieten, würden sie mehr davon verkaufen.
Die SBB widerspricht der Kritik nicht. «Wir sind daran interessiert, dass möglichst viele Kunden solche Billette kaufen und ausserhalb der Hauptverkehrszeit reisen», sagt Sprecher Christian Ginsig.
Meierhans: «SBB müssen handeln»
Preisüberwacher Meierhans befürchtet, dass das Ziel, knapp 30 Millionen Franken an die Kunden zurückzugeben, nicht erreicht wird. Für ihn kann es deshalb so nicht weitergehen: «Ich verlange von den SBB, dass sie jetzt Massnahmen ergreifen, um mehr Sparbillette in allen Verkehrszeiten abzusetzen.» Das Angebot müsse «den Kundenbedürfnissen entsprechend ausgestaltet werden».
Verkaufen die SBB zu wenig Sparbillette, haben die Bahnkunden trotzdem einen Vorteil. Denn die Vereinbarung mit dem Preisüberwacher sieht vor: Die Differenz zwischen der Vorgabe von 30 Millionen Franken und den tatsächlich gewährten Rabatten muss ab Mitte Dezember dazu verwendet werden, die 9-Uhr-Tageskarte in der 2. Klasse um 50 Prozent zu vergünstigen. Sie kostet dann nur 29 statt 58 Franken – so lange, bis der Fehlbetrag kompensiert ist. Markus Fehlmann
Sparbillette: So geht man vor
Sparbillette gibt es nur über die Internetseite der SBB oder via Handy-App. So geht man vor:
- Internet: «Abos & Billette» anklicken, dann «Billette Schweiz» und schliesslich «Sparbillette» wählen.
- App: Zuerst «Billette» wählen, dann «Sparbillette kaufen»
Sind für eine bestimmte Verbindung Sparbillette vorhanden, werden sie auch bei einer normalen Fahrplanabfrage angezeigt. Sparbillette sind nur für den gewählten Reisetag gültig. Sie können frühestens 14 Tage vor Abreise und bis spätestens eine Stunde vor Abfahrt des Zuges gekauft werden. In Kürze soll die Vorverkaufsfrist auf 30 Tage ausgeweitet werden.
Gut zu wissen: Die SBB verkaufen auch Sparbillette, die nicht unter die Vereinbarung mit dem Preisüberwacher fallen. Bei diesen kann der Rabatt weniger als 30 Prozent betragen.
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SBB verkaufen zu wenig Sparbillette
Verkauf nur via Internet oder Handy-App ist meiner Meinung nach missbräuchlicher Wettbewerb, da Personen, welche keinen Computer oder entsprechendes Handy besitzen, solche Billette also nicht beziehen können. Zu diesen Personen gehört zum Beispiel mein Mann. Ist es also so, wer keine solche Elektronik benützen möchte, kann nur noch beschränkt Zug fahren oder bezahlt ganz einfach die höheren Tarife? Für mich wieder einmal die Bestätigung, dass wir weiterhin mit dem Auto fahren da ja das Tanken noch nicht vom Besitz eines Computers abhängt.